Als Volksschullehrerin befindet sie sich gerade in den Sommerferien, absolviert aber ein einmonatiges Praktikum im psychologischen Bereich. Danach steht eine Reise nach Namibia an. Ein Auszug aus meinem heutigen Heimweh-Interview mit der Nußdorferin Carina Fiechtner.
Aber der Reihe nach. Carina lebt seit dem Beginn ihrer Studienzeit in Graz. Bei ihrer Osttiroler Familie schaut sie vierteljährlich vorbei, der Heimatbezug habe sich nicht verändert. „Gott sei Dank habe ich nach wie vor einige Kontakte gehalten und treffe auch in Graz immer wieder Osttiroler.“ In ihrem ersten Heimweh-Interview vor sieben Jahren war eine Rückkehr denkbar, auch diesem Gedanken ist Carina treu geblieben. „Ich habe zwar noch kein konkretes Datum festgelegt, aber langfristig steht die Heimkehr-Option schon am Programm“, erklärt sie.
Die sympathische Osttirolerin befand sich vor besagten sieben Jahren inmitten ihres Primärpädagogik Studiums in Graz, das sie nach einem Auslandssemester in England regulär abgeschlossen hat. „Zeit verloren habe ich durch meine Zeit in England keine, da ich damals Kurse belegt habe, die gleichwertig zu meinem österreichischen Studienverlauf waren.“ Auf den Bachelor folgte der dazugehörige Master. „Auch die Corona-Pandemie hat mich nicht eingebremst, weil alles problemlos auf Online-Lehre umgestellt werden konnte.“
Als sich ab Frühjahr 2020 viele Türen aufgrund der globalen Pandemie schlossen, fasste Carina den Entschluss, ein Herzensprojekt umzusetzen. „Ich liebe Bilderbücher und kann an keiner Buchhandlung vorbeigehen, ohne mir welche anzuschauen.“ So beschloss Carina kurzerhand, ihr eigenes Kinderbuch mit dem Titel „Sami und sein Lächeln“ zu gestalten und „in dieser so negativen Zeit etwas Positives entstehen zu lassen“.
Aus ihrer ersten Publikation ergab sich auch ihr Masterarbeits-Forschungsprojekt. „Das Buch war die Basis für eine Befragung von Volksschulkindern und Lehrern. Dabei habe ich mir vor allem angeschaut, wie Inhalte ankommen und aufgefasst werden.“ Die Interviews wurden Pandemie-bedingt online durchgeführt, mit den anschließend anonymisierten Ergebnissen schloss Carina erfolgreich ihre Masterarbeit ab.
Nach dem Abschluss ihres Masterstudiums lebte und arbeitete Carina für acht Monate in Spanien. „Ich war dort in zwei Volksschulen als Sprachassistentin tätig und habe den spanischen Schulalltag erlebt. Das war wirklich eine tolle Zeit. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen – alle waren extrem nett, sowohl die Lehrer als auch die Kinder.“ Während ihrer Zeit in Spanien entstand auch ihr zweites Bilderbuch. „Wie auch im ersten Buch, geht es in der Fortsetzung wieder um Sami, den Quokka. Dieses Mal reist er auf die Galapagos Inseln, wo er neue tierische Freunde kennenlernt“, fasst sie den Inhalt von „Quokka Sami auf Reisen – Auf den Galapagos Inseln ist heute etwas verkehrt“ zusammen.
In der neuen Ausgabe zeigt die Osttiroler Autorin bewusst außergewöhnliche Tiere, die auf der Inselgruppe leben. Wer sich mit Carina’s Sami auf Reisen begeben will, findet beide Ausgaben der Kinderbuch Reihe bei den Tyrolia Filialen in Lienz und in der Grazer „Bücherstübe“ sowie in der großen Buchhandlung „Morawa Moser“. Die erste Ausgabe kann zudem bei Amazon bestellt werden.
Nach der Rückkehr aus Spanien startete Carina in die Praxis und war in den vergangenen zwei Jahren an einer Grazer Volksschule angestellt. „Damals habe ich eine vierte Klasse übernommen, darauf folgte letzten Herbst eine erste Klasse. Da ich mich habe versetzen lassen, starte ich das neue Schuljahr im Herbst an einer anderen Volksschule in Graz.“
Ihr großes Hobby, das Tanzen, kann Carina aus Zeitgründen nicht mehr in der gleichen Intensität ausüben, wie sie es während ihrer ersten Graz-Jahre getan hat. „Ich habe damit aufgehört, bevor ich nach Spanien gegangen bin. Damals hatten wir mindestens drei Trainingseinheiten pro Woche, dafür hätte ich keine Kapazitäten gehabt.“
Langweilig wird Carina in ihrer Freizeit trotzdem nicht. „Ich spiele Gitarre und besuche dafür auch Unterricht. Ich nehme auch online Spanischstunden, um meine Kenntnisse zu vertiefen. Abgesehen davon gehe ich gerne Inlineskaten oder bin in den (Osttiroler) Bergen unterwegs, wenn ich mal daheim bin.“ Die junge Lehrerin erzählt auch von einem Gletscherkurs, den sie vor Kurzem absolviert hat. „In dem Rahmen wollten wir auch den Großvenediger besteigen. Leider haben es die damaligen Wetterbedingungen nicht zugelassen und so haben wir das Projekt vorerst abgebrochen. Das will ich aber auf jeden Fall noch mal angehen“ ist sich Carina sicher.
„Sobald es irgendwie geht, bin ich weg.“
Das Reisen hat es ihr besonders angetan. „Ich war in Ecuador, auf den Galapagos Inseln, auf Sri Lanka, Island, Thailand, in Rumänien, den USA und diesen Sommer auch in Namibia. Dort bin ich ‚leider‘ nur zwei Wochen lang mit meinem Freund.“ So wird das afrikanische Land per Jeep erkundet.
Auf mögliche zukünftige Pläne angesprochen, erzählt Carina von ihrem neuen Projekt. „Ich habe im März ein neues Studium gestartet und mache das Propädeutikum für Psychotherapie. Derzeit sammle ich Praxisstunden in einer Therapieeinrichtung für alkoholkranke Menschen und lerne dabei, wie Therapie- und Tagespläne aufgebaut und umgesetzt werden.“
Psychologie hat die Osttirolerin schon immer interessiert. „Die Idee eines solchen Studiums habe ich früher verworfen – jetzt ist sie wieder präsent geworden, da es in der Schule, in der ich bisher unterrichtet habe, viel an psychologischer Begleitung bedarf.“ Als Lehrerin könne man nicht alle Kinder so gut abholen bzw. psychologisch begleiten, wie sie es benötigen würden, da die zeitlichen Ressourcen fehlen. „Bei der Arbeit im Einzelsetting kann man noch bedarfsorientierter mit den Kindern arbeiten und sie dadurch individuell besser im Umgang mit ihren teils traumatischen Vorerfahrungen unterstützen. Leider gibt es viele Kinder, die einen großen Rucksack mit sich herumtragen.“ Auch wenn Carina derzeit mit Erwachsenen lernt und arbeitet, kann sie sich in Zukunft das Arbeiten mit allen Altersgruppen vorstellen.
Rückblickend auf die vergangenen sieben Jahre schwärmt die junge Osttirolerin vor allem von ihren Auslandsaufenthalten: „Es ist einfach so cool, wenn man in einem Land länger als nur für einen Urlaub bleiben kann. Daher schlummert in mir der Wunsch, noch einmal ins Ausland zu gehen.“ Konkrete Pläne dafür bestehen derzeit aber noch nicht. „Ansonsten war mein Berufsstart spannend und herausfordernd zugleich. Einerseits war man praktisch gefordert, andererseits hat das dann wiederum den Wunsch entstehen lassen, mich erneut weiterzubilden und das vorher erwähnte Propädeutikum zu starten.“
Bei meiner Frage zu möglichen Ratschlägen, die sie ihrem Ich aus dem Jahr 2017 mitgeben würde, kommt Carina ins Grübeln. „Ich habe mir immer vorgenommen, ein Studium fertig zu machen, zu arbeiten und mal ins Ausland zu gehen. Das habe ich gemacht – ich kann mir keinen Vorwurf machen, dass ich was nicht gemacht hätte“, zieht sie Resümee. Ein Ratschlag fällt ihr dann doch ein. „Bewahre deine Offenheit für neue Sachen. Vor meinem aktuellen Studium bzw. Praktikum wusste ich nicht, was auf mich zukommt. Ich bin aber sehr offen in das Ganze reingegangen und gleich auf so viel Herzlichkeit gestoßen, dass alle Zweifel unbegründet waren.“
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