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K-Pop führt zu Studienboom an der Uni Wien

Viele inskribieren das kleine Fach Koreanologie – oft mit falschen Erwartungen.

An der Uni Wien fand sich in der Liste der Studien mit Aufnahmeverfahren für das kommende Studienjahr diesmal neben Massenstudien wie Biologie oder Jus auch das kleine Fach Koreanologie. Der Grund dafür: K-Pop. Seit ab 2012 koreanische Popmusik Teil der Jugendkultur Europas wurde, boomt das Fach. Über 100 Neuinskriptionen - davon über 80 Prozent Frauen - gibt es seit 2018 jedes Jahr. Viele kommen jedoch mit falschen Erwartungen, nur ein Drittel schließt das Studium auch ab.

Die Koreanologie ist an der Universität Wien noch vergleichsweise jung, erst seit 2009 ist sie ein eigenständiges Bachelorstudium. 52 Studienanfänger gab es damals, das Geschlechterverhältnis war in etwa ausgeglichen. Kurz darauf kam der Master dazu. Mit dem Aufstieg von K-Pop, koreanischem Film und der dortigen Popkultur in Europa ab 2012 wurde auch das Studium „ein bisschen zur Modeerscheinung“, wie der Koreanologie-Professor und Vize-Studienprogrammleiter am Institut für Ostasienwissenschaften, Jerome de Wit, im Gespräch mit der APA einräumt.

Ähnliches habe es einige Jahre bei der Japanologie in den 1980ern nach Erscheinen von Filmen wie „Shogun“ oder in den 1990ern bei der Sinologie mit dem beginnenden Aufstieg Chinas zur weltweiten Wirtschaftsmacht gegeben - nur dass bei der Koreanologie der Studierenden-Boom angehalten habe.

Das sind keine Koreanologie-Studenten, sondern K-Pop-Stars, die man nicht an der Uni Wien antrifft. Foto: APA/AFP

Die Folge waren zu viele Studierende für zu wenig Personal, obwohl laut de Wit in den vergangenen Jahren durchaus in das Fach investiert wurde. „Zur Sicherung der Qualität, vor allem in unserem Sprachprogramm, brauchen wir wirklich eine Bremse“, begründet er die Entscheidung für ein Aufnahmeverfahren. Im Sprachprogramm etwa sei ein individuelles Eingehen auf die Studierenden so nicht möglich.

Doch nicht nur die schiere Zahl der Studierenden sei zu hoch für das Institut. Viele hätten auch die Erwartung, im Studium nur die koreanische Sprache zu erlernen. Bei mehr als der Hälfte der Ausbildung gehe es aber um die wissenschaftliche Beschäftigung mit Geschichte, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft Koreas. Die Folge: „Schon zu Weihnachten fallen viele weg.“ Nur ein Drittel schließt das Studium ab - und das, obwohl es laut de Wit meist als Erststudium gewählt werde und nicht als zusätzliches Fach.

Mit dem Aufnahmeverfahren soll sich das künftig ändern. Nach zuletzt 112 Studienanfängern gab es diesmal nur 65 Anmeldungen zum Aufnahmeverfahren für das Studienjahr 2024/25. Das waren zwar noch immer mehr als die 54 vorgesehenen Anfängerplätze, diesmal wurden trotzdem alle Bewerberinnen und Bewerber auch ohne Test aufgenommen. Voraussetzung ist, dass sie sich registriert und das verpflichtende Self Assessment durchlaufen haben. In dem wird u.a. hervorgehoben, dass es bei Koreanologie neben dem Spracherwerb auch um wissenschaftliche Fragestellungen geht, es ein Studium mit viel Lernaufwand ist - und dass K-Pop und die Popkultur Koreas im Allgemeinen kein Inhalt des Studium sind.

Und noch eine Maßnahme soll dafür sorgen, dass die Dropout-Rate sinkt: Mit einer ab Herbst wirksamen Studienplanreform will die Studienprogrammleitung stärker auf die Interessen der Studierenden eingehen, etwa auf koreanische Sprache in der Wirtschaft. Bei „Digital careers and studies“ sollen die Studierenden den Umgang mit Daten in Zusammenhang mit koreanischen Themen und Sprache erlernen. Außerdem soll das Fach besser studierbar werden, indem nicht mehr alle Module aufeinander aufbauen, wodurch eine negative Note bisher zu einer Verzögerung des Studiums geführt hat.

Die erfolgreichen Koreanologie-Absolventinnen und -Absolventen landen übrigens in den verschiedensten Bereichen: von Journalismus über internationale Organisationen wie die UNO bis zur Gaming Industrie. Viele hätten auch das Ziel, in Korea weiterzustudieren, so de Wit. Derzeit wird der Aufbau eines Alumni-Netzwerkes vorangetrieben.

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