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Vereinsporträt: Rapid Lienz damals und heute

Robert Müller erzählt von den Mannschaften, Finanzen und der Fangemeinde. Und wir kramen im Archiv.

Ab diesem Wochenende regiert in Osttirol wieder König Fußball. In der Sommerpause haben sich die Mannschaften auf ihre Gegner aus den umliegenden Gemeinden und Oberkärnten vorbereitet. Auch wir haben uns bereit gemacht und werfen ab sofort auch einen Blick hinter die aktuellen sportlichen Ergebnisse. Wann wurden die Vereine im Bezirk Lienz gegründet? Schlimmste Niederlage oder höchster Sieg? Wie schaut eine Trainingswoche aus? 

Zum Auftakt kramen wir in den Archiven des Rapid Lienz. Mit einem Auswärtsspiel am Sonntag, 4. August, starten die Grün-Weißen in die Saison 2024/25. Was von der Rapid-Elf erwartet wird, wurde bereits im Saison-Vorschau-Artikel beantwortet. Über Vergangenheit und Zukunft, Nachwuchs und Mannschaften sowie Finanzen und Fangemeinde sprach Obmann Robert „Didi“ Müller in einem Interview mit Dolomitenstadt.

Wir trafen Robert „Didi“ Müller im Dolomitenstadion. Alle Fotos: Dolomitenstadt/Seifter

Seit 2009 ist Müller im Verein „SV Rapid Sonnenstadt Lienz“ tätig, 2012 übernahm er von Peter Strohmayer die Rolle des Obmanns. Vor der Corona-Pandemie wollte er sein Amt abgeben, „Platz machen für einen frischen Wind“, wie er selbst sagt. „Damals war aber niemand bereit, die Position zu übernehmen und in einer schwierigen Situation lässt man einen Verein nicht im Stich“, erklärt Müller, der nach wie vor als Obmann fungiert.

Wir sitzen im Schatten. Neben uns wird eine Grünanlage gemäht. Immer wieder buchen auswärtige Vereine das Dolomitenstadion, das der Stadt Lienz gehört, für ihre Trainingslager. Die Rapid-Elf muss dann auf Fußballplätze der Nachbargemeinden ausweichen, darunter Nikolsdorf und Leisach. Trainiert wird derzeit abends von Montag bis Mittwoch, mit Anfang August üben die Spieler wieder montags, mittwochs und freitags Standardsituationen, Ausdauer und Co. im Dolomitenstadion. Der Nachwuchs hat noch Sommerpause. 

Die Heimat des Rapid Lienz: das Dolomitenstadion.

Apropos Nachwuchs: Während Corona legte der Verein den Fokus auf die Nachwuchsarbeit. Mittlerweile trainieren ca. 200 Kinder in 14 Nachwuchsteams. Die U17 Elite setzt sich aus Jugendlichen des gesamten Talbodens zusammen, ist also eine Spielgemeinschaft mehrerer Gemeinden. „Den Hauptanteil machen Spieler aus Lienz aus“ betont Müller. Mit der 1b-, der Damen- sowie der Kampfmannschaft zählt Rapid Lienz insgesamt 17 Mannschaften. 

„Wir sind der einzige Damenverein in Osttirol. Mir liegt dieses Team am Herzen, damit die Frauen im Bezirk, die Fußball spielen wollen, das auch ausüben können.“

Obmann Robert „Didi“ Müller

Wie finanziert sich so ein großer Verein, genauer gesagt der größte Fußballclub in Osttirol und Oberkärnten? „Unser Budget beträgt rund 200.000 Euro“, nennt Müller eine Größenordnung. Diese Summe setzt sich aus Sponsorbeiträgen – allen voran die Förderung durch die Stadt Lienz – einer Ausbildungsentschädigung sowie den Einnahmen der gepachteten Kantine zusammen. Auch aus Liechtenstein fließt Geld in die Kassen von Rapid Lienz. Ein gebürtiger Osttiroler, den Müller anfangs für eine Ballspende anfragte, unterstützt den Fußballverein im Rahmen einer Stiftung seit vielen Jahren.

Eine weitere Einnahmequelle, deren gesamte Erlöse in den Nachwuchs fließen, ist der Fanartikel-Shop. Seit diesem Jahr werden neue Artikel und Produkte angeboten. Der Obmann zeigt sich begeistert: „Der Fanartikel-Shop hat bereits gut eingeschlagen.“ Während des Interviews müssen wir sogar eine kurze Pause einlegen, Müller zeigt einem interessierten Gast im Stadion welche Produkte es gibt. 

Es scheint, als könnten die eingefleischten Fans zu jedem Spiel der Saison ein anderes Outfit tragen: T-Shirts mit großem oder kleinem Logo, Pullover mit dem Gründungsjahr, Turnbeutel in neun verschiedenen Farben, Jacken und Westen, Bodies und Mützen für Babys, Accessoires, usw. 

Damals! Fanartikel SV Rapid Lienz in den 80er-Jahren. Foto: Stefan Weis/Rapid Lienz Archiv
Heute! Fanartikel SV Rapid Sonnenstadt Lienz. Screenshot: Rapid Lienz Fanshop

Zurück im Gespräch frage ich nach, wie viele Zuschauer im Durchschnitt pro Match ins Dolomitenstadion kommen. Didi Müller muss nicht lange überlegen, er hat die Zahlen im Kopf: „Bei den Derbys schauen meistens zwischen 800 und 1200 Leute zu, bei den anderen Spielen kommen in etwa 300 Leute.“ 

Und was bekommen die Zuschauer in dieser Saison zu sehen? Kurz und knapp: eine junge Mannschaft mit acht neuen Gesichtern. Müller klärt auf: „Zwei langjährige Spieler, Manuel und Patrick Eder, haben aufgehört. Neben diesen beiden haben wir sechs weitere Abgänge zu verzeichnen.“ Sechs Neuzugänge kommen von umliegenden Vereinen, zwei aus Slowenien. 

Bevor wir abschließend einen Blick in die nahe Zukunft von Rapid Lienz werfen, schauen wir zurück in die Vergangenheit. Und die hat es in sich! 

Das ist das erste Team von Rapid Lienz, fotografiert im September 1946. Repro: Rapid Archiv

Noch mehr Archivbilder findet man hier!


Am 15. März 1946 wurde der Sportverein Rapid Lienz gegründet. Aus dem Archiv entnehme ich: „Die ersten Spiele bestritt der neue Verein gegen britische Garnisons- und diverse Lagermannschaften, und es kam auch schon zu ersten Kontakten mit Clubs des Nachbarbundeslandes Kärnten.“ 

In den Folgejahren entpuppt sich Lienz immer wieder als Aufsteiger in den Kärntner Meisterschafts-Klassen. Vor genau 50 Jahren, in der Saison 1974/75, spielte die Lienzer Fußballmannschaft dann in der zweithöchsten Spielklasse. Damals noch als „Sportverein Rapid Lienz“, hielt sich der Verein sieben Jahre lang in der sogenannten Nationalliga. 

In diesen Jahren verzeichnete Rapid auch den wohl größten Erfolg: den Einzug in das Semifinale im österreichischen Fußballcup. Im Match gegen den regierenden Meister FC Wacker Innsbruck mussten sich die Lienzer jedoch mit 2:1 geschlagen geben. 

Im Jahr 2000 musste der Spielbetrieb dann eingestellt werden. Bereits 1999 konnte eine Anmeldung zum Konkurs nicht mehr verhindert werden, im Jahr darauf wurde dieser abgewickelt. Durch mehrere Fusionierungen noch bestehender Vereine und Namensänderungen ist ein „neuer“ Fußballklub Rapid Lienz in der 1. Klasse entstanden. Seit 2007/08 mischt dieser spielerisch wechselnd in der Kärntner Liga und der Unterliga West mit. 

 Zurück ins Jahr 2024 und zum Interview mit Obmann Didi Müller gibt es abschließend noch eine Frage zu klären: „Gibt es einen Plan für die kommenden Saisonen?“ 

Alexandra Hassler stammt aus Irschen, hat die HAK Lienz absolviert und ist als junge Redakteurin auf lebendige, multimediale Reportagen und Videos spezialisiert.

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5 Postings

Oggu84
vor 2 Wochen

Nur der Nachfolgeverein ...

 
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    observer99
    vor 2 Wochen

    Stimmt, der Traditionsclub Rapid Lienz war pleite. Die ehemalige KAJ Lienz wurde in RAPID Lienz umbenannt. Somit gibt es Rapid Sonnenstadt Lienz erst seit gut 20 Jahren.

     
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      Oggu84
      vor 2 Wochen

      Rapid Lienz NEU ist der Nachfolgeverein des SV Lienz (gegründet 2000), der wiederum Nachfolgeverein des legendären SV Rapid Sparkasse Lienz war. Also eigentlich ist das derzeitige Rapid nur der Nachfolgeverein des Nachfolgevereins.

       
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      lienzer77
      vor 6 Tagen

      Dachte die Lizenz wurde vom ASV übernommen da die UKAJ ja in der 2. Klasse gespielt hat. Ich vermisse den ASV und dessen gute Nachwuchsarbeit. Musste leider sterben zu Gunsten von Rapid...

       
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    Edi1913
    vor einer Woche

    jo mei, nicht anders als in Ibk., Sbg.(die Violetten) oder Linz (BW) usw. usf. Das sind auch alles komplett neue Vereine.

     
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