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Am Puls der Zeit nicht blei­ben, sondern ihn bestimmen

Mit der Ausstellung „Nähen“ beginnt die Kunstwerkstatt am 2. August um 19.00 Uhr einen Transformationsprozess.

„Nähen“ ist die Mehrzahl von Nähe und ein Tun, das Verbindungen schafft. Aus dieser Gedankenverknüpfung entstand ein Projekt, das junge Künstlerinnen und Künstler, die sich physisch aus Wien, metaphysisch aber von Instagram und manchmal auch nur beim Vornamen kennen. Ob man sich ihre Nachnamen merken muss, wird ab 2. August in einer gemeinsamen Ausstellung in der Kunstwerkstatt Lienz ermittelt.

Die Kunstwerkstatt Lienz will damit einen Transformationsprozess einleiten, der die Verantwortung nach und nach den beteiligten Kunstschaffenden überträgt und andererseits den Ansprüchen der Zukunft schon vor jenem Moment Rechnung trägt, der produktives Handeln nur mehr als Reagieren zulässt – mit anderen Worten: Künstlerinnen und Ausstellungsmacher möchten am Puls der Zeit nicht nur bleiben, sondern ihn auch bestimmen.

Überraschend traditionsverbunden sind die Disziplinen, in denen sich die jungen Kunstschaffenden bewegen: Es wird gezeichnet und gemalt, skulpiert und fotografiert. Allerdings ist der Einfluss neuer und „sozialer“ Medien sowohl in ihrem Blick auf die Wirklichkeit als auch in dessen bildhafter Darstellung zu spüren. Sie alle eint die Einschätzung der Kunst als eine „nicht selbstverständliche Möglichkeit, zu zeigen, zu teilen, wie man denkt und fühlt“ (Anna Hehle).
Beteiligte Künstlerinnen und Künstler:

Maria Grubinger studiert Restaurierung an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Sie zeigt gemalte Bilder aus dem Familienalbum, darunter auch ihr Selbstporträt, welche die Digitalisierung bereits hinter sich haben.

Maria Grubinger, Selbstporträt

Die Kommunikationsdesignerin Anna Hehle studiert in München und hat sich aus einer Fülle unterschiedlicher Arbeiten mit einem herzlichen „Dankeschey!“ für eine Serie von „Handzeichen“ entschieden, in denen sie die Wechselwirkung von Natur und Selbstporträt, visueller Kommunikation und sozialen Medien auskundschaftet.

Anna Hehle, Handzeichen

Auch Elena Kerschbaumsteiner liebt Pflanzen und Tiere in der freien Natur und beobachtet sie „mega gern“. Sie studiert Biologie und Deutsch im Lehramt an der Uni Wien und wird „Wasservideos“ von der Neuen Donau und mit Anna Hehle ein digitales Blumenstück gestalten.

Der Dölsacher Felix Hell studiert „Skulptur und Raum“ bei Hans Schabus an der Angewandten, will sich jedoch in seiner Heimat mit einem großformatigen Gemälde, wie er selbst sagt, „einen Schritt aus der Komfortzone“ wagen.

Madeleine Kofler aus Nußdorf-Debant hat schon im Vorjahr in der Kunstwerkstatt Lienz ausgestellt und dolomitenstadt.at hat ihr zu diesem Anlass ein Porträt gewidmet. Sie hat ihr Studium an der Kunstuniversität Linz im Juni abgeschlossen. Ihre surrealistische Skulptur „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ reflektiert Facetten des Erwachsenwerdens, den Prozess des Entwurzelns, des Wachsens und des Tragens von Früchten.

Martina Ruech, Chromatische Metamorphose, Work in Progress

Martina Ruech war für den Life Ball in Wien und den Operetten-Sommer in Kufstein mit der Fertigung von Kostümen befasst und engagierte sich auch als Kulturreferentin im Tiroler Studentenheim. Martina erwarb im Juni ihr Diplom an der Kunstschule Wien und studiert jetzt Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur.

Clemens Erlsbacher (Zeichnung, Skulptur nach Franz v. Defregger) und Elena Reisinger (Digitalfotografie) arbeiten beide in der Kunstwerkstatt Lienz und haben dort auch schon ausgestellt. Sie sind maßgeblich an der Organisation der Schau beteiligt.

Liveacts im Rahmen der Ausstellung:

2. August, 19.00 Uhr: Die Vernissage am Freitag wird von Twin-Headed Boy, dem Vizestaatsmeister im Beatboxen 2023 umrahmt.

The Sound of Paella – Liveperformance mit Oliver Deutsch, Ulla Rauter und Stefan Voglsinger am 8. August um 19.00 Uhr in der Kunstwerkstatt. Foto: Deutsch

8. August, 19.00 Uhr: The Sound of Paella︱Oliver Deutsch, Ulla Rauter & Stefan Voglsinger

Kochen als kollektive Sound Performance: Der Koch und Percussionist Oliver Deutsch hatte die Idee zu einer Performance, die Kochen und Musik miteinander verbindet. Das Kochen einer Paella wird mithilfe von Mikrofonen und elektronischen Effekten verstärkt und musikalisch interpretiert. Ein multisensorisches Klang-Erlebnis, das die Zuhörer:innen akustisch mit in die Paella-Pfanne nimmt und sie anschließend mit Kostproben des kulinarischen (Sound)-Materials versorgt. Konzept: Oliver Deutsch, Vertonung: Ulla Rauter & Stefan Voglsinger


Die Ausstellung „Nähen“ in der Kunstwerkstatt Lienz, Mühlgasse 8a, ist bis 29. August zu sehen.

Rudolf Ingruber ist Kunsthistoriker und Leiter der Lienzer Kunstwerkstatt. Für dolomitenstadt.at verfasst er pointierte „Randnotizen“, präsentiert „Meisterwerke“, porträtiert zeitgenössische Kunstschaffende und kuratiert unsere Online-Kunstsammlung.

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