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… Nähe, Akzeptanz und ein gutes Zusammensein!

Sechs Bewohner:innen des Wohn- und Pflegeheims Lienz verraten das Geheimnis hinter guter Freundschaft.

Die ersten Freundschaften entstehen schon in der frühen Kindheit, häufig sogar ganz automatisch beim Spielen im Sandkasten oder beim Rutschen im Schwimmbad. Im Kindergarten werden Freundebücher ausgetauscht, fast alle aus dem Bekanntenkreis tragen sich dort ein und zählen damit zur Freundesgruppe. Mit Gleichaltrigen erlebt man die Schulzeit und hat so eine Beziehung zueinander, die auf gemeinsamen Erinnerungen beruht.

Auch später knüpft man immer wieder neue Freundschaften durch Hobbies, den Arbeitsplatz oder andere Verbindungen. Je älter man jedoch wird, desto mehr kristallisieren sich die sogenannten wahren Freunde heraus – Menschen, auf die man sich in allen Lebenslagen verlassen kann. Am heutigen internationalen Tag der Freundschaft, 30. Juli, blicken Bewohnerinnen und Bewohner des Wohn- und Pflegeheims Lienz auf die Freundschaften in ihrem Leben zurück und geben Ratschläge für die jüngeren Generationen.

Auf einem Whiteboard halten die Bewohner:innen ihre Gedanken zum Thema Freundschaft fest. Alle Fotos: Dolomitenstadt/Seifter

Bruna Mandler ist 86 Jahre alt und kommt aus Irschen. Die ehemalige Obfrau der Frauenbewegung ihrer Heimatgemeinde hat gerne viele Leute um sich. Im Wohn- und Pflegeheim Lienz sind ihr ihre Freundschaften sehr wichtig: „Ich bin sehr glücklich hier und verstehe mich mit allen gut. Es ist schön einander zu helfen. Schwer fällt es mir, wenn gute Freunde die Augen für immer zu machen, aber Freundschaft, die von Herzen kommt, bleibt für immer“, betont Bruna.

„Freundschaft ist für mich ein würdiges Wort! Freunde sind für mich Leute, die man gerne mag. Wichtig ist, dass man sich gegenseitig akzeptiert und die Freundschaft pflegt, so können Freunde auch zur Familie werden.“

Bruna Mandler

Brunas längste Freundschaft besteht schon seit über 70 Jahren. Oft fuhr Bruna schon vor der Schule mit den Skiern zu ihrer Freundin, die auf einem großen Bauernhof lebte. Die Bauernfamilie nahm Bruna auf wie ein eigenes Kind. „Wir hatten selbst nicht viel zu essen, bei meiner Freundin bekam ich immer ein Butterbrot und Milch“, erinnert sich Bruna. Bis vor ein paar Jahren haben die beiden immer wieder gemeinsame Ausflüge im Ländle gemacht. Erst kürzlich kam Brunas Freundin aus Vorarlberg wieder einmal zu Besuch nach Lienz.

Frieda meint: „Gute Freunde halten besonders in schlechten Zeiten zusammen!“

Frieda Kleinlercher führt schon seit über 60 Jahren Brieffreundschaften. Ihre Brieffreundinnen sind über ganz Österreich verstreut, vor Friedas Umzug ins Wohn-und Pflegeheim waren sie oft bei ihr in Oberlienz zu Besuch. Seit einigen Jahren lebt die 84-Jährige nun im Seniorenheim, dort hat sie sogar eine alte Schulfreundin wiedergetroffen: „Wir hatten uns aus den Augen verloren und hier wiedergetroffen.“ Frieda schreibt leidenschaftlich gerne Gedichte, so auch zum Thema Freundschaft:

Das ist Freundschaft

Du hast gute Freunde,
wenn du Geld hast und Gut,
aber bist du am Boden, verlierst deinen Mut,
denkst alles wär sinnlos, wertlos und leer
dann kommt von den sogenannten „Freunden“ 
niemand mehr her!

Aber Freundschaft bewährt sich, 
sie gibt dir unendlich viel Kraft,
wenn dir jemand nur zuhört, 
du vieles dann schaffst.
Freundschaft ist wertvoll
wie ein Stückchen Brot,
ein Freund ist nur der,
der dir auch hilft in der Not!

-Frieda Kleinlercher, 
Wohn- und Pflegeheim Lienz


Wie durch ihr Gedicht deutlich wird, ist Frieda der Meinung, dass sich besonders in schlechten Zeiten herausstellt, wer die echten Freunde sind. Diese Freundschaften sollte man besonders wertschätzen. Frieda rät: „Nicht immer den eigenen Willen durchsetzen, sondern aufeinander zugehen!“

In ihrem Apartment im Wohn- und Pflegeheim hat Eleonora auch ein Bild ihrer guten Schwestern-Freundin aufgehängt.

Eleonora Buchrainer wird im Dezember hundert Jahre alt und war früher als Krankenschwester tätig. An ihre Schwesternzeit erinnert sie sich gerne zurück. Während ihrer Ausbildung in Stuttgart hat sie eine sehr gute Freundin kennengelernt, die sie auch nach ihrer Ausbildung noch oft in Deutschland besucht hat. Schon in der Schulzeit war sie immer mit allen gut zurechtgekommen, erzählt Eleonora. In einer wahren Freundschaft kann man sich aufeinander verlassen, Eleonora betont jedoch: „man sollte trotzdem eigenständig sein und nicht die ganze Zeit aufeinander kleben.“

„Die Erhaltung guter Freundschaften ist sehr wichtig. Dazu muss man selbst einen Beitrag leisten.“

Eleonora Buchrainer
Hildegard ist der Meinung, dass vor allem gemeinsame Interessen beim Schließen von Freundschaften hilfreich sind.

Auch Hildegard Mötzl ist die Freiheit in der Freundschaft wichtig. Die 84-Jährige verbringt ihre Zeit gerne draußen und mit dem Stricken: „Ich habe eine gute Kollegin hier im Wohn- und Pflegeheim. Sie häkelt sehr schön und ich stricke, dass macht uns zu einem tollen Duo“.

„Trotzdem ist es mir wichtig frei zu sein, ich mag es nicht nur drinnen herumzusitzen, lieber bin ich in der Sonne“, erzählt Hildegard während sie ihre Stricknadeln und den gelben Faden weiterhin fest in den Händen hält. Sie scherzt mit einem Zivildiener - der seine Mittagspause ebenfalls in der Sonne verbringt - als er meint: „Du bisch anfoch eine Mocherin!“. Hildegard antwortet lachend: „Ja, das stimmt!“ Um gute Freundschaften zu knüpfen, setzt Hildegard besonders auf Ehrlichkeit: „Die Jugend soll ruhig direkter sein und öfter sagen, was sie sich denkt.“

Die Putzhubers sind der Ansicht, dass man guten Freunden sehr nahe steht.

Auf die Frage nach der Bedeutung von Freundschaft antwortet das Ehepaar Putzhuber wie aus der Pistole geschossen: „Jo, dass man zommholtet! - und das nicht nur bei Feierlichkeiten, sondern besonders im Alltag.“ Rosmarie und Peter halten auf alle Fälle zusammen, gemeinsam leben sie in einem Apartment im Wohn- und Pflegeheim Lienz. Dort hat Rosmarie sogar eine alte Freundin, ihr ehemaliges Nachbarmädchen, wiedergetroffen.

„Man nimmt seine Freundinnen und Freunde so, wie sie sind, man kritisiert sich nicht, sondern hilft sich gegenseitig - solche Freundschaften sind eine Herzenssache.“

Maria Rosa „Rosmarie“ Putzhuber

Ihren Ratschlag für die Jungen formuliert Rosmarie so: „Es ist wichtig großzügig zu sein, vor allem soll man auch im Denken großzügig sein. Gute Freundschaften sind so wertvoll, man sollte gut auf sie aufpassen.“ Peter schmunzelt zustimmend.

Bruna, Frieda, Hildegard, Eleonora, Rosmarie und Peter haben in ihrem Leben viele Erfahrungen mit Freundschaften gemacht. Mit einigen ihrer Freunde verband und verbindet sie eine jahrzehntelange Gemeinschaft, andere haben sie im Lauf des Lebens aus den Augen verloren und zum Teil später in vertrauten Begegnungen wiedergetroffen. Eines machen alle sechs Bewohner:innen deutlich: Freundschaften sind ein bedeutender Teil des Lebens, eine Voraussetzung für diese Verbindungen ist die gegenseitige Wertschätzung und Akzeptanz. In diesem Sinne, einen schönen Tag der Freundschaft!

Lea Seifter hat am BG/BRG Lienz maturiert und arbeitet als Jungreporterin für dolomitenstadt.at.

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