Viel hat sich getan, seit wir Thomas Gruber vor fast sieben Jahren zum virtuellen Interview getroffen haben. Der Tristacher befand sich damals inmitten seines Au-Pair Jahres in Amerika. Mittlerweile ist er als Architekt in Osttirol und Graz unterwegs. Aber von vorne. Thomas ist in Tristach aufgewachsen, er lebt und arbeitet mittlerweile in Graz. „Ich bin jetzt fix in Graz, habe meine Wohnung und pendle ab und zu nach Osttirol.“
Das wird auch in nächster Zeit so bleiben, denn „in Graz habe ich alles, was ich brauche – mir taugts!“ Bisher waren die Familienbesuche im zwei Monats-Abstand eingeplant, durch seine Arbeit ist er aber derzeit öfter in Osttirol anzutreffen. „Im Moment haben wir dort eine Baustelle, die ich mitbetreuen darf. Daher habe ich das Glück, öfter daheim vorbeischauen zu können.“
Derzeit kommt Osttirol als Hauptwohnsitz allerdings nicht in Frage. „Freizeittechnisch ist in unserem Bezirk zwar einiges mehr möglich, aber beruflich gibt es hier keinen Mehrwert. Die Chancen dafür stehen in Städten besser.“ Eine Rückkehr in die Heimat schließt er dennoch nicht aus: „Wenn es mich irgendwann zurückziehen sollte, siedle ich aber auf jeden Fall wieder nach Osttirol.“
Thomas ist ein kommunikativer, weltoffener Typ. Das schließt man vor allem aus seinen Erfahrungen in Amerika. „Meine Zeit in Amerika habe ich sehr positiv abgeschlossen.“ Auch bei einem Praktikum während des Studiums durfte er bei seiner ehemaligen Gastfamilie wohnen, dazu später mehr. Der Kontakt zu seinen amerikanischen Gastgebern ist bis heute nie abgerissen, diesen Sommer steht ein besonderes Wiedersehen an. „Die kleinen Jungs der Familie sind jetzt alt genug für einen internationalen Flug und so kommt mich die Gastfamilie hier in Österreich besuchen“, freut sich Thomas.
„Wenn ich die Chance jetzt nochmals hätte, würde ich es jederzeit wieder tun.“
Thomas über seine Au-Pair Zeit in Amerika
Die Au-Pair Erfahrung empfiehlt er jedem weiter. „Während meiner Studienzeit war ich teilweise für die Agentur, die auch mich damals begleitet hat – Cultural Care – im Einsatz und habe Infoveranstaltungen in Osttirol abgehalten.“
Die Entscheidung für sein anschließendes Architekturstudium fällte er noch in Amerika. „Dort habe ich mir viele Gedanken über meine Zukunft gemacht.“ Vor seiner Zeit in Amerika hat Thomas bereits in einem Statik Büro gearbeitet. Eine Rückkehr dorthin kam aber nicht in Frage, „da mich diese Thematik im Speziellen einfach nicht mehr so stark interessiert hat.“ Thomas wollte etwas anderes sehen, so habe sich die Architektur ergeben.
„Schlussendlich habe ich auf mein Bauchgefühl gehört. Ich habe schon im Kindergarten Häuser gezeichnet und meine Kindergartenbetreuerinnen haben damals gemeint, dass ich später sicher Häuser bauen werde.“ So folgten verschiedene Bewerbungen an österreichischen Universitäten. Schließlich entschied sich Thomas für die Technische Universität Graz. „In meiner Entscheidung unterstützte mich dabei damals auch meine amerikanische Gastfamilie“, erinnert sich Thomas. An den Bachelor wurde prompt auch ein Master angehängt. Die Entscheidung dafür war nicht von vornherein fix. „Ich habe mich dann dazu entschieden, das gleich durchzuziehen – wenn nicht jetzt, wann dann?“ Gesagt, getan. Thomas hat sein Masterstudium in Architektur vergangenes Jahr mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen.
So schließt sich für den Tristacher ein Kreis, denn „bereits während meines Studiums habe ich für den Virger Architekt Anton Mariacher gearbeitet. Das Büro befindet sich in Graz und ich bin mittlerweile schon seit fast fünf Jahren bei ihm im Büro.“ Während seines Studiums war es noch ein Nebenjob, seit letztem Sommer ist Thomas Vollzeit für das Architekturbüro unterwegs. „Eines unserer aktuellen Projekte, das neue Wohn- und Pflegeheim in Matrei, wird von uns betreut, daher darf ich jetzt öfters in Osttirol tätig sein.“ Ein angenehmer Nebeneffekt seiner Arbeit in Graz sei die Osttiroler Verstärkung im Unternehmen. „Ich bin übrigens nicht der einzige Osttiroler, wir sind insgesamt vier Osttiroler.“
Thomas’ nächstes Ziel ist die Vereidigung als Ziviltechniker und wenn es sich in Zukunft irgendwann ergibt, „würde ich gerne mein eigenes Büro leiten – wann, wie und wo steht aber noch in den Sternen“, erzählt er.
Seine Freizeit verbringt der junge Architekt im Winter auf den Tourenskiern und im Sommer auf dem Rad. „Graz und Umgebung eignet sich super zum Gravelbike fahren. Da spule ich derzeit an den Wochenenden einige Kilometer rauf. Das ist herrlich!“
Eine bedeutende Entscheidung der letzten sieben Jahre war für ihn neben dem Absolvieren seines Studiums auch der Entschluss, nochmals nach Amerika zu gehen. „Dort habe ich einen Einblick in die amerikanische Bauwirtschaft bekommen, das hat mir geholfen und die Augen geöffnet.“ Auf seine Praktikumsstelle in Amerika wurde er durch seine ehemalige Gastfamilie aufmerksam. „Dadurch, dass wir immer in Kontakt waren, habe ich nachgefragt, ob es in Amerika irgendwelche Möglichkeiten gibt, Praxiserfahrungen im Bereich der Architektur zu sammeln. So hatte ich am Ende zwei Büros zur Auswahl – ein Architekturbüro und ein Baumeisterbüro.“
Um einen Tapetenwechsel zum Architektur-Dasein zu erhalten, entschied sich Thomas für das Praktikum in Zweiterem. „Ich durfte zwei Baustellen gemeinsam mit meiner Vorgesetzten betreuen. Die extrem andere Art und Weise zu bauen, war für mich eine Umstellung. In Österreich ist alles penibel genau, in Amerika werden die Dinge eher locker angegangen.“
Rückblickend „hätte ich, glaube ich, alles genau so gemacht, wie ich es gemacht habe“, zieht Thomas ein Resümee der letzten sieben Jahre. „Ohne die Entscheidung nach Amerika zu gehen, wäre ich heute nicht da, wo ich jetzt bin.“ Einzig das Tempo im Abwickeln des Studiums hätte er gelassener angehen können, meint der Tristacher. „Ich bin zwei Wochen nach meiner Rückkehr aus Amerika bereits in mein Studium gestartet, da hätte ein bisschen Pause dazwischen Platz finden können“, meint er mit einem Schmunzeln.
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