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Derzeit kommt die Gebärdensprache an Österreichs Schulen kaum zum Einsatz. Foto: iStock/Andrii Zastrozhnov

Derzeit kommt die Gebärdensprache an Österreichs Schulen kaum zum Einsatz. Foto: iStock/Andrii Zastrozhnov

Gebärdensprache wird Maturafach an den AHS

Alternative zur zweiten lebenden Fremdsprache für gehörlose wie auch hörende Jugendliche.

Schülerinnen und Schüler an den AHS können künftig in der österreichischen Gebärdensprache (ÖGS) maturieren. Diese ist zwar seit 2005 verfassungsrechtlich anerkannt, in den Schulen kommt sie bisher aber kaum vor. Eine nun verordnete Lehrplannovelle sieht vor, dass gehörlose wie auch hörende Jugendliche ÖGS als Alternative zur zweiten lebenden Fremdsprache, Latein oder Griechisch und als Wahlpflichtgegenstand belegen können. Der neue Lehrplan gilt ab dem Schuljahr 2024/25.

Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) sprach am Mittwoch in einer Aussendung von einem wichtigen Schritt für mehr Inklusion im Schulsystem und einem „Zeichen der Wertschätzung und des Respekts für alle rund 9.000 gehörlosen Menschen in Österreich“. Die Präsidentin des Österreichischen Gehörlosenbundes, Helene Jarmer, sah zwar einen „ersten wichtigen Schritt“ zur Anerkennung von ÖGS an den Schulen. Für eine inklusive Gesellschaft, in der alle Schülerinnen und Schüler gleiche Chancen haben, müssten aber weitere Maßnahmen folgen.

Ein Lehrplan für Gebärdensprache existiert derzeit ebenso wenig wie approbierte Schulbücher für Volks- und Sonderschule, kritisierte etwa der Unabhängige Monitoringausschuss, der die Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung in Österreich überwacht, in seinem jüngsten Bericht. Gebärdensprache kann auch nicht offiziell als Unterrichtssprache verwendet werden, wenngleich das laut Monitoringausschuss an einem Dutzend Standorten in Österreich trotzdem getan wird.

Bereits vorbei ist laut Aussendung des Ministeriums auch der Begutachtungszeitraum der sonderpädagogischen Lehrpläne, in denen ÖGS für gehörlose und gehörbeeinträchtigte Schüler als verbindliche Übung verankert werden soll. Das Fach muss also verpflichtend besucht werden, es gibt aber keine Noten. Aktuell werden laut Ressort die Stellungnahmen gesichtet.

Derzeit gibt es in der Pflichtschule laut Bildungsministerium Gebärdensprache nur als Teil der verbindlichen Übung „therapeutisch-funktionelle Übungen“ oder in Kombination mit anderen Manual- und Gebärdensystemen. Vereinzelt bieten Standorte im Rahmen der Schulautonomie Gebärdensprache als unverbindliche Übung an, die Schüler freiwillig belegen können. Für hörende Kinder gehörloser Eltern (CODA-Schüler) gibt es derzeit gar kein Angebot, obwohl sie mit Gebärdensprache aufwachsen.

Grundsätzlich können gehörlose oder stark gehörbeeinträchtigte Pflichtschüler eine Sonderschule oder eine Inklusionsklasse mit Hörenden in einer Regelschule besuchen, die Entscheidung liegt bei den Eltern. Unabhängig vom Standort können sie dort in einzelnen oder allen Fächern nach dem ergänzenden Lehrplan der Sonderschule für gehörlose Kinder unterrichtet werden, der auf ihre besonderen Lernvoraussetzungen eingeht.

An den Pflichtschulen gibt es dabei laut Ministerium Förderung durch Pädagoginnen und Pädagogen mit Gebärdensprache-Kenntnissen und an Bundesschulen Dolmetschleistungen, damit sie Fachinhalte (z.B. Geografie, Mathematik, Physik) besser verstehen können.

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9 Postings

Senf
vor 4 Tagen

was ist denn das wieder amol für a diskussion hier. in meiner kindheit gab es einen gehörlosen burschen, unsere gundschullehrerin hat uns die gebärdensprache gezeigt und wir haben uns wetteifernd mit diesem mitschüler bestens unterhalten. er gehörte zu uns allen, wir hatten gemeinsam viel spass!

heute hilft mir diese gestik (reduziert auf herumfuchteln) um mich bei so manche/n ohstöpseltragenden und beschallten mitmenschen bemerkbar zu machen. :-)

 
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msalcher
vor 4 Tagen

mhm dann kennense Latein und Gebärde aber müssen trotzdem Studieren gehen, damit se was sein .... die AHS Matura gehört eingestampft, weil die Leute nach 8 Jahr Gymnasium no nix ham!

 
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    standard
    vor 4 Tagen

    Was AHS-Maturant:innen haben, ist wie der Name schon sagt, Allgemeinbildung. - Diese fehlt Ihnen augenscheinlich, sonst würden Sie so eiinen Blödsinn nicht schreiben. Die Leute haben nach vier (!) Jahren Oberstufe eine umfassende Allgemeinbildung um u. a. studieren zu können. Wieso sollte man eine BHS besuchen, wenn man weiß, dass man später sowieso studieren möchte? Übrigens, es ist der Sinn der (AHS-)Matura, dass die Schüler:innen anschließend studieren oder eine Ausbildung machen.

     
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Elisabeth_Putz
vor 5 Tagen

Integration und Barrierefreiheit sind und bleiben eine machbare Herausforderung. Ein blinder Schüler, eine blinde Schülerin kann die Gebärdensprache kaum oder nur eingeschränkt als Pflichtfach haben, da hier etwas Entscheidendes fehlt. Wir brauchen individuelle Lösungen, mit welchen jeder einzelne Schüler, jede einzelne Schülerin zufrieden ist, und genau das sollten wir anstreben, damit Barrierefreiheit für jeden gewährleistet ist und keine Zweiklassengesellschaft mehr entstehen kann. Liebe Grüsse, Elisabeth Putz

 
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r.ingruber
vor 5 Tagen

Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass der Monitoring-Ausschuss den Inklusionsgedanken selber noch nicht ganz gerafft hat: Sprache ist etwas Wechselseitiges und wurde erfunden, um zu kommunizieren. Dazu müssen beide Gesprächspartner, ob gehörlos oder nicht, zumindest so tun, als würden sie die Sprache des jeweils anderen beherrschen. Und so, wie wir in Frankreich nicht erwarten, dass die Einheimischen mit uns deutsch sprechen und daher Französisch lernen, sollten wir uns auch die Gebärdensprache aneignen. Mit Sonderpädagogik und therapeutisch funktionalen Übungen hat das rein gar nichts zu tun!

 
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    ruhigblut
    vor 5 Tagen

    👍

     
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lia
vor 5 Tagen

welchem weltfremden bürokraten ist denn das wieder eingefallen.

 
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    wolf_C
    vor 5 Tagen

    lia ist weltfremd

     
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      lia
      vor 4 Tagen

      man müsste erfahren, wieviele leute es betrifft. dass ich de böse bin, wenn ich sage, is das wirtschaflich, ist auch klar.

       
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