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Unis fordern Grundsicherung für Studierende

Kritik an „Verländerung“ der Hochschulpolitik und an unübersichtlichen Doppelstrukturen.

Die Universitätenkonferenz (uniko) schlägt die Einführung einer Grundsicherung für Studierende vor, die eine bestimmte Mindeststudienleistung erreichen. Als Höhe schwebt uniko-Präsident Oliver Vitouch die Ausgleichszulage (derzeit rund 1.200 Euro) vor - in ihr sollen dafür Familien- und Studienbeihilfe aufgehen. Erhalten sollen sie alle Studierende, die 40 ECTS-Punkte pro Studienjahr erreichen. Zum Vergleich: Die Mindeststudiendauer beträgt 60 ECTS pro Studienjahr.

Mit dieser Maßnahme sollen sich Studentinnen und Studenten vorwiegend auf ihre Ausbildung konzentrieren können, argumentierte Vitouch am Montagabend vor Journalisten die Position der uniko in ihren vor der Nationalratswahl präsentierten Forderungen zu „Universitäten 2030“. Nach der Ausbildung sollen Absolventen ab einer bestimmten Einkommenshöhe dann einen Teil davon wieder zurückzahlen.

Außerdem fordern die Unis eine gesamtösterreichische Hochschulplanung durch ein einziges Ministerium mit gebündelten Zuständigkeiten für Unis, Forschung und Innovation. „Derzeit ist die Verländerung der Hochschulpolitik ein Problem, weil sich die Länder durch die Gründung von Privatuniversitäten selbst verwirklichen“, so Vitouch.

Oliver Vitouch würde es begrüßen, wenn die Politik „wissenschaftliche Evidenz mehr in politische Leitlinien einfließen lassen würde“.

Für Privathochschulen gilt derzeit zwar ein Finanzierungsverbot durch den Bund - Länder oder Kammern können aber „private“ Hochschulen ohne weiteres finanzieren. „Gegen die Umwandlung von Landeskonservatorien wird man nichts sagen, wenn nur die Rechtsform geändert wird“, so Vitouch. Die Sinnhaftigkeit einer Medizinischen Universität Oberwart erschließe sich ihm aber nicht- Höhepunkt zuletzt sei die Gründung der Digital-Uni in Linz IT:U gewesen (wobei diese als öffentliche Uni firmiert, Anm.).

Darüber hinaus verlangt die uniko eine Bereinigung des derzeit 23 öffentliche Unis, 21 Fachhochschulen, 14 Pädagogische Hochschulen (PH) und 19 Privatunis umfassenden tertiären Sektors. So könnten etwa die PH in die Unis integriert und so die Lehrerausbildung zusammengeführt werden. Das wäre sparsamer, weil so Doppelstrukturen wegfielen und vermeide Logistikprobleme und langwierige Abstimmungen der Curricula, argumentierte Vitouch.

Weitere Forderungen der uniko betreffen ein Aus für den 40-prozentigen Eigenanteil bei der Exzellenzinitiative. Damit würden jene Unis, die sich im kompetitiven Wettbewerb um Forschungsförderung durchsetzen, paradoxerweise draufzahlen, meinte Vitouch. Außerdem müsse der Wissenschaftsfonds FWF „substanziell“ höher dotiert werden samt einer Overhead-Regelung von 25 Prozent.

Mehr Engagement für nachhaltige Gebäudesanierung und Neubauten erwartet sich der uniko-Präsident von der BIG als Eigentümerin der meisten Uni-Liegenschaften. „Die Universitäten sind die Cashcow der BIG. Man könnte durchaus mehr tun bei Nachhaltigkeitsinvestitionen, wenn man schon nicht die Mieten senkt.“

Änderungen kann sich Vitouch bei den von der Regierung bestellten Universitätsräten vorstellen. Eine Möglichkeit dafür wären Hearings vor der Bestellung, eine andere klarere Qualifikationskriterien. Derzeit würden diese mehr oder weniger durch die Kabinette der Regierungsparteien ausgesucht. „Man müsste stärker von einer Kabinetts- zu einer Qualifikationslogik kommen.“ Generell würde sich Vitouch wünschen, wenn die Politik „wissenschaftliche Evidenz mehr in politische Leitlinien einfließen lassen würde“. Die Existenz von Wissenschaftsredaktionen müsse außerdem zwingend ein Kriterium bei der Medienförderung werden.

Ende Oktober endet die Amtszeit von Vitouch als uniko-Präsident, da er an der Uni Klagenfurt als Rektor nicht wiedergewählt wurde. Bis Dezember führen dann seine beiden Vizes Brigitte Hütter (Kunstuni Linz) und Markus Müller (Medizinuni Wien) interimistisch die Geschäfte. Mitte Dezember wird dann ein neuer Präsident bzw. eine neue Präsidentin für die bis Ende 2025 dauernde restliche Funktionsperiode gewählt. Vitouch selbst kehrt auf seine Professur für Allgemeine Psychologie an der Uni Klagenfurt zurück.

5 Postings

tantmarie
vor 4 Tagen

Bildung wird vererbt. Und zwar weniger genetisch als vielmehr sozial. Wenn laut aktueller AK Umfrage 20% der jungen Leute ihre Ausbildung aus finanziellen Gründen abbrechen müssen und die Hälfte im vergangenen Jahr in finanzielle Nöte geraten ist, halte ich den Vorschlag der uniko einer Grundsicherung für Studierende in der Höhe der Ausgleichszulage für intelligent und zukunftsweisend. Ein Vollzeitstudium ist schwere Arbeit und 40 ECTS als Jahresminium sind durchaus ambitioniert. Junge Leute sollen die Wahl haben, sich nach ihren Vorstellungen weiterzubilden, ohne von finanziellen Möglichkeiten oder idiologischen Vorgaben ihrer Eltern abhängig zu sein. Laut AMS-Statistik fiel im Jänner 2024 die Arbeitslosenquote von Akademikern mit 3,1% am geringsten aller Bildungsstufen aus, jene der Pflichtschulabsolventen betrug über 24%. Jetzt nicht in Bildung zu investieren, kann sich Österreich nicht leisten.

 
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msalcher
vor 7 Tagen

Wer kein Geld hat zum studieren. soll es sich erarbeiten ! So wie jeder normale Arbeiter .... Mindeststudiendauer normale Studiongebühr, darüber hinaus ( mit einer Karenz von 2 Semstern ) kostet es pro verbrauchten Jahr 2x 3x 4x .... damit das ewige Studieren ein Ende findet

 
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    LauschTark
    vor 7 Tagen

    selbst schon mal studiert?

     
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    jacqueline
    vor 7 Tagen

    kommt halt ein bisschen darauf an was du studierst und in welcher zeit - hast du studiert und nebenbei voll gearbeitet? wenn nein dann bitte leise sein-ich hab während meines medizinstudiums immer versucht zu arbeiten aber wenn du das in mindeststudiendauer studieren wolltest dann war das schlicht und einfach nicht immer möglich und in anbetracht des fachkräftemangels in allen bereichen wäre dafür eine staatliche grundsicherung sicher zu überlegen aber natürlich nicht zeitlich unbegrenzt . und in anbetracht der massiven teuerung wird es ohne unterstützung für den grossteil der bevölkerung nicht mehr möglich sein eine gute ausbildung zu machen -das sollte uns zu denken geben und wird die gesellschaftliche spaltung noch weiter vorantreiben.

     
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    standard
    vor 6 Tagen

    Sag mir, dass du keine Ahnung vom Studieren hast, ohne mir zu sagen, dass du keine Ahnung hast. Wenn man z. B. Jus oder Physik studiert, kann man einfach nicht Teilzeit arbeiten. Und ein Samstagsjob reicht zum Leben auch nicht aus.

     
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