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Tirol verlängert Seilbahn- und Skigebietsprogramm

Alpenverein kritisiert Vorrang wirtschaftlicher Interessen vor Umwelt- und Gletscherschutz.

Tirols schwarz-rote Landesregierung hat am Dienstag in ihrer Regierungssitzung die Fortschreibung des Tiroler Seilbahn- und Skigebietsprogramms (TSSP) beschlossen. Damit wird wie bisher die Erschließung neuer Skigebiete nicht möglich sein. Erweiterungen und Zusammenschlüsse würden zusätzlich zum „vorgeschriebenen Behördenverfahren einem strengen raumordnerischen Orientierungsrahmen“ unterliegen. Naturschutzorganisationen hatten etwa das Fehlen von Endausbaugrenzen kritisiert.

Das Verbot von Neuerschließungen „wird auch künftig nicht angetastet“, versprach der zuständige Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP) in einer Aussendung. „Mit dem Tiroler Seilbahn- und Skigebietsprogramm haben wir in Tirol bereits im Jahr 2005 die Grenzen des Wachstums im Wintertourismus verbindlich definiert“, hielt er fest. Die nunmehrige TSSP-Novelle fokussiere und stärke das Sommerangebot durch bestehende Anlagen. Die öffentliche Anbindung an Talstationen und die Vernetzung von Wander-, Berg- und Radwegen werde nun forciert, hieß es.

Geisler verwies darauf, dass das Raumordnungsprogramm auf Basis eines Evaluierungsberichts unter Einbindung aller gesetzlichen Interessensvertretungen, von Umweltverbänden sowie weiteren Fachleuten weiterentwickelt werde. Die Landesregierung verwies zuletzt darauf, dass man für den Gletscherschutz ein eigenes Programm habe, das vom TSSP unabhängig sei. Das bis Ende 2034 geltende Programm schließe trotzdem Erschließungen von Gletschern, deren Einzugsgebieten oder Moränen aus.

Naturschutzorganisationen hatten zuletzt wiederholt einen „absoluten Gletscherschutz“ im TSSP gefordert. Der Österreichische Alpenverein (ÖAV) hatte die Landesregierung vor ihrer Sitzung aufgefordert, das Programm nicht zu beschließen. „Neuerschließungen sind zwar formal ausgeschlossen - weil Ausbaugrenzen für bestehende Skigebiete nicht klar festgeschrieben sind, begünstigt das Programm in Realität aber wirtschaftliche Interessen und nicht den Umweltschutz“, teilte der ÖAV mit. Der Gletscherschutz komme ebenfalls „deutlich zu kurz“. Die vorliegende Version würde den „Anspruch, eine natur- und klimaverträgliche Zukunftsstrategie für die geordnete Entwicklung des alpinen Raums zu sein“, nicht erfüllen.

Tirols Wirtschaftskammerpräsidentin Barbara Thaler sah indes eine „wertvolle Grundlage“ für die Verankerung „zentraler Grundsätze“ mit einem „Fokus auf sinnvolle und maßvolle Weiterentwicklung“ geschaffen. Das Verbot von Neuerschließungen sei „unumstößlich“, meinte sie. Der Skibetrieb finde aber ohnedies auf lediglich einem Prozent der Landesfläche statt. „Bei aller Notwendigkeit der strikten Eingrenzung der Skigebiete benötigen die Unternehmen Perspektiven, in ihrem Wirkungsbereich so innovativ und erfolgreich wie möglich wirtschaften zu können. Auch dafür soll das TSSP die notwendigen Zielrichtungen vorgeben“, meinte Thaler.

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