Eine Mure, die sich zu einer Schlammlawine entwickelte, hat sich am Montag beim Seresbach auf das Dorf Campill, eine Fraktion der Gemeinde St. Martin in Thurn, im Südtiroler Gadertal zubewegt und dabei beträchtlichen Schaden angerichtet. Bis Dienstagvormittag mussten 146 Bewohner aus 56 Häusern vorsichtshalber aus der von der Schlammlawine bedrohten Zone evakuiert werden, teilte das Land Südtirol mit. Am Nachmittag konnten die Betroffenen in ihre Häuser zurückkehren.
Gegen Mittag wurde ein Erkundungsflug durchgeführt, an dem auch Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) teilgenommen hatte. „Dank des Einsatzes vieler Helfer und Unterstützer und nach der genauen Analyse durch die Landesgeologen konnten wir Entwarnung geben“, sagte er im Anschluss. Die evakuierten Dorfbewohner wurden zuvor bei Verwandten sowie in Turnhallen untergebracht. Um 19.00 Uhr wird die Lage bei einer Zivilschutzsitzung erneut bewertet, hieß es.
In der Nacht auf Dienstag hatte sich die Situation laut Land bereits stabilisiert. Am Dienstag war man intensiv mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. „Die Wildbachverbauung ist weiter beim Aufräumen und beim Sichern potenzieller Ausbruchstellen“, sagte der Direktor des Landesamtes für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost Sandro Gius. Der Seresbach soll nun in sein ursprüngliches Bachbett zurückgeführt werden.
Das Ausbruchsgebiet der Mure hatte nach Angaben des Bürgermeisters eine Fläche von rund vier Hektar. Insgesamt seien zwischen 300.000 und 500.000 Kubikmeter Geröll und Schlamm infolge starken Regens ins Tal gerauscht. Die Schlammlawine schob sich im Bachbett durch das sogenannte Mühlental abwärts - vorbei an den beiden Weilern Miscì und Seres. Dabei führte sie neben Geröll, Steinen, Schlamm und Wasser auch entwurzelte Bäume mit sich - und auch große Holzteile. Sie riss einige Brücken und sogar eine Mühle mit, berichtete die Internetplattform „stol.it“. Die Mure wälzte sich mit einer Geschwindigkeit von 100 Metern pro Stunde talwärts. Das Murmaterial verlegte dabei den Hauptbach.
Trotz des pausenlosen Einsatzes von zehn Baggern und zig Feuerwehrleuten erreichte sie schließlich auch das Dorf. Schlammiges Material drang teilweise in die Häuser ein. Neben den Feuerwehren waren Landesgeologen und Wildbachverbauer an Ort und Stelle. Letztere hatten zur Sicherung einen Ablenkdamm aus Betonteilen errichtet. Nun hoffe man, dass zumindest weitere Regenschauer ausbleiben.
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