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Klimaschutzministerin Leonore Gewessler riskiert den Alleingang aus Überzeugung. Foto: APA/Alex Halada

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler riskiert den Alleingang aus Überzeugung. Foto: APA/Alex Halada

„Jetzt zu zögern, geht sich mit meinem Gewissen nicht aus.“

Leonore Gewessler wird für das EU-Renaturierungsgesetz stimmen. Totschnig ausgebremst. ÖVP schäumt.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) wird am Montag beim Treffen der EU-Umweltministerinnen und -minister in Luxemburg für das EU-Renaturierungsgesetz stimmen. „Jetzt zu zögern, geht sich mit meinem Gewissen nicht aus“, sagte Gewessler am Sonntagnachmittag in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Wien. Sie habe sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht, wolle aber „ein Signal der Entschlossenheit und des Mutes setzen“.

Beim Regierungspartner ÖVP kam Gewesslers Ja als Affront an. Die Klimaschutzministerin „begeht vorsätzlich einen Verfassungs- und Gesetzesbruch. Das ist in höchstem Maße unverantwortlich und befremdlich, ist sie doch wie alle übrigen Regierungsmitglieder vom Bundespräsidenten auf die Verfassung angelobt“, richtete Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) der grünen Regierungskollegin aus. Unabhängig von der Sache gehe es darum, „dass Recht Recht bleiben muss. Die Ideologie darf niemals über dem Recht stehen“, sagte Edtstadler.

Gewessler wolle „aus ideologischen Gründen mit der Brechstange für ein Gesetz stimmen, das eine Flut an Überregulierungen und Doppelgleisigkeiten für unser Land bringen wird“, meinte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP). Weiters bemerkte Totschnig: „Eine so weitläufige politische Entscheidung ohne Abstimmung mit den Bundesländern und innerhalb der Bundesregierung zu treffen ist nicht nur verantwortungslos, sondern demokratiepolitisch gefährlich. Anstatt sinnvolle Anreize für mehr Klimaschutz und Artenvielfalt zu setzen – einen Weg den wir in Österreich schon lange erfolgreich gehen – möchte sie mit Verboten das Leben der Österreicherinnen und Österreicher einschränken.“

„Im entscheidenden Moment will ich das Richtige tun und mich nicht verstecken.“

Leonore Gewessler, Umweltministerin

„Im entscheidenden Moment will ich das Richtige tun und mich nicht verstecken“, hatte Gewessler vor zahlreichen Medienschaffenden dargelegt. Allfälligen Gegenwind „halte ich aus“, hielt sie fest: „Wenn ich in 20 bis 30 Jahren mit meinen Neffen und Nichten spazieren gehe, möchte ich ihnen die Schönheit des Landes zeigen.“ Auf die Frage eines Medienvertreters, ob sie infolge ihrer Entscheidung einen Koalitionsbruch mit der ÖVP befürchte, meinte Gewessler: „Keineswegs“. Sie habe sich ihre Zustimmung mit mehreren Rechtsgutachten absichern lassen.

Ob es morgen überhaupt zur Abstimmung kommt, sei „unklar“, meinte Gewessler. Zuvor soll es in Luxemburg eine öffentliche Aussprache unter den Ministern geben. Ob es danach zu einem Votum kommt, dürfte vor allem davon abhängen, ob die belgische Ratspräsidentschaft bei der Aussprache den Eindruck gewinnt, dass eine qualifizierte Mehrheit (55 Prozent der EU-Staaten, die 65 Prozent der Bevölkerung repräsentieren) doch zustande kommt oder nicht. Dafür müsste eines der Länder, die sich bisher enthalten oder dagegen stimmen wollten, umentscheiden. „Es steht Spitz auf Knopf“, erklärte Gewessler zur Ausgangslage. Der Vizepräsident des EU-Parlaments, Othmar Karas, (ÖVP) hofft auf Zustimmung der EU-Umweltminister.

Gewessler, die für Österreich an dem Umweltrat in Luxemburg teilnehmen wird, hatte in der Vergangenheit betont, dass sie für das EU-Renaturierungsgesetz ist – aber wegen einer fehlenden einheitlichen Stellungnahme der Bundesländer vorerst nicht zugestimmt. Nachdem jüngst Wien und Kärnten ihre Opposition gegen das EU-Gesetz aufgegeben haben, die anderen Bundesländer aber daran festhalten, war bisher unter Verfassungsjuristen unklar, ob Gewessler noch an die Stellungnahme gebunden ist.

Die Ministerin steht auf dem Standpunkt, dass mit dem Beschluss der Wiener Landesregierung vom 11. Juni, das Gesetz zu unterstützen, keine einheitliche Position der Länder mehr vorliegt. Wenn keine Einheitlichkeit (der Länder, Anm.) gegeben sei, „kann es keine Ablehnung geben“, meinte Gewessler auf der Pressekonferenz. Sie sei auch nicht an eine Einvernehmensherstellung mit dem Landwirtschaftsministerium gebunden.

Verfassungsministerin Edtstadler sieht das anders. „Die Klimaschutzministerin ist verfassungsrechtlich an die Stellungnahme der Bundesländer gebunden und auch an das Bundesministeriengesetz, wonach sie das Einvernehmen mit dem Landwirtschaftsministerium herzustellen hat. Sich über die Verfassung und über Gesetze zu stellen, ist eine neue Dimension. Das muss und wird rechtliche Konsequenzen haben“, kündigte Edtstadler in einer der APA übermittelten Stellungnahme an.

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) sagte am Rande der Ukraine-Friedenskonferenz in der Schweiz, es gebe klare Regeln. „Ich gehe davon aus, dass die Ministerin die Verfassung einhalten wird, auf die sie angelobt ist.“ Eine Zustimmung Gewesslers wäre „das Ziel“, aber „juristisch nicht ganz einfach“, meinte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). Er sei davon überzeugt, dass das Klimaschutzministerium noch rechtliche Beratungen einholt, so Kogler in der „Presse“ (Sonntag-Ausgabe). „Es ist Neuland. Aus meiner Sicht - und der Sicht verschiedener Juristen - bestehen durchaus Möglichkeiten, diese Blockade der Länder rechtlich zu hinterfragen.“

Karas hoffte indes auf eine Zustimmung der EU-Umweltminister zum Renaturierungsgesetz am Montag, wie er am Sonntag in der Pressestunde des ORF sagte. Ob auch Gewessler zustimmen könne, sei eine Frage der innenpolitischen Kompetenzen, meinte er.

Karas erinnerte daran, dass das EU-Renaturierungsgesetz eine Mehrheit im Europaparlament erhalten habe. Das Gesetz sei „Teil der Erfüllung unserer Klimaziele“ und eine Antwort auf Umweltkatastrophen, Hochwasser und Murenabgänge. Das Renaturierungsgesetz habe sich radikal verändert. Der EU-Kommissionsvorschlag sei überbordend und bürokratisch gewesen, das EU-Parlament habe aber über 136 Änderungen durchgesetzt. Das Gesetz habe nichts mit Enteignung und dem Verlust von Lebensmittelsicherheit zu tun, sagte Karas zu den Argumenten von Kritikern.

Laut einer Umfrage des Market-Instituts (1.000 Online-Interviews) im Auftrag des WWF sprachen sich 82 Prozent der Bevölkerung für eine Zustimmung Österreichs zum EU-Renaturierungsgesetz aus. „Das ist ein klarer Auftrag an die Politik. Inhaltlich spricht schon längst alles für eine Zustimmung Österreichs, weil wir damit unsere gemeinsamen Lebensgrundlagen in Europa sichern“, sagte WWF-Programmleiterin Hanna Simons im Vorfeld der Abstimmung.

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82 Prozent für Zustimmung zum EU-Renaturierungsgesetz

Auch deklarierte Anhänger:innen von ÖVP und FPÖ mehrheitlich für die ökologische Maßnahme.

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14 Postings

defregger
vor 5 Monaten

https://www.bluehendesoesterreich.at/naturmagazin/renaturierungsgesetz Zitat: Über 80 Prozent der natürlichen Lebensräume in Europa befinden sich in einem kritischen Zustand. Darunter fallen verschiedene Ökosysteme wie Wälder, Grünland, Feuchtgebiete wie Moore sowie Flüsse und Seen. Das Überleben zahlloser Tier- und Pflanzenarten steht auf dem Spiel – ebenso wie unsere Ernährungssicherheit

Nehammer will oder hat keine Zeit zum lesen bzw. für Ihn und seine Nachkommen ist die Umwelt "wurscht"!

 
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ischaulei
vor 5 Monaten

Zur Erinnerung, liebe christliche österreichische Volkspartei:

"Die Schöpfung zu bewahren, ist nicht eine beliebige Option für irgendeine Sache, die mir persönlich vielleicht wicntig ist. Es ist ein wesentlicher Auftrag für jeden Menschen, insbesondere für jeden Christen."

Zitat aus LAUDATO SI' (Umwelt-Enzyklika: Über die Sorge für das gemeinsame Haus) von Papst Franziskus.

Es macht mich froh, dass Frau Eleonore Gewessler in diesem Sinne handelte. Herzlichen Dank!

 
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Nickname
vor 5 Monaten

Wenn man sich die Reaktion der ÖVP ansieht dann ist die politische Richtung nicht davon abhängig was gut und richtig ist sondern es geht nur darum die eigenen Klientel bei Stange zu halten und die eigenen Wähler nicht zu verärgern.

 
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Bahner Bernd
vor 5 Monaten

Leonore Gewessler, reif für den Maria-Theresien-Orden.

 
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Jaqueline Yvonne Bumsinger-Funzbichler (24)
vor 5 Monaten

... so putzig lieb wie sich die ÖsterreichischeVerhinderungsPartei da mal wieder echauffiert ... 😂.

Vorschlag zur Güte wäre ja weiterhin alles zubetonieren und versiegeln und dann ein bisschen grün und blau (wegen den zukünftigen Freunden ab Oktober warats) anmalen.

Dem unbedarften Bürger, der unbedarften Bürgerin fällt das dann im Idealfall gar nicht so sehr auf.

 
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jacqueline
vor 5 Monaten

sehr löblich-seit Langem endlich wieder eine Entscheidung der Grünen, die ich vollinhaltlich gut finde💚

das Säbelrasseln der ÖVP ist ja lächerlich-wie die gesamte Partei

 
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alps
vor 5 Monaten

Ich hoffe dass ihre Entscheidung hält und letztendlich auch rechtlich abgesichert ist. Die ÖVP wird leider alles daran setzen dies zu verhindern. Es ist beschämend wie die Volkspartei in den letzten Jahren agiert. Anstatt Politik mit Augenmaß zu machen und mit guter InformationsPOLITIK auch sinnvolle EU Bestrebungen zu unterstützen, beruft man sich auf Slogans wie Heimat und unser Land, vergisst dabei aber ganz dass wir Schlussendlich alle auf unsere Naturressourcen angewiesen sind. Und wofür das Ganze? Um vermeintlich nicht noch mehr Wähler in Richtung rechts zu verlieren? Dafür ist es längst zu spät. Die FPÖ hat mit den aller einfachsten Parolen und vermeintlichen Universallösungen längst ihr Klientel abgesichert. Die ÖVP verliert aber zunehmend ihre letzten Wähler die noch ein wenig "Hausverstand" haben.

 
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Egon W.
vor 5 Monaten

Wenn Renaturierung nicht ins Klimaschutzministerium gehört, wohin sonst? Den Grünen ihre Grundkompetenz abzustreiten und immer wieder den großen Koalitionspartner herauszukehren, ist schon ein starkes Stück!

 
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wolf_C
vor 5 Monaten

Danke! und es wird schon spannend wie die FPÖVPSPÖ die Muren und Hochwasser und Windwürfe und verbrannte ERDE und versinkenden INSELN verhindern werden

 
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so ist es vielleicht
vor 5 Monaten

Höchste Zeit, dass endlich erkannt wird, dass wir nur EINE Erde haben, auch wenn die ÖVP das bis zum St. Nimmerleinstag nicht einsehen will und wird.

Ernährungsgrundlage wäre gefährdet, so ein Blödsinn. 🤣

Reihenweise werden Flächen zugeschottert bzw. versiegelt für Firmengelände, die event. und vielleicht mal (wie z.B. in Assling) auch besiedelt werden. Diese ÖVP gehört in die Tonne, der Landwirtschaftsminister gleich mit. Zukunftsvergessener kann man ja gar nicht mehr regieren, kein Wunder dass sie überall verlieren, wenn man gegen das Volk regiert, wie man das vielfach (außer halt bei Landwirten und Touristiker) auch in Tirol sieht.

 
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Gorilla im Nebel
vor 5 Monaten

Ein seltener und wohltuender Moment politischer Größe. Die ÖVP sollte nicht schäumen, sondern sich schämen.

 
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    wolf_C
    vor 5 Monaten

    Die ÖVP muß die Traktor Proteste organisieren

     
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      Franz Brugger
      vor 5 Monaten

      @ wolf_C: da haben viele nicht den Sarkasmus wahrgenommen....

       
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TW-WU
vor 5 Monaten

Vielen Dank, vor allem im Namen meiner Kinder... ... und auch im Namen aller Kinder von övp-Wählern!

 
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