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Aus Dorf und Stadt – Vom Lehren und Musizieren

Manuela Lusser erzählt über ihre Zeit als Kapellmeisterin, ihr Auslandssemester und ihren Bezug zur Heimat.

Ihre Wurzeln liegen in Innervillgraten, beruflich und privat hat Manuela Lusser in Innsbruck Fuß gefasst. Die Lehrerin und Musikerin berichtet sieben Jahre nach ihrem ersten Heimweh-Interview im Wordrap-Format über eindrucksvolle musikalische Erfahrungen und ihre enge Verbindung zur Heimat.

Aufgewachsen in …
Ich bin in Innervillgraten aufgewachsen und habe dort gelebt, bis ich nach der Matura nach Innsbruck gezogen bin. Das ist mittlerweile schon zehn Jahre her.

Geschwister …
Ich habe drei Geschwister. Eine meiner Schwestern lebt und arbeitet in Innervillgraten – sie ist Friseurin und bereits verheiratet. Mein Bruder ist für die Firma Hella auf Montagen unterwegs, wohnt aber trotzdem zu Hause. Meine zweite Schwester ist als Krankenschwester in Innsbruck tätig.

Mein Bezug zu Osttirol …
Ich versuche, einmal im Monat in Osttirol zu sein und den Kontakt zu halten. Mittlerweile habe ich auch einen kleinen Neffen – er und meine restliche Familie fehlen mir natürlich schon ein bisschen. Der Bezug zu Osttirol hat sich geändert. Ich war ja lange Kapellmeisterin in Innervillgraten. Dieses Amt habe ich bewusst zurückgelegt, um mehr in Innsbruck sein zu können und dort auch ein paar (musikalische) Projekte umzusetzen. Was mich abgesehen von meiner Familie mit meinem Zuhause verbindet, sind der Kirchenchor und die Musikkapelle Innervillgraten, bei denen ich nach wie vor aktiv bin.

Eine Rückkehr nach Osttirol …
In den letzten zehn Jahren hat sich meine Meinung dazu ein bisschen geändert. Zu Beginn war eine Rückkehr nach Osttirol für mich eine Option, mittlerweile ist das nicht mehr der Fall. Ich habe einen Freund, der in Nordtirol lebt und auch meine Arbeit befindet sich hier. Das passt ziemlich gut. Außerdem trennt Osttirol und Innsbruck eine Distanz, die sich auch für ein Wochenende zurückzulegen rentiert – man ist ja nicht aus der Welt.

Ihre Wurzeln liegen in Innervillgraten, beruflich und privat hat Manuela Lusser in Innsbruck Fuß gefasst. Alle Fotos: Privat

Berufliche Laufbahn seit dem ersten Heimweh-Interview …
Meine beiden damaligen Studienfächer (Anm. Musik und Religion) habe ich abgeschlossen – tatsächlich aber erst aktuell. Für mein Studium habe ich ein bisschen länger gebraucht, dafür aber noch ein drittes Fach dazu genommen: Instrumentalmusikerziehung mit Querflöte und Gesang. Zusätzlich habe ich in Deutschland Blasorchesterleitung studiert und das Fach ebenfalls mit einem Bachelor abgeschlossen. Nebenbei habe ich bereits gearbeitet, so und auch ein wenig coronabedingt hat sich das eigentliche Studium ein bisschen nach hinten verschoben.

Zum größten Teil war es einfach auch mein Job abseits des Studiums, der das Ganze in die Länge gezogen hat. Ich habe auch ein Auslandssemester in Irland absolviert, das natürlich Zeit gekostet hat. Trotzdem würde ich aber nichts missen wollen!

Aktuelle Arbeit … 
Ich bin im BRG Imst, also in einem normalen AHS-Gymnasium angestellt und unterrichte dort Religion und Musik.

Musikalisches Engagement …
Einen fixen Verein in Innsbruck habe ich derzeit nicht, bin aber beim Symphonischen Blasorchester Tirol dabei. Dieses trifft sich jeweils zu drei bis vier Projekten pro Jahr, die dann dafür sehr intensiv sind. Ich bin daheim, wie gesagt, aber immer noch Mitglied der Musikkapelle und des Kirchenchores.

Ansonsten helfe ich viel bei Orchestern oder anderen Kapellen für einen Probetag aus, den ich dann vor Ort leite. Nach dem Zurücklegen des Kapellmeisterinnen Amtes habe ich aber keine fixe Kapelle mehr übernommen – einfach aus dem Grund, weil die wöchentlich fixen Probentermine wie ich sie vorher lange wahrgenommen habe, schwierig waren.

Instrumentalmusikerziehung mit Querflöte und Gesang nahm Manuela als drittes Studienfach dazu.

Zu viel Musik (?) …
Auf die Nerven gegangen ist mir die Musik tatsächlich trotz allem nie. Natürlich gab es vor allem in Bezug auf das Kapellmeisteramt schon Phasen, die sehr mühsam waren und viele Nerven gekostet haben. Grundsätzlich war die Tätigkeit aber etwas sehr Angenehmes und hat mich auch in meiner Persönlichkeit und als Lehrerin geprägt – sowohl positiv als auch negativ. Eine sehr gute Lebensschule. Ich merke aber schon, dass mir das aktive Musikerin-Sein ein bisschen fehlt, wenn ich jetzt unter Anführungszeichen „nur“ Musikerziehung unterrichte. Das habe ich ja fast zehn Jahre lang praktiziert und mich darin weitergebildet.

So bin ich jetzt ein bisschen offen, was sich ergibt. Der große Punkt ist wie bereits erwähnt die Zeit. Ich sage nicht, dass ich sie nicht habe, aber vielleicht ist es momentan einfach so, dass ich sie mir nicht immer nehmen will, weil es halt echt sehr, sehr aufwendig ist.

Auslandserfahrungen … (lassen wir Manuela selbst erzählen):

Freizeit …
Ich wandere gerne – eine typisch tirolerische Antwort (lacht). Ich lese viel und treffe gerne Freunde.

Ihr Auslandssemester hat Manuela in Irland verbracht.
Ein solchen Aufenthalt in einem anderen Land würde sie generell jedem empfehlen.

In Zukunft …
Ich habe nicht ganz so viele Zukunftspläne, tatsächlich. Ich bin mittlerweile jemand, der Dinge vielfach einfach auf sich zukommen lässt. Man kann nicht alles planen. Was ich gerne weiter ausbauen würde, ist das Dirigieren, das ist eine große Leidenschaft von mir und geht mir schon ab. So stellt sich die Frage, ob ich wirklich wieder eine Kapelle übernehmen soll, in dieser Hinsicht bin ich noch ein bisschen skeptisch.

Jetzt komme ich gerade erst mal in meinem Beruf an. Ich habe gerade meine erste Matura Klasse begleitet, das erste Mal vorwissenschaftliche Arbeiten begleitet. Da ist so viel Neues und Herausforderndes dabei, dass ich zurzeit gut ausgelastet bin. Im Lehrberuf muss man auch schauen, dass man motiviert bleibt. Ich sehe manchmal bei Lehrkolleg:innen, dass mit den Jahren verständlicherweise die Motivation sinkt. Ich hoffe aber, dass mir das nicht passiert.

Mein Tipp für junge Lehrer:innen …
Einfach ausprobieren. Vielfach merken die Kinder nicht, wenn irgendwas nicht ganz klappt, wie man es plant. Das Unterrichten schon während des Masterstudiums hat mir sehr geholfen. So konnte ich auch nach Abschluss des Studiums gleich mit mehreren Stunden einsteigen, da ich schon eine gewisse Sicherheit hatte.

Auch, wenn man nur eine Karenz- oder Krankheitsvertretung für ein paar Wochen oder ein paar Monate übernimmt, ist das schon eine gute Übung. Wichtig ist das langsame Hineinwachsen und vor allem der aktive Austausch mit Kolleg:innen. Ältere Kolleg:innen sind normalerweise sehr hilfsbereit, aber man muss und darf ruhig selbst aktiv werden und fragen.

Prägende Erfahrungen und Entscheidungen der letzten acht Jahre …
Ich wollte zuerst Volksschullehrerin werden. Als ich bei meinem ersten Versuch die Aufnahmeprüfung nicht geschafft habe, war ich enttäuscht. Eh klar, wenn man gerade die Matura in der Tasche hat und dann etwas nicht beim ersten Mal klappt. Ein Jahr später habe ich es noch einmal probiert, mich aber zeitgleich auch für ein Studium am Mozarteum in Innsbruck beworben. Dort hat es dann geklappt und ich habe mich für das Lehramtsstudium entschieden. Rückblickend bin ich mit der Entscheidung sehr zufrieden!

Grundsätzlich habe ich viele Chancen und viele Möglichkeiten, die mir das Leben geboten hat, angenommen. Das Studium in Mannheim habe ich einfach ausprobiert. Die Pendlerei war dabei zwar anstrengend, aber sie hat sich definitiv ausgezahlt.

Ein Ratschlag für die damals 21-jährige Manuela wäre … 
Nicht zu viel über Sachen nachdenken! Dinge genießen, den eigenen Fähigkeiten vertrauen, das Leben so nehmen, wie es kommt und nicht zu viel in die Zukunft denken. Möglichkeiten, die sich auftun, soll man ausprobieren. Wenn etwas dann mal nicht so läuft, wie man es plant, ist das auch nicht schlimm und aus Fehlern lernt man sowieso.


Zwischen 2014 und 2016 befragten die Künstlerin Linda Steiner und das Redaktionsteam von Dolomitenstadt mehr als hundert Studierende mit Osttiroler Wurzeln nach ihren Zukunftsplänen und -träumen. Wir nannten die Interviewserie „Heimweh“. Jahre später laden wir die Gesprächspartner:innen von damals in der zweiten Staffel Heimweh 2.0 erneut zum Interview. Was hat sich seither getan in dieser besonders spannenden Phase des Lebens?

Elena Einhauer hat Marketing & Kommunikation studiert und lebt in Innsbruck. Als freie Journalistin berichtet sie für dolomitenstadt.at über aktuelle Events und stellt spannende Persönlichkeiten vor, mit einem Blick für das Besondere, den auch ihre Fotoreportagen widerspiegeln.

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„Ich wollte immer schon Lehrerin werden.“

Manuela Lusser ist 21 Jahre alt und studiert am Mozarteum in Innsbruck.

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