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Wie vertragen sich Schutzgebiete und Tourismus?

Für eine Forschungsarbeit zu diesem Thema wurde ein junger Wahlosttiroler ausgezeichnet.

Jährlich vergibt Nationalparks Austria Forschungspreise an junge Wissenschaftler:innen. Am 03. Juni 2024 fand die feierliche Urkundenverleihung im Klimaschutzministerium in Wien statt, bei der sich alles um die Forschung in den österreichischen Nationalparks drehte. Die wissenschaftlichen Arbeiten wurden dabei kurz vorgestellt und anschließend die Urkunden überreicht.

Unter den Preisträgern war mit Jakob Britz auch ein Wahlosttiroler. Jakob Britz lebt als gebürtiger Saarländer seit 2012 in Iselsberg und schloss vor Kurzem das Studium „Nachhaltige Regional- und Destinationsentwicklung“ an der Uni Innsbruck und der Umit Hall ab. Seine Masterarbeit schrieb Britz in Kooperation mit dem Nationalpark Hohe Tauern und zu einem Thema, das auch in Osttirol immer wieder kontroversiell diskutiert wird, nämlich dem Zusammenspiel von Schutzgebieten und Tourismus. Britz untersuchte, welche Charakteristika der Schutzgebiete auf touristisches Interesse stoßen und welche nicht.

Von links: Christian Übl, Obmann von Nationalparks Austria, Florian Jurgeit (NP Hohe Tauern), Preisträger Jakob Britz, Hermann Stotter (Direktor NP Hohe Tauern) und Christian Holzer, Leiter der Sektion Umwelt und Kreislaufwirtschaft im Umweltministerium. Foto: Alon Mekinulov

„Die Forschung ist sich beim Einfluss einiger Charakteristika einig, bei anderen zeigen sich jedoch oft widersprüchliche Ergebnisse beim Effekt auf die touristische Nachfrage“, erklärt der junge Experte. „Scheinbar gibt es diesbezüglich also oft zeitliche, räumliche und kontextuelle Unterschiede. Somit stellt sich die Frage, welche Charakteristika von Schutzgebieten in Österreich relevant für den Tourismus sind und wie deren Einfluss auf die touristische Nachfrage wirkt.“

Um diese Frage beantworten zu können, ermittelte Jakob Britz zunächst aus der Literatur 13 relevante Charakteristika, fügte die entsprechenden Daten in einem großen Datensatz zusammen und ermittelte den Effekt der Charakteristika auf die touristische Nachfrage mit Hilfe einer sogenannten „linearen multiplen Regressionsanalyse“. Es wurden die Daten von nicht weniger als 568 Schutzgebieten und 907 Gemeinden in die Analyse einbezogen.

„Die Ergebnisse zeigen, dass Biodiversität das wichtigste Merkmal von Schutzgebieten hinsichtlich der touristischen Nachfrage ist.“

Jakob Britz

Als das Ergebnis schließlich vorlag, ragte eine Eigenschaft von Schutzgebieten klar aus allen anderen heraus. Britz: „Die Ergebnisse zeigen, dass Biodiversität das wichtigste Merkmal von Schutzgebieten hinsichtlich der touristischen Nachfrage ist. Trotz ihrer schweren Messbarkeit und magerer Datenlage zeigt die Biodiversität in allen Studien, in denen sie einbezogen wird, den oder einen der größten positiven Einflüsse auf den Tourismus.“

Auch die Nähe zu dicht besiedelten Räumen oder Städten wirkt sich positiv auf die touristische Nachfrage von Schutzgebieten aus, wohingegen sich das Alter eines Schutzgebietes und der jährliche Niederschlag negativ auf die Nachfrage auswirken. Es konnte also gezeigt werden, dass auch junge und neu gegründete Schutzgebiete bereits eine große Relevanz für die touristische Nachfrage mit sich bringen. Für weitere Charakteristika wie die IUCN-Schutzgebietskategorie oder das Straßen- und Wegenetz haben offenbar keinen signifikanter Effekt auf die touristische Nachfrage.

„Aus diesen Ergebnissen lässt sich folgern, dass sich die Ziele des Naturschutzes und der touristischen Nutzung von Schutzgebieten in Österreich nicht widersprechen und bis zu einem gewissen Maß komplementär sind“, sagt der frischgebackene Forschungspreisträger: „Mit guter strategischer Ausrichtung, passender Planung und den entsprechenden Maßnahmen können Naturschutz und Tourismus in Schutzgebieten voneinander profitieren: Der Tourismus kann von Schutzgebieten als Attraktionen profitieren und die Natur von einer steigenden Anzahl an Schutzgebieten aufgrund des umfangreicheren Interesses auf mehreren Ebenen.“

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