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Die Inntalautobahn war für mehrere Stunden blockiert, der Verkehr wurde über die A13 umgeleitet. Alle Fotos: Dolomitenstadt/Steger

Die Inntalautobahn war für mehrere Stunden blockiert, der Verkehr wurde über die A13 umgeleitet. Alle Fotos: Dolomitenstadt/Steger

Inntalautobahn gehörte für eine Stunde den Radlern

3.000 Pedalritter:innen verwandelten am Freitagnachmittag die A12 zu Tirols größtem Radweg.

Fridays For Future veranstaltete am Freitagnachmittag eine Raddemo in Innsbruck, nach einem Urteil des Verwaltungsgerichtshofs durfte die Demo erstmals nach einer Bürgerversammlung des Transitforums im Jahr 2012 wieder über die Autobahn führen. Diese wurde im Zuge der Veranstaltung für mehrere Stunden gesperrt, der Verkehr wurde über die Brennerautobahn und die Anschlussstelle Zenzenhof umgeleitet.

Bevor sich die rund 2.500 Teilnehmer der Raddemo vor dem Innsbrucker Landestheater auf ihre Fahrt über die Inntalautobahn machten, ließen die Organisator:innen von Fridays For Future die Teilnehmenden wissen, weshalb man die Veranstaltung organisiert hatte. "Wir fordern den Ausbaustopp von neuen Straßenbauprojekten, das Argument, dass durch neue Straßen der Verkehr entlastet wird, hat sich als falsch erwiesen. Mehr Straßen führen nur zu mehr Verkehr", so Jonas Hoyer von Fridays for Future. Außerdem brauche es eine sozial gerechte Verkehrswende, hin zu besserem Fuß-, Rad- und Bahnverkehr. Letztere solle auch im Güterverkehr mehr zum Einsatz kommen. „Aktuell sind nur 27 Prozent der Güter und Waren, die über den Brenner transportiert werden, mit der Bahn unterwegs. Wir wollen eine Entlastung der Bevölkerung, in puncto Lärm und Schadstoffe,“ führt Hoyer im Gespräch mit Dolomitenstadt weiter aus.

Jonas Hoyer von Fridays For Future fordert ein Umdenken in der Verkehrspolitik.

Den überwiegenden Teil der Demonstrierenden bildeten Privatpersonen, die aus unterschiedlichsten Gründen zur Demo kamen. So erzählt Josef Trippolt beispielsweise, dass er mit der Radinfrastruktur in Tirol unzufrieden sei. „Wir hatten zwar die Rad-WM hier, davon ist aber wenig übrig geblieben. Wir Tiroler sind, was das angeht, Hinterwäldler. Man kommt hier von A nach B kaum über einen Radweg, egal ob in Tirol oder speziell in Innsbruck. Mir sind Radwege wichtig und deshalb bin ich heute hier. Tirol sollte sich ein Vorbild an anderen Bundesländern nehmen, wo es viel besser ausgebaute Radwege gibt“, so Trippolt.

Josef Trippolt wünscht sich einen Ausbau der Radinfrastruktur in Innsbruck und ganz Tirol.

„Wir sind gekommen, um ein Zeichen zu setzen, dass sich im Verkehr etwas ändern muss. Das hier ist die einzige Möglichkeit, die wir haben, um aufzuzeigen, dass die Politik schneller handeln muss“, erklärte Veronika aus Kematen. Sie war extra nach Innsbruck geradelt, um zusammen mit ihrer Tochter für ihre Anliegen einzutreten.

Veronika möchte, dass sich beim Verkehr etwas ändert.

Den Ausbau von erneuerbaren Energien und des öffentlichen Verkehrs forderte eine weitere Teilnehmerin. „Wir wissen, dass wir etwas tun müssen, um den Klimawandel einzudämmen. Für die heimischen Gletscher ist es zwar schon zu spät, aber in anderen Regionen der Welt ist das noch nicht so. Wenn alle Gletscher schmelzen, steigt auch der Meeresspiegel und das wird uns alle beeinflussen“, so die Teilnehmerin, die diese auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierenden Fakten auch plakativ auf ihrem Fahrrad zur Schau stellte.

Fünf Kilometer Autofahren zerstören 16 Kilogramm Gletschereis, rechnet diese Demonstrationsteilnehmerin vor.

Während der Raddemo schlossen sich immer mehr Passant:innen dem Demonstrationszug an. Die Polizei sprach am Ende von rund 2.000 Teilnehmenden, während die Veranstalter 3.000 Personen zählten. Für diese ging es nach der Fahrt durch die Innsbrucker Innenstadt, schließlich auf die Inntalautobahn. Diese war von der Polizei vorsorglich schon zwei Stunden vor der Ankunft der Radfahrer:innen gesperrt und der Autobahnverkehr über die A13 umgeleitet worden.

Am Kreisverkehr hatte sich ein einzelner Demonstrant mit einem Schild positioniert, auf dem er seinen Unmut gegen die Raddemo kundtat. Im Gespräch mit Dolomitenstadt erklärte er, dass er zwar auch für Klimaschutz sei, die Blockade der Autobahn gehe ihm als Lkw-Fahrer aus der Region aber zu weit. „Ich finde das zu extrem, von den Protesten werden doch ständig die Arbeitenden getroffen und nicht die Politik“, so der Demonstrant, der erklärte, dass er wisse, dass sein Plakat provokant sei.

Zwischen 2.000 und 3.000 Personen nahmen die Gelegenheit, über die Inntalautobahn zu radeln, wahr.
Die Polizei spricht von 2.000, die Organisatoren von 3.000 Teilnehmenden an der Fahrrad-Demo auf der Autobahn.

Nach einigen hundert Metern auf der Autobahn wurde der Demonstrationszug vor dem Bergiseltunnel über eine Serviceausfahrt wieder von der Autobahn geleitet. Am Innsbrucker Südring führte die Demo teilweise zu längeren Stillständen, während einige Personen ihren Unmut über den Stillstand nicht mit der Presse teilen wollten, nahmen andere die Gelegenheit wahr, um die Raddemo auf ihrem Smartphone festzuhalten. Andere nahmen sich auch die Zeit, um mit Dolomitenstadt über den unfreiwilligen Stopp und die Autobahnblockade zu sprechen.

Thomas aus Südtirol wurde am Innsbrucker Südring von der Raddemo überrascht.
Auch bei diesem Autofahrer gibt es keinen Ärger über den Verkehrsstau.
Nicht alle sind über den durch die Demo verursachten Stau glücklich.
Mit einem provokanten Spruch machte ein einzelner Gegendemonstrant seinem Unmut Luft.

Die Demo auf der Inntalautobahn ist die erste seit 12 Jahren. Tatsächlich haben Autobahnblockaden in Tirol aber eine lange Tradition. Fritz Gurgiser, der Obmann des Transitforums Tirol, zeichnete zwischen 1988 und 2012 mehrere Male dafür verantwortlich, dass der Verkehr auf Tirols Autobahnen stillgelegt war. 40 Stunden waren es 1988 in Schönberg auf der A13. Bei seiner letzten Bürgerversammlung im Jahr 2012 war der Verkehr auf der A12 für insgesamt 12 Stunden blockiert.

Bei der letzen Bürgerversammlung auf der A12 im Jahr 2012 war die Inntalautobahn für insgesamt 12 Stunden lang gesperrt worden.

Mit der Raddemo am Freitag will Gurgiser die von ihm initiierten Versammlungen auf der Autobahn nicht verglichen wissen. Er sieht mit der Demonstration der Fridays-for-Future-Bewegung eine Grundregel verletzt, wie er im Telefonat mit Dolomitenstadt erklärt: „Wer Veränderung will, der muss die Bevölkerung mitnehmen. Die Zielsetzung einfach Aufmerksamkeit erregen zu wollen, ist für uns zu wenig“, so Gurgiser.

Da er sich aber seit den 80ern für die heutige und nächste Generation engagiere, wolle er die Jungen aber selbst die Erfahrung machen lassen, was sich nach so einer Art von Demonstration verändere. Er selbst plane bereits wieder für die nächste Aktion auf der B179 in Reutte, dabei wolle er aber erst einen Sachbefund, was zu tun sei, um den Transit einzudämmen und dies im Anschluss bei den Behörden konsequent einfordern.

Michael Steger hat Politikwissenschaft studiert und arbeitet als freier Journalist in Innsbruck. Der versierte Reporter berichtet für Dolomitenstadt über aktuelle Themen rund um die Stadt- und Landespolitik.

8 Postings

Lohberger
vor 2 Wochen

Diesen LKW Verkehr auf der Autobahn habt ja Ihr- die sogenannten letzte Generation -Fridays for -Future - durch euer Einkaufsverhalten verursacht. Probierts mal in den lokalen Geschäfte einzukaufen dann wird sich der gesammte Autoverkehr normalisieren. LG-R.T

 
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    wolf_C
    vor 2 Wochen

    Da stellt sich die Frage, wo der Parkplatz Ihres Autos ist

     
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    unholdenbank
    vor 2 Wochen

    Das stimmt so nicht. Die Anzahl Menschen der "last generation" und der "fridays for future" ist zu klein, um solche LKW-Kolonnen zu erzeugen. Angefangen mit dem Konsumwahn haben die Babyboomer, deren Kinder und Kindskinder, also wir alle, die wir den Planeten plündern. Aber wir Menschen sind ja Spezialisten darin, anderen die Schuld zuzuschieben, wenn es auch noch so absurd ist. Und woher wollen Sie ===>@Lohberger wissen wo diese "last generation" und der fridays for future" - Mitbürger einkaufen. Halt bloß einmal unreflektiert daherreden - gelinde gesagt.

     
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    wolf_C
    vor 2 Wochen

    schon lustig wie diese Argumentation der Beweis dafür sein soll daß erst durch das Einkaufsverhalten die Autobahn entstanden ist; und es eine Lüge sei daß neue Straßen Verkehr machen. Entscheidenderweise sollte sich jeder die Frage stellen ob mehr Autoverkehr gewünscht ist, ob es so bleiben soll wie es ist und ob weniger Autoverkehr auch ein möglicher zustand sein könnte? Erst dann wird es die richtigen Konsequenzen geben.

     
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MagdaLe
vor 3 Wochen

Super Aktion! Im Wipptal muss sich endlich etwas tun, Wochenende für Wochenende staut sich's, die LKW reihen sich auch aneinander (2,4 Mio. LKW sind 2023 über den Brenner gefahren) Und wenn man in Steinach am Bahnhof steht, fahren Güterzüge vorbei, die durchaus noch Kapazitäten hätten. Der Transit gehört auf Schiene und das nicht irgendwann sondern jetzt. Spätestens, wenn 2025 die Luegbrücke nur mehr einspurig befahrbar wird, wird es lustig.

 
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Osttiroler
vor 3 Wochen

Super Aktion! 👍🏻

 
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wolf_C
vor 3 Wochen

Es wäre im Wipptal die Chance für eine zukünftige feine faire Verkehrspolitik, den Ruinenbau der Luegbrücke einfach zusammefallen zu lassen und/oder als RADBAHN zu widmen; einmalerstmalig attraktiv, symbolisch für die ganzen Alpen unddie Welt ... leider sind unsere Verkehrsplaner und -politiker zu beschränkt für gute Verkehrsplanung, und werden dabei von den meisten Österreichern des Autolandes unterstützt und bestätigt; und dann das Wundern über Muren und Hochwasser, geknickte Bäume und verbrannte Erde ...

 
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    Senf
    vor 2 Wochen

    wolfi, was erzählsch du uns da schon wieder. soll ma den warenaustausch übern brenna mitn e-bike üba die radltrasse machn? und des nach da arbeit? vielleicht würde sich das ganze von selber erledigen, wenn du a stichhaltiges und umsetzbares konzept gegen den transit hättest. des geht aba leider ned mit an bestellschein von amazon, glab mas!

    mir gfallt des ganze mit dem vakehr a nit, i stamm no aus der zeit, wo man mitn waffnradl und muschglkroft unter da bruggn aufn brenner gfahren isch, aba man hat leider olles gemacht, damit es dei generation bessa hot. und wenn des eh nit passt, miasts holt olle amol a bissele zrucksteckn, aba freiwillig! af dei hirtabier weasch holt vazichtn miassn!

     
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