So manche:r Spaziergänger:in am Tristacher See hat sich vielleicht schon gefragt, warum zwischen dem Parkhotel Kreuzer und dem Alten See eine riesige schwarze Plane mitten im Wald liegt. Nun, dieses „Plastikmonstrum“ soll die weitere Ausbreitung des Japanischen Staudenknöterichs verhindern, der hier schon seit einigen Jahren in seinem Wachstum nicht mehr einzubremsen ist.
Bei besagter Pflanze handelt es sich um einen sogenannten invasiven Neophyten. Als Neophyten werden Pflanzen bezeichnet, die nach der Entdeckung Amerikas 1492 bewusst oder unbewusst vom Menschen in Gebiete eingeführt wurden, in denen sie natürlicherweise vorher nicht vorkamen. Neulinge in unserer Pflanzenwelt sind eigentlich nichts Außergewöhnliches, wenn man bedenkt, dass die allermeisten Pflanzen nach der Eiszeit bei uns eingewandert sind, sogenannte Eiszeitrelikte mal ausgenommen. 90 Prozent aller neu eingeführten Pflanzen verschwinden in natürlichen Lebensräumen in der Regel nach kurzer Zeit wieder, lediglich 10 Prozent können dauerhaft Fuß fassen.
Problematisch wird das Ganze erst, wenn sich manche Pflanzenarten durch besonders geeignete Standorteigenschaften, fehlende Schädlinge oder einfach eine unbesetzte ökologische Nische massenhaft und konkurrenzlos vermehren können. Solche Fremdlinge, die der heimischen Lebewelt stark zusetzen und diese verdrängen, bezeichnet man dann als invasiv. Viele von ihnen sind auch für den Menschen nicht ganz ungefährlich wie der phototoxische Riesenbärenklau, den man am Zauchenbach findet. Vielen bekannt sind sicher auch die gelb blühende Kanadische Goldrute, das rosafarbene Indische Springkraut, wie auch die mächtige Robinie oder das lästige Feinstrahl-Berufkraut.
Eine ausführlichere Artenliste mit genauer Beschreibung sowie möglicher Bekämpfungsmethoden findet man hier.
Der einheimischen Biodiversität geht es von allen Seiten an den Kragen:
Einerseits werden unaufhörlich Lebensräume zerstört, zerstückelt, zubetoniert, andererseits verursacht die intensive Landwirtschaft monotone „Grünlandwüsten“ und letztendlich übernehmen auch noch fremdländische Vermehrungsmeister Wiesen, Lichtungen und den Unterwuchs in unseren Wäldern wie eben besagter Japanischer Staudenknöterich. Dieser zählt zu den 100 gefährlichsten Neobionten (Neobionta sind fremdländische Arten aus dem Tier- und Pflanzenreich).
Der Knöterich wurde absichtlich einerseits als schnell wachsender Sichtschutz für Gärten bei uns angepflanzt. Andererseits sollte er in Wäldern als Äsungspflanze für Rotwild oder Deckungsschutz für Fasane dienen. Beide Vorhaben der Forstwirtschaft sind aber kläglich gescheitert. Dies reiht sich in eine lange Schlange von Fiaskos ein, bei denen der Mensch versucht (hat) – meist angetrieben von kurzfristiger Profitgier –, durch unüberlegte Ansiedelung, Schädlingsbekämpfung etc. in die Natur einzugreifen oder diese gar auszutricksen.
Während in einigen Ländern das Bewusstsein für die Gefahr von derartigen aggressiven eingeschleppten Arten noch recht lasch ist, gibt es in Großbritannien schon eigene Anlaufstellen bei Problemen mit diesen Spezies. Der Knöterich alleine verursacht dort mittlerweile Kosten für die Wirtschaft in Höhe von mehreren Hundert Millionen Brit. Pfund. Er ist verantwortlich für mehrere Rechtsstreitigkeiten und die Strafen für den laxen Umgang mit dem Kraut sind hoch. Grundstückspreise verlieren drastisch an Wert, wenn das wuchernde Grünzeug darauf vorkommt.
Besonders in Naturschutzgebieten mit feuchten Biotopen ist das Auftauchen des Knöterichs verheerend, zumal er diese Standorte besonders liebt und sich bereits durch ein nur fingernagelgroßes Stück Wurzel wieder weiter vermehren kann. Familie Kreuzer jedenfalls versucht nach einem Jahr intensiver Mäharbeit nun die Abdeckmethode mit einer schwarzen Plane: Auf dass uns allen der Alte See als Naturdenkmal mit seinen vielen Besonderheiten erhalten bleibt und nicht vom Japanischen Staudenknöterich zugewuchert wird.
Genauso wie das Parkhotel sind auch und vor allem Gemeinden und Landwirt:innen und Großgrundbesitzer:innen aufgerufen, auf diese invasiven Pflanzen mehr Augenmerk zu legen, zumal unter deren Obhut recht große Flächen unserer Landschaft stehen. Im Bereich von Naturschutzflächen gibt es für die Neophytenbeseitigung übrigens auch eine Förderung vom Land. Aber auch jede:r Einzelne von uns kann darauf achten, seinen Garten oder sein Grundstück von Neophyten frei zu halten und stattdessen wieder mehr einheimische Blumen, Sträucher und Bäume anzupflanzen.
9 Postings
Ob man die Ausbreitung des Wolfes auch mit einer schwarzen Plane bekämpfen kann?
Ja, mit einem Jäger oder Wilderer unter der schwarzen Plane ganz sicher!
Endlich und Danke Dolomitendtadt.at für den interessanten Beitrag mit der Verlinkung an die Broschüre der Naturschutzabteilung des Landes!
Es bleibt zu hoffen, dass damit auch die eingeschleppte "Kanadische Goldrute/RiesenGoldrute" als Zierpflanze aus den heimischen Gärten verschwindet. In der spätsommerlichen Blütezeit mag diese Pflanze so manche erfreuen, doch in unserer Natur richtet sie enormen schaden an (siehe auch Seite 83 der erwähnten Broschüre)
Diese staudenartige Pflanze wuchert beidseitig entlang des Bahndammes und an Straßenböschungen von Lienz bis Spittal extrem, aber auch entlang von Fahrradwegen, an Brachen, in Schottergruben und Auwaldränder im Drau- und Iseltal. Durch ihre enorme Ausbreitungsdynamik mit den besonders flugfähigen Samen vermehrt sie sich massenhaft bis auf 1.600m. Zu erkennen ist die Goldrute derzeit an den goldgelben Blüten mit kleinen Köpfchen, ihre Blätter sind 8 bis 10 cm lang, aber nur bis zu 2 cm breit, der Stängel erreicht etwa 150 cm an Höhe.
Inzwischen verhindert sie bereits großflächig das Aufkommen heimischer Pflanzenarten und zählt zu den problematischen Neophyten in ganz Tirol, die mancherorts bereits intensiv bekämpft werden (Nörsacher Teich ...)
Verwunderlich ist, dass sie bei uns im Handel bisher nicht verboten wurde.
zur Ergänzung:
Thema EU-Renaturierungsgesetz:
Im Anhang VII Liste von Beispielen Wiederherstellungsmaßnahmen gemäß Artikel 11 Absatz 8 ist dieses Thema unter Punkt 23 die
"Entfernung und Bekämpfung invasiver gebietsfremder Arten sowie Verhinderung oder Minimierung der Einbringung neuer Arten" u finden.
Es ist daher von Europoäischen Interesse, dass die invasiven Neophyten (Neobionten) weitgehend aus der Landschaft verschwinden sollen, was aber den Herrn LM Totschnig aus Tristach kein so großes Anliegen zu sein scheint.
"Was als schnell wachsender Sichtschutz und Äsung gepflanzt wurde, wird nun gegen weiteres Wachstum bekämpft." .... man muss nicht zwingend was dazu sagen .... dieser satz sagt alles
Einsicht ist der beste Weg zur Besserung!
Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Familie Kreuzer hat den Knöterich an besagter Stelle nicht angepflanzt! Dieser wurde durch Schnittgut o.ä. dort hinverschleppt. Außerdem war das Grundstück bis vor Kurzem im Besitz eines anderen Eigentümers, der sich darum überhaupt nicht gekümmert hat. Der Einsatz von Familie Kreuzer, die die Fläche erst letztes Jahr erwerben konnte, ist äußerst löblich. Wären nur andere private wie öffentliche (Groß-)Grundbesitzer auch so aufmerksam und engagiert!
Wie wärs mit Photos von den Neophyta direkt im Text?
Fotos und alles weitere findet man unter dem Hinweis im Text!
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