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Durch den Neubau wird die Energieproduktion der ÖBB am Standort Obervellach um mehr als 35 Prozent gesteigert. Foto: ÖBB

Durch den Neubau wird die Energieproduktion der ÖBB am Standort Obervellach um mehr als 35 Prozent gesteigert. Foto: ÖBB

„Jahrhundertprojekt“ der ÖBB geht im Mölltal ans Netz

Das Kraftwerk Obervellach II produziert 125 GWh pro Jahr und kostete 220 Mio. Euro.

Nach rund vier Jahren Bauzeit geht ein „Jahrhundertprojekt“ der ÖBB im Mölltal von der Testphase in den Regelbetrieb über. Im Beisein von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, ÖBB Holding AG Vorständin Manuela Waldner und weiteren Ehrengästen hieß es am 23. Mai offiziell „Start frei“ für das Kraftwerk Obervellach II. Dieses Wasserkraftwerk der ÖBB liefert künftig 125 GWh pro Jahr an das österreichische Bahnstromnetz. Das entspricht laut ÖBB etwa 30.000 Railjetfahrten von Villach nach Wien.

Durch den Neubau wird die Energieproduktion am Standort Obervellach um mehr als 35 Prozent gesteigert, rechnen die ÖBB vor. Dieses insgesamt neunte ÖBB-Wasserkraftwerk spiele eine wesentliche Rolle im Hinblick auf die Energiestrategie des Unternehmens: Bis 2030 wollen die ÖBB gemeinsam den Eigenversorgungsgrad beim Bahnstrom von 60 auf 80 Prozent steigern. In das Kraftwerks-Projekt in Kärnten wurden rund 220 Mio. Euro investiert.

„Die Energiestrategie der ÖBB zeigt, wie sich die Energiewende im Unternehmen auf vielen Ebenen lohnt: Der selbst produzierte Strom aus Erneuerbaren kann lokal verwendet werden, das stärkt die Unabhängigkeit und die Energie wird günstiger,“ unterstrich Leonore Gewessler bei der Inbetriebnahme.

ÖBB-Vorständin Manuela Waldner (links) und Umweltministerin Leonore Gewessler werfen die Turbinen in Obervellach an. Foto: ÖBB

Manuela Waldner, CFO der ÖBB Holding AG erinnerte an die lange Geschichte der Stromproduktion vor Ort: “Seit über 100 Jahren liefern Wasserkraftwerke der ÖBB grüne Energie für die nachhaltige Mobilität in Österreich. Mit der Fertigstellung des neuen Kraftwerks Obervellach II feiern wir heute einen wichtigen Meilenstein.“ 

Und so funktioniert die Anlage technisch: Im Mölltal fließt das Wasser aus dem Mallnitz-, Dösen- und Kaponigbach über ein 5.000 Meter langes Stollensystem zu einem gigantischen Speicherstollen: Er ist 13 Meter hoch, 15 Meter breit, 580 Meter lang und kann bis zu 60 Millionen Liter Wasser speichern. Von dort wird Wasser je nach Bedarf durch die Druckrohrleitung in das 488 Meter tiefer liegende Krafthaus abgelassen.

Durch die unterirdisch verlegte Leitung mit 1,8 Meter Durchmesser fließen in Spitzenzeiten, etwa im Früh- und Abendverkehr, bis zu 9.000 Liter Wasser pro Sekunde und treiben zwei 2,3 Meter große Pelton Laufräder an. Die Kraftwerksanlage umfasst zudem ein Kleinwasserkraftwerk zur Eigenversorgung mit 50-Herz-Strom und wird ab sofort vollständig in das österreichische Bahnstromnetz der ÖBB integriert. Die Steuerung erfolgt über die zentrale Leitstelle der ÖBB.

Die Projektanten betonen, dass für Tiere und Pflanzen im Bereich des Obervellacher Waldes sowie entlang der Möll auf einer Gesamtfläche von ca. vier Hektar Ausgleichsmaßnahmen umgesetzt wurden. Neue Stillgewässer für Amphibien, eine Aufwertung der Uferbereiche und die Schaffung eines Auwaldbereichs werden als „wichtige Renaturierungsmaßnahmen“ aufgezählt. Die Bäche führen durchgehend Restwasser. Durch das Ausgleichsbecken werden natürliche Zuläufe nachgebildet und Sunk und Schwall vermieden.

Aktuell produzieren die ÖBB rund ein Drittel des Bahnstroms aus Wasserkraft selbst. Das Ziel: Bis 2030 soll der Eigenversorgungsgrad durch die beiden Kraftwerksprojekte Obervellach II und Tauernmoos sowie die Erneuerung bestehender Kraftwerke, den Bau weiterer Photovoltaikanlagen, bestehender Partnerkraftwerke und Energie-Partnerschaften auf 80 Prozent steigen. Schon heute werden über 95 Prozent der Schienenverkehrsleistungen elektrisch erbracht. Manuela Waldner: „Das macht die ÖBB auch im EU-Vergleich zu absoluten Vorreitern.“

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

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Ein Posting

Senf
vor einem Monat

schon toll, wie man mit wenig eingriff an einen bestehenden wasserkraftwerk die leistung steigern kann. dass die bäche durchgehend restwasser liefern ist nicht ganz richtig, denn unter restwasser versteht man den wasseranteil, der unterhalb der bachfassung natürlich ins gerinne zufließt. die frage wird wohl sein, wieviel dotationswasser bei der bachfassung aus dem einzugsgebiet im bachlauf verbleiben muss und mit dem restwasser dann weiter abrinnt. damit wird der bachlauf, also das ökosystem des fließgewässers nicht unterbrochen, sodass die wassertiere ungehindert ihre wanderung machen können.

gierige privatkraftwerkbetreiber nehmen das oft nicht so ernst und reduzieren das dotationswasser um höhere turbindenleistung und damit gesteigerten energieertrag zu erreichen. sie wissen nicht, welchen schaden sie der natur antun. das ist ärgerlich!

staunenswert auch, wie wenig energie eine tonnenschwere bahngarnitur auf weite strecken verbraucht.

 
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