Das Netzwerk „PAN - Protect Alpine Nature“ - ein neuer Zusammenschluss von 15 Organisationen aus drei Alpenländern - fordert den Schutz von unverbauten alpinen Freiräumen, die in Österreich gerade einmal noch sieben Prozent der Gesamtfläche ausmachen würden. In Verbund mit weiteren Partnerorganisationen wie etwa dem WWF oder dem Österreichischen Alpenverein (ÖAV) will man darauf gezielt zumindest einmal pro Jahr mit „Aktionen vor Ort“ aufmerksam machen.
Es gelte diese Räume - sowohl auf Gletschern als auch in den Alpen generell - unbedingt rasch flächendeckend zu schützen, um die aktuelle und kommende „Klima- und Biodiversitätskrise“ zu bewältigen, sagte WWF-Alpenschutzsprecherin Ann-Kristin Winkler bei einer Pressekonferenz am Freitag in Innsbruck. Einmal mehr nahm sie im Namen des Naturschutzorganisation den geplanten Ausbau des Kaunertal-Kraftwerks durch den landeseigenen Energieversorger Tiwag ins Visier, für das auch das Platzertal geflutet werden müsste. Dort habe man es mit einer „unvergleichliche Moorlandschaft mit enormer Artenvielfalt“, zu tun, die es „zu erhalten gilt“, so Winkler.
Auch Clemens Matt, ÖAV-Generalsekretär, war das Kraftwerksprojekt ein Dorn im Auge. Bei den geplanten Bauten im Rahmen des Ausbaus handle es sich um „eine sensible Anlage in den Alpen“, die in dieser Form veraltet und auch ganz generell eine Fehlentscheidung sei. Deshalb plane man am 13. Juni auch - nicht genauer definierte - Proteste vor Ort im Kaunertal, stellte Matt vor den Medienvertretern in Aussicht.
Die Pläne für das Mega-Pumpspeicherkraftwerk waren zum ersten Mal im Jahr 2009 eingereicht worden. Für das Projekt plant der Energieversorger, bis zu 80 Prozent des Wassers aus der Venter und Gurgler Ache im 34 Kilometer entfernten Ötztal - einem der niederschlagsärmsten Täler Tirols - auszuleiten. Zudem würden im Platzertal neun Fußballfelder an Moorflächen geflutet.
Durch die Bildung des Netzwerks „PAN“ erhoffe man sich bei solchen und vergleichbaren Projekten „noch mehr gehört zu werden“, sagte Netzwerk-Koordinator Philipp Tschaikner. „Wir haben gemerkt, dass es diesen Zusammenschluss dringend braucht, der die vielen Gruppen und Gruppierungen vereint und stärkt“, betonte er. Einmischen wolle sich das Netzwerk auch bei „Skigebietserweiterungen“, wie beispielsweise bei den geplanten Skigebiets- bzw. Liftprojekte am Pitztaler Gletscher sowie am Kaunertaler Gletscher.
„Die Öko-Systeme des Alpenraums sind an den Grenzen ihrer Anpassungsfähigkeit.“
Birgit Sattler, Naturfreunde
Birgit Sattler von den „Naturfreunden Tirol“, die fortan auch als Teil des PAN-Netzwerkes agieren werden, thematisierte ebenfalls die Bedeutung und Relevanz des neuen Netzwerkes. „Dem Schutz der Alpen soll dadurch noch mehr Bedeutung verliehen werden“, so Sattler. In dieser Hinsicht dränge definitiv die Zeit: „Die Öko-Systeme des Alpenraums sind an den Grenzen ihrer Anpassungsfähigkeit“, schlug sie Alarm.
Selbiges strichen Dominik Linhard von Global 2000 und Gerd Estermann von der Bürgerinitiative Feldring heraus. „Die Alpen sind von der Klimaerwärmung besonders stark betroffen und deshalb besonders schützenswert“, sagte Linhard, während Estermann erklärte, dass PAN dazu in der Lage sei, „den Naturschutz in den Alpen“ wesentlich voranzubringen.
Eine erste Aktion habe PAN jedenfalls schon gesetzt: „Wir haben am 30. April eine Petition gegen weiteren Gletscherverbau an den für Naturschutz zuständigen SPÖ-Landesrat René Zumtobel übergeben“, berichtete Estermann. Weiters kündigte der Feldring-Gründer - wenn anlassbezogen notwendig - künftig „aktiven Widerstand im gesetzlichen Rahmen“ bei Projekten an, die zur Zerstörung des Alpenraums beitrügen, ohne den „Widerstand“ näher zu konkretisieren. „Ein neues Hainburg ist nicht ausgeschlossen“, fügte er aber vielsagend hinzu und spielte damit auf die damalige Besetzung der Hainburger-Au in den 1980er-Jahren im Zuge eines geplantes Kraftwerksprojektes an.
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