Eine im März 2024 im Magazin „SLEEP“ als Paper publizierte Studie der Medizinischen Universität Innsbruck konnte einen wichtigen Beitrag zur Risikovorhersage von neurodegenerativen Erkrankungen wie etwa Parkinson, Alzheimer oder Demenzformen leisten. Anhand der „Labor-Schlafdaten“ von rund 1.000 Personen aus dem Zeitraum von 2004 bis 2007 stellten die Forscher fest, dass bestimmte „Schlafarchitektur-Veränderungen“ auf künftige Erkrankungen hinweisen, hieß es im APA-Gespräch.
Mittels Polysomnographie - ein diagnostisches Verfahren zur Messung der physiologischen Funktionen einer Person im Schlaf - habe man jedenfalls zeigen können, dass einige der Patienten etwa verringerte REM-Schlafphasen (der „Traumschlaf“) oder kürzere Tiefschlafphasen und damit weniger „Schlafeffizienz“ hatten, erklärte Ambra Stefani, die an Studie und Paper - mit Abubaker Ibrahim als Erstautor - beteiligt war. „Wir konnten ebenso belegen, dass diese Veränderungen im Schlaf im Schnitt bereits 12,8 Jahre vor der Diagnose der Krankheit da sind“, betonte sie.
Dies bedeute wiederum, dass man „frühzeitig eingreifen“ und das Erkrankungsrisiko prognostizieren könne, auch wenn es noch keine wirklich wirksamen Medikamente etwa gegen Parkinson oder Demenz gebe. „Die Patienten können aber deutlich früher entgegenwirken, beispielsweise indem sie ihren Lebensstil anpassen, sich genug bewegen, ausreichend schlafen oder gesünder essen,“ hielt Stefani fest. Auch sei das Thema „Schlafqualität“ und „ausreichend Schlaf“ insgesamt ein wichtiges Mittel, um neurodegenerative Krankheiten zumindest abzumildern oder den Ausbruch hinauszuzögern.
„Wir hoffen, dass eine möglichst frühe Intervention zu besseren Verläufen und Ergebnissen führt.“
Birgit Högl, Leiterin des Schlaflabors der Klinik Innsbruck
Jetzt gelte es noch weitere „Folgestudien“ anzuschließen, um die gewonnenen Erkenntnisse abzusichern. „Wir sind gerade dabei, noch mehr Patienten einzuschließen und damit die vorhandene Datenbank zu erweitern“, berichtete die Neurologin und ergänzte: „Die Frage wird sein, ob man Änderungen im Schlaf sehen kann, die spezifisch für die jeweilige Erkrankung sind“. Bisher sei eine Rückbindung von spezifischer Schlaf-Verhaltensstörung auf die jeweils konkrete Krankheit nicht möglich gewesen: „Wir konnten bisher nur allgemein für die Gesamtgruppe zeigen, dass solche Veränderungen mit einer späteren Entwicklung von neurodegenerativen Erkrankungen verbunden sind.“
Gelinge diese wissenschaftliche Verbindung von Schlafstörung und Krankheit, gewinne man vor allem wichtige Zeit, erklärte die ebenfalls beim Gespräch anwesende Birgit Högl, die die ärztliche Leitung des Schlaflabors an der Universitätsklinik für Neurologie innehat. „Vor allem bei Parkinson ist es ja so, dass bei Ausbruch und Diagnose bereits eine Mehrzahl der Neuronen zugrunde gegangen ist.“ Wenn man hingegen „zehn Jahre vorher ansetze“, ließen sich „womöglich Dinge erhellen, die noch nicht degeneriert sind“, führte sie aus.
Eine „optimale“ Zukunft sehe jedenfalls laut Högl so aus: „Wir hoffen, dass eine möglichst frühe Intervention zu besseren Verläufen und Ergebnissen führt.“ Es bestehe zudem die berechtigte Hoffnung, dass man diese latente Frühphase von neurodegenerativen Erkrankungen bald medikamentös begleiten könne, so die ärztliche Leiterin.
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