Der Kaltwettereinbruch und die damit verzögerte Schneeschmelze hatten zumindest aus der Sicht der städtischen Wasserbauer in Lienz einen Vorteil: An der Isel konnte einige Tage länger gebaggert werden, um das derzeit größte Flussbauprojekt Tirols voranzutreiben. Wie mehrfach berichtet, wird der Iselfluss im Bereich der Stadt – zwischen Hofgarten- und Schlossbrücke – um zwei bis 2,5 Meter tiefergelegt, um auch bei einem hundertjährlichen Hochwasser eine Überflutung im Stadtgebiet zu vermeiden.
Bei einem Pressegespräch am Baustelleneingang nahe der Hofgartenbrücke zogen Bürgermeisterin Elisabeth Blanik, der Leiter des Baubezirksamts Johannes Nemmert, Projektleiter Michael Konrad und Walter Hopfgartner als Sachbereichsleiter Wasserwirtschaft Bilanz nach dem ersten Bauabschnitt. Neben bekannten Fakten wie den Kosten von rund 14 Mio. Euro, die der Bund zu 85 Prozent übernimmt, gab es auch Aufklärung über die technische Dimension der neuen Uferverbauung.
Einfach ausgedrückt wird vor die alte Ufermauer, die in den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts errichtet wurde, eine neue Steinmauer aufgeschlichtet. Damit wird das Flussbett im Grunde schmäler. Weil es aber auch mehr als zwei Meter eingetieft wird, erhöht sich insgesamt der Querschnitt. Die neue Mauer schiebt sich nicht nur vor die alte, sie reicht auch wesentlich tiefer in den Untergrund. Projektleiter Konrad: „Der geschlichtete Steinstützkörper reicht 1,5 Meter unter die Sohle.“
Bedenken, dass bei den massiven Bauarbeiten und Grabungen der Grundwassersee unter dem Stadtgebiet verunreinigt werden könnte, zerstreut Johannes Nemmert: „Dieses Grundwasser liegt in mehr als zehn Metern Tiefe und die Sohle des Flussbetts ist sehr dicht. Außerdem gibt es ein permanentes Monitoring.“
In Summe werden 100.000 Kubikmeter Material aus dem Fluss gebaggert und das auf einer Baustelle, die sich primär nicht am, sondern im Fluss befindet. So halten sich die Verkehrsbehinderungen durch das Großvorhaben in Grenzen, zumal mit dem Gelände der Wohnbaugesellschaft GHS – früher stand hier die Molkerei – ein perfekter Bauhof und Parkplatz für das große Gerät zur Verfügung steht, wie Elisabeth Blanik betonte.
Das Timing stimmt jedenfalls bisher genau, die erste Etappe ist abgeschlossen und im Herbst wird bei tiefem Wasserstand der Abschnitt zwischen Spitalsbrücke und Pfarrbrücke in Angriff genommen, an dem besonders viel passiert. Zunächst wird die massive Barriere bei der Pegelmessstelle ausgegraben. Sie übersiedelt nach Oberlienz. Dann werden die Ufermauern aufgeschüttet, ein Zugang zum Wasser am Iselkai wird gebaut und vis á vis am rechten Ufer ein Gehweg mit Aussichtsplattformen entlang der Einbahnstraße angelegt.
Das Projekt in Lienz ist das größte, aber nicht das einzige Vorhaben der Wasserbauer im Bezirk. In Sillian wurde ein nicht viel kleineres Projekt mit 12 Mio. Euro Bauvolumen finalisiert und demnächst wird im Villgratental ein Großprojekt in Angriff genommen, bei dem die Straße um sieben Meter angehoben werden muss. Johannes Nemmert und Walter Hopfgartner stellen alle Maßnahmen in einen größeren Zusammenhang und verweisen auf die Wasserrahmen-Richtlinie der EU, die verlangt, dass die „Durchgängigkeit der Gewässer“ gewährleistet wird. Gemeint ist damit, dass größere Abstürze durch Rampen ersetzt werden – was zum Beispiel an der Drau in Assling passiert – damit Fische wandern können.
An der Isel ist das schon lange auch ein Thema, hier muss vor allem für das Laichgebiet der Äschen am Michlbach „ökologische Durchgängigkeit“ gegeben sein, wie Nemmert erklärt. Die gute Nachricht: Wo nicht Hochwasserschutz, sondern verbesserte Ökologie primäres Ziel von Flussbauarbeiten ist – wie bei Projekten zur Ausweitung von Flussbetten – übernimmt der Bund die gesamten Kosten. Ausgeweitet wird auch die Isel im dritten Bauabschnitt, der übernächstes Jahr über die Bühne gehen soll und von der Pfarrbrücke bis zur Schlossbrücke reicht. Dort, am Ende der Großbaustelle, hat die Stadt im „Wasserrain“ eine Grundfläche erworben, die der Isel Platz lassen und noch mehr „Strandfeeling“ am Gletscherfluss bringen wird.
6 Postings
Super, Dann haben wir mal ne Pauese mit den tägl. 10 Transporten Steiner aus Südtirol - für mich imme rnoch ein Schande Südtiroler Steine zu verarbeiten.
isch holt a preisgschichte
... nachdem der Transport ein billiger ist ...
dieses Flußbauprojekt ist quasi der Auftakt für das was noch kommen soll/wird...
https://life-iris.at/wp-content/uploads/sites/21/2022/03/kurzfassung_ge-rm_drau-isel_end_web_doppelseiten.pdf
@F_Z, danke für den Link, aber komisch da wer zu dieser Info den daumen nach unten dreht?
Es ist eine umfassende Bestandaufnahme und ein brauchbares Papier, die Isel in Richtung "Letzter frei fliessender Gletscherbach" zu gestalten.
Die 108 Maßnahmen zur Okologie und dem Lebensraumschutz sind in dieser Expertise verständlich dargestellt und werden hoffentlich auch "Träumer/innen" endlich nachdenklich stimmen.
Sehr schön! Höchste Zeit
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