Tirol erlebt seit Anfang des Jahres den ersten Masernausbruch seit fünf Jahren. Zuvor war das hochansteckende Virus, das sich in typischem Ausschlag und grippeähnlichen Symptomen äußert, laut Zahlen des Landes seit 2019 nicht mehr ausgebrochen. Seit Jänner häufen sich jedoch die Fälle, rund 80 Personen haben sich bereits infiziert.
Vier Personen davon mussten im Krankenhaus behandelt werden – Masern sind mit einer Komplikationsrate von 20 Prozent risikobehaftet. Durch die Inkubationszeit werden weitere Infektionen erwartet, das Land Tirol betreibt eine Kontaktverfolgung. Während die Ausbreitung der Masern bisher in Nordtirol voranschritt, mehrten sich zuletzt Gerüchte über etwaige Fälle in Osttirol.
Wie eine Nachfrage beim Land Tirol ergibt, gelten in Osttirol „aktuell keine Personen als nachweislich an Masern erkrankt.“ Das sei zumindest der Kenntnisstand der Bezirkshauptmannschaft Lienz. Zuletzt habe sich eine Person in Quarantäne befunden, doch auch dieser Fall habe sich gestern, Donnerstag, nicht bestätigt.
Virologe Gernot Walder sieht keinen Grund zur Sorge: „Ich habe noch keine infizierte Person gesehen, die Rede war von einem bis zu fünf Fällen im Bezirk. Alle, die wir getestet haben, waren negativ.“ Diagnostisch laufe jedoch „viel am Labor vorbei“, so der Virologe. Eine Masern-Erkrankung ist meldepflichtig. Personen, die zwei Mal gegen Masern geimpft oder vor 1970 geboren sind, gelten als immun. Daher wird vonseiten der Behörde darauf hingewiesen, den Impfstatus zu prüfen.
Liegt bei konkret bekannten Kontaktpersonen, die von der Behörde kontaktiert wurden, keine solche Impfbestätigung in Form eines Impfausweises oder Antikörper-Tests vor, wird eine bis zu 21-tägige Quarantäne ausgesprochen. „Als Vorsorge-Maßnahme erging dazu seitens der Bezirkshauptmannschaft Lienz kürzlich eine Information an die niedergelassenen Ärzt:innen im Bezirk“, heißt es seitens des Landes. Damit wolle man unter anderem sicherstellen, dass der entsprechende MMR-Impfstoff verfügbar ist. Eine Impfung kann in jedem Alter nachgeholt werden.
Die Information des Landes wurde in weiterer Folge auch an die Betriebsärzt:innen in Osttirol weitergeleitet. Große Firmen wie Loacker riefen daher unlängst die Belegschaft dazu auf, ihren Immunstatus zu überprüfen. „Generell besteht derzeit keine große Gefahr. Man sollte die Situation aber zum Anlass nehmen, um den Impfstatus zu prüfen“, erklärt Walder. Gefährdet seien vor allem Personen mit viel „Gesichtskontakten“, insbesondere Verkäufer:innen, Busfahrer:innen sowie Personen im Gesundheitswesen und in der Kinderbetreuung.
„Jeder Verdachtsfall sollte geprüft und gesichert werden“, so Walder. Ein Rachenabstrich koste bei einem Verdacht auf Masern rund 50 Euro. „Masern sind auch über größere Distanzen übertragbar und sehr widerstandsfähig. Sie sind auch in ausgetrocknetem Sekret lange Zeit infektiös“, erklärt der Virologe.
Die Infektion äußere sich zunächst wie eine Erkältung mit Halsschmerzen, danach folge der typische Ausschlag. Komplikationen seien „relativ selten“, so Walder. Laut den Erhebungen seines Labors seien rund 90 Prozent der Mitarbeiter:innen im Gesundheitswesen im Bezirk Lienz gegen Masern geschützt.
Eine auf Tiroler Gegebenheiten abgestimmte Studie hat ergeben, dass bei rund 97 Prozent der Personen, die vor 1970 geboren sind, Antikörper gegen Masern im Blut nachweisbar sind. Der erwartbare Anteil an Personen, die durch eine zweimalige MMR-Impfung Antikörper gegen Masern entwickeln, liegt im selben Bereich.
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