Die globale Stahlindustrie steht vor einer zunehmenden Herausforderung: Die Nachfrage nach Stahlschrott steigt schneller als das Angebot. Laut einer Analyse von Boston Consulting Group (BCG) wird die Nachfrage in den nächsten acht Jahren jährlich um 3,3 Prozent steigen, während das Angebot nur um etwa 3 Prozent zunimmt. Diese Entwicklung könnte die Stahlproduktion beeinträchtigen, die zunehmend auf Schrott als Rohmaterial setzt, um ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren.
Die steigende Nachfrage wird insbesondere durch den Trend zur Elektrolichtbogenofen-Technologie (EAF) angetrieben, die recycelten Stahlschrott verwendet. Dieser Trend ist eine Antwort auf die wachsende Notwendigkeit, umweltfreundlichere Produktionsmethoden zu finden. Schrott wird bis 2030 weltweit voraussichtlich 50 Prozent des Eisenanteils im Stahl ausmachen - derzeit sind es rund 35 Prozent.
Die Folgen dieser Entwicklungen reichen von einem Anstieg der Schrottnachfrage in Ländern wie China und den USA, die voraussichtlich 40 bis 50 Prozent mehr Schrott verbrauchen werden, bis hin zu einer Verschiebung in den globalen Schrotthandelsströmen. Dies könnte bis 2030 zu einem Defizit von 15 Millionen Tonnen Stahlschrott führen und die Stahlhersteller und Schrottanbieter vor große Probleme stellen.
Die Stahlindustrie muss sich auf diese Veränderungen rechtzeitig vorbereiten, sagen die BCG-Experten. Dazu gehört die Bewertung der regionalen Ungleichgewichte beim Stahlschrott und die Implementierung von Strategien zur Sicherung der Schrottversorgung. Die Schrottverknappung wird auch politische Entscheidungen beeinflussen, um etwa durch steuerliche Anreize sicherzustellen, dass die heimische Stahlindustrie mit Rohstoffen versorgt wird und wettbewerbsfähig bleibt.
Zudem führt der Mangel an hochwertigem Schrott, insbesondere "Prime Scrap", der für hochqualitative Anwendungen bevorzugt wird, zu einer weiteren Verknappung. Dieser Mangel wird durch wirtschaftliche Volatilität verschärft, die die Produktion und damit die Verfügbarkeit von Prime Scrap reduziert. Entwicklungs- und Schwellenländer stehen vor zusätzlichen Herausforderungen aufgrund unzureichender Recyclinginfrastrukturen, was die Sammlung und den Transport von Schrott erschwert.
Schließlich wird der Schrottengpass die globalen Schrotthandelsflüsse verändern, wobei die Exporte aus Ländern wie den USA und der EU zurückgehen werden. Dies betrifft besonders Länder, die einen hohen Anteil ihres Schrottbedarfs importieren, und könnte deren Fähigkeit beeinträchtigen, sich ausreichend Schrott zu sichern.
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