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Waldrapp Vitorio auf Zwischenstopp in Lienz

Der seltene Vogel nächtigte auf einem Fensterbrett. Bisher hat das Weibchen 2.471 Kilometer zurückgelegt.

Einen Waldrapp sieht man nicht alle Tage. Doch immer wieder verirrt sich einer dieser seltenen Vogelarten nach Osttirol, um dort einen Zwischenstopp einzulegen. Vor wenigen Tagen besuchte „Vitorio“ Familie Brunner in Lienz. Völlig unbeeindruckt ließ sich Vitorio auf dem Fensterbrett im fünften Stock nieder und verbrachte dort die Nacht auf den 9. März. Vitorio war nicht scheu und ließ sich von Gerhard Brunner fotografieren.

Der weibliche Vogel im Alter von zehn Jahren (Ringnummer 035) hat bisher 2.471 Kilometer zurückgelegt und reiste dabei durch zwei Länder. Kürzlich startete sie ihre Frühjahrsmigration von Friaul und kam durch das Gailtal nach Lienz. Von dort aus unternahm sie einige Ausflüge, kehrte aber immer wieder zurück in die Dolomitenstadt. Nach einem Zwischenstopp am Millstätter See verweilt Vitorio aktuell wieder im Gailtal. Das Brutgebiet des Vogels liegt laut Daniela Trobe vom Waldrappteam in Kuchl bei Salzburg. Trobe nimmt an, dass sie beim nächsten passenden Wetter ihren Flug fortführt.

Waldrapp Vitorio auf dem Fensterbrett eines Lienzer Wohnblocks. Hier hat der seltene Vogel die Nacht von 8. auf 9. März verbracht. Foto: Gerhard Brunner

Das Weibchen ist 2014 im Tierpark Rosegg geschlüpft und wurde anschließend in Grödig handaufgezogen. Sie flog im Rahmen der menschengeführten Migration ins Wintergebiet in der WWF Oase Laguna di Orbetello. 2016 flog Vitorio erstmals zurück in ihr Brutgebiet in Kuchl, wo sie seit 2017 erfolgreich brütet. Vitorio gehört zur Generation F0 und ist Teil der Kolonie Kuchl. Wer den Waldrapp auf seiner Reise verfolgen will, kann das mit der App „Animal Tracker“ tun.

Seit rund 20 Jahren beobachtet der österreichische Biologe und Gründer des Waldrappteam, Johannes Fritz, den Waldrapp, um ihn wieder heimisch zu machen. Waldrappe (Geronticus eremita) zählen zu den Ibisvögeln und gehören zu den seltensten Vogelarten der Welt. Sie waren einst in Mitteleuropa weit verbreitet. Doch bereits im 17. Jahrhundert wurden sie ausgerottet. Sie lebten ursprünglich an Felsvorsprüngen und später auch an Burgen und Schlössern als Kulturfolger, wie es auch die Weißstörche sind.

In den letzten Jahren wurden im Frühjahr aus Osttirol immer wieder Waldrappe gemeldet. Weil es sich dabei um keine Wildvögel, sondern um Tiere aus Zuchtprogrammen handelt, sind die Waldrappe sehr zutraulich und können meist in unmittelbarer menschlicher Nähe beobachtet werden. Wer Vitorio demnächst begegnet, sollte nicht vergessen, sie zu grüßen! Unser gefiederter Gast ist nicht nur ein seltener, sondern auch ein geselliger Vogel mit ausgiebigem Begrüßungsritual.

Mit ruckartigen Kopfbewegungen nach oben und unten wird die dunkle Oberkopfzeichnung als optisches Erkennungsmerkmal präsentiert. In dieser Position wird kurz verharrt. Dabei wird das Schopf- und Vorderrückengefieder aufgerichtet. Diese Grußbewegung wird mehrmals wiederholt. Hinzu kommt bei der Abwärtsbewegung ein „Chrup“-Ruf mit halb geöffnetem Schnabel. Das Grüßen findet ganzjährig statt. Es ist ein wichtiges Ritual, um Paar-, Familien- oder Gruppenkontakt herzustellen und zu festigen.

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Ein Posting

isnitwahr
vor 8 Monaten

was für ein wunderschöner Vogel. schön wäre, wenn sich auch bei uns solche Vögel niederlassen würden. Danke für das Foto und den Bericht!

 
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