Die Bücherzelle in der Maximilianstraße beim BG/BRG Lienz ist ein jahrgangsübergreifendes Projekt der Schule. Drei Klassen – von der ersten bis zur dritten Unterstufe – haben im Deutschunterricht eine alte Telefonzelle umdekoriert und sie mit Lesematerial gefüllt. Für eine bessere Übersicht haben die Schüler:innen die Bücher in Kisten mit unterschiedlichen Kategorien angeordnet, so gibt es beispielsweise eine „Astrid Lindgren-Box“, wie Vincent Eder aus der 1D erzählt:
Zwar ist die Bücherzelle mittlerweile nicht mehr so ordentlich wie zu Beginn des Schuljahres, das stört die Schüler:innen aber nicht, denn das bedeute, dass ihr Projekt tatsächlich genutzt wird und sich ihre Bemühungen gelohnt haben. Auch einige neue Bücher haben ihren Weg in die ehemalige Telefonzelle gefunden, darauf lässt ein mit Lesestoff gefüllter Karton mitten in der Zelle schließen. Unter dem Karton versteckt sich die eigens designte Fußmatte mit der Aufschrift: „Diese Telefonzelle kann LESEN retten!“
„Nicht nur das Lesen soll am Leben bleiben, sondern auch die Bücher“, betonen Anika Mataln, Matthias Obrist, Anna-Maria Mayerl, Nadja Schreckenbach, Mira Klima und Timo Kurnik. Die Schüler:innen der 3E-Klasse sind zwischen zwölf und 14 Jahre alt und zählen – so wie alle, die seit 2010 geboren wurden – zur Generation Alpha. Die „Gen Alpha“ wird mit den neuesten Technologien groß. Einer der prägendsten Faktoren dieser Generation ist die Digitalisierung in sämtlichen Lebensbereichen. Der digitale Lifestyle ist für die Kinder und Jugendlichen selbstverständlich und der Austausch auf Social Media für viele alltäglich.
Trotz ihrer digitalen Gewohnheiten halten die Schüler:innen zum Lesen doch lieber ein Buch in den Händen. „Ob man Empfang und Internet hat oder nicht, das Buch ist immer da“, sagt Anika. Sie spricht aus Erfahrung, denn mit ihrer Familie verreist sie gerne im Wohnwagen und auf ihr Buch ist beim Reisen immer Verlass. Auch die restlichen Schüler:innen haben schon Erfahrungen mit technischen Schwierigkeiten beim digitalen Lesen gemacht.
Zudem beschreiben sie das Lesen auf ihren Schul-Tablets und Smartphones als nicht sehr angenehm. Die Jungs und Mädels entscheiden sich für die gedruckte Version, wenn sie ein Buch lesen möchten. Einen Nachteil hat das jedoch, denn die Bücher kann man nicht immer so gut mitschleppen. Wenn Mira gleich eine ganze Auswahl ihrer Bücherkollektion mit dabei haben möchte, nutzt sie gerne ihren Kindle: „Durch den besonderen Bildschirm ist das Lesen auf dem Kindle angenehm und es ist praktischer zum Mitnehmen.“ Anika überzeugt auch dieses Argument nicht vom digitalen Buch, sie schmunzelt: „Harry Potter wiegt weniger als mein Tablet.“
„Ob man Empfang und Internet hat oder nicht, das Buch ist immer da.“
Anika Mataln, Schülerin am Gymnasium Lienz
Die Gruppe aus der 3E-Klasse lesen alle gerne, wenn sie ein gutes Buch entdeckt haben. Besonders wichtig ist ihnen, dass die Bücher spannend sind und sich nicht in die Länge ziehen. Anika mag es am liebsten magisch, sie taucht gerne in die Welt der Feen und mystischen Geschöpfe ein. Matthias findet technische Sachbücher interessant. Mira steckt ihre Nase gerne in die Bücher ihrer Mutter, die Hobbyautorin ist. Timo hingegen ist ein großer Gregs Tagebuch-Fan:
Bei den Genres sind die Geschmäcker verschieden, aber beim Beantworten der Frage, warum ihnen das Lesen so „taugt“, sind sich alle einig: „Das Kopfkino“. Matthias beschreibt es etwas genauer: „Irgendwann nimmt man die Buchstaben gar nicht mehr richtig wahr, dann ist es wie ein Film, nur halt im Kopf.“ Einen solchen Flow beim Lesen würde eine Akkumeldung des Tablets oder Smartphones wohl ruinieren.
In den Deutschunterricht der 3E wird das Lesen auch aktiv eingebunden. Ein Highlight des letzten Semesters war mit Sicherheit die Lesenacht. Organisiert von ihrer Klassenvorständin Gudrun Mellitzer, verbrachten die Schüler:innen eine Nacht im BG/BRG Lienz. Neben Buchvorstellungen, gegenseitigem Erzählen von Geschichten und einem kreativen Lesespiel standen auch Karaoke-Performances sowie ein nächtliches Schleichen durch das dunkle Schulhaus am Programm. Nach wenigen Stunden Schlaf im Turnsaal gab es ein leckeres Frühstück in der Schulcafeteria.
Für die Schüler:innen der 1D, 2E und 3E war das Bücherzellen-Projekt, das von ihren Deutschprofessorinnen Gudrun Mellitzer, Doris Niederwieser und Veronika Kollreider im Unterricht eingebracht wurde, eine gerngesehene Abwechslung. Leo Schneeberger aus der 1D betont, dass der Fokus auf das Lesen auch für den restlichen Unterricht sehr nützlich sei:
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