Archäologie und Künstliche Intelligenz sind kein Widerspruch. Ganz im Gegenteil: Um neue Perspektiven zu eröffnen, braucht es innovative Methoden. Archäolog:innen und Digitalisierungs-Expert:innen an der Uni Graz zeigen, wie es geht.
Am Beispiel einer zerbrochenen Marmorplatte, die im 5. Jahrhundert nach Christus als Altar diente, demonstrieren Archäolog:innen wie man virtuell aus 139 Fragmenten ein Ganzes schafft. Sie gehörte ursprünglich zum Altar der frühchristlichen Bischofskirche am Kirchbichl in Lavant (Osttirol). Im Rahmen von Grabungsarbeiten an der Ruine fand man bereits in den 1950er-Jahren im Mauerwerk die Bruchstücke der Marmorplatte. Historiker:innen gehen davon aus, dass die Altarplatte im Zuge einer Brandkatastrophe zerstört und dann für den Wiederaufbau der Kirche als Baumaterial verwendet wurde. „Gleich nach der Entdeckung versuchte man, die Stücke wieder zu einer Einheit zusammenzukleben – ohne Erfolg“, betont Archäologe Stephan Karl vom Institut für Antike. 2022 wurde eine erneute Freilegung und Konservierung der Stücke initiiert.
Die Bruchstücke der wertvollen Marmorplatte aus Osttirol sind Gegenstand des Citizen Science-Projektes „Open Reassembly“ und waren Diskussions- und Forschungsgegenstand bei einer Expert:innen-Tagung des Instituts für Antike und des IDea_Lab Ende 2023. Im Rahmen einer Kooperation mit der TU Graz digitalisierte die Universität Graz alle Einzelteile der Marmorplatte. Es wurden pro Fragment etwa 100 Fotos aus unterschiedlichen Perspektiven angefertigt, die mit vom Streifenlichtscanner erfassten Geometriedaten in einem 3D-Modell zusammengerechnet wurden.
In einem weiteren Schritt entstand eine Online-Plattform, auf der nun begeisterte Hobbyarchäolog:innen an der Lösung des kniffligen Stein-Puzzles mitwirken und die virtuellen Fragmente im Rahmen eines gemeinschaftlichen 3D-Puzzle-Erlebnisses zusammenbauen können.
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