Der frühe Alpinismus wie auch die frühe Bergfotografie setzen in der Schweiz und Südostfrankreich bereits in den 1850er-Jahren ein. Beides sind elitäre Angelegenheiten, die vor allem viel Geld und Zeit beanspruchen. Beim Bergsteigen geht es in dieser zweiten Phase bereits um die sportliche Leistung des Gipfelstürmens nach der ersten Phase der naturwissenschaftlichen Erforschung der Alpen.
Heute im Rückblick und basierend auf den jüngsten Forschungsergebnissen zu „Frauen im Aufstieg“ kann man die damalige Situation nur mehr vordergründig als „reine Männerdomäne“ bezeichnen. Nur auf die erste Betrachtung hin, weil die allergrößte Zahl der Erstbesteigungen durch Männer erfolgt ist und die allermeisten Lichtbilder von Fotografen gemacht worden sind.
Zudem wird Bergsteigerinnen Unweiblichkeit und eigene Gesundheitsgefährdung vorgeworfen und auch die Geschichtsschreibung des Alpinismus ist durch das „starke“ Geschlecht verfasst worden – wo konnte da also das vermeintlich „schwache“ Geschlecht vorkommen? Noch dazu, wenn es diesem gar nicht darum ging, in der Öffentlichkeit zu stehen.
Hintergründig könnte man behaupten, dass bergsteigerische Leistungen mit langem sperrigem Rock sogar noch etwas höher anzusetzen sind als Erklimmungen durch die Männer in Hosen und bei genauer Recherche lassen sich gar nicht so wenige Frauen finden, die in den frühen Alpinismus einzuordnen sind. Übrigens wurden Hosen für Frauen zunächst als skandalös angesehen, gegen Ende des 19. Jahrhunderts lösten breite Hosen („Bloomers“) die Röcke ab.
In der zeitlichen Übergangsphase hat die Engländerin Lucy Walker 1871 als erste Frau den Gipfel des Matterhorns erreicht und einen anderen Ausweg gewählt – den lästigen Rock hinter einem Felszacken zu verstecken und dann im leichten knöchelfreien Unterrock weiter zu klettern. Als erste Reiseschriftstellerin gilt die Engländerin Amelia Edwards, die die Dolomiten 1872 durchwanderte. Einmalig ist wohl Aubrey Le Blond, die nicht nur den Mont Blanc bestiegen und sehr gut fotografiert, sondern auch 1907 in London den „Ladies Alpine Club“ gegründet hat – nachdem das männliche Pendant „Alpine Club“ keine Frauen als Mitglieder aufnehmen wollte.
Und wenn vielleicht auch die eine oder andere unbekannt gebliebene Frau schon vorher auf einem Dolomitengipfel gestanden sein mag: Sicher ist, dass die 21-jährige Schluderbacher Hotelierstochter Anna Ploner als erste Frau 1874 den Monte Cristallo bezwungen hat – nur neun Jahre nach der Erstbesteigung durch Paul Grohmann, Angelo Dimai und Santo Siorpaes.
Anlässlich des Internationalen Frauentages zeigt das Tiroler Photoarchiv seit heute, 8. März, eine Online-Ausstellung mit 21 – zum Teil noch nie veröffentlichten – Bildern von Bergsteigerinnen in den Dolomiten. Ziel der virtuellen Ausstellung sei es, „die Anfangsphase der 'Frauen im Aufstieg' in den Dolomiten in Bild und Wort zu dokumentieren. Der zeitliche Rahmen liegt dabei zwischen 1870 und 1930“, erklärt Kurator Martin Kofler.
Vor dem Hintergrund der damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse und geschlechterspezifischen Rollenbilder wurde ein biographischer Zugang gewählt, der die beachtlichen alpinen Leistungen einordnet. Die Fotografien zeigen einerseits die Bergsteigerinnen selbst und andererseits historische bis zeitgenössische Aufnahmen der erklommenen Gipfel und Zacken – von den Ampezzaner bis zu den Südtiroler Dolomiten.
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