Mädchen spielen mit Puppenküchen und werden später zu Hausfrauen. Ihre Brüder bekommen Autos zum Geburtstag und arbeiten mit den Vätern im Garten. Später verdienen sie ihr Geld auf Baustellen und in Führungspositionen. Altmodisches Rollenbild? Leider nicht ganz. Statistiken belegen, dass in der Berufswelt noch immer nicht Gleichberechtigung herrscht.
Wie Daten des Bundeskanzleramts aus dem Jahr 2021 zeigen, gibt es in vielen Branchen noch immer deutliche geschlechterspezifische Unterschiede: Bei den Lehrberufen beispielsweise überwiegt der Frauenanteil besonders im Handel (60,3 Prozent), während Männer die Sparten Industrie (81,9 Prozent), Gewerbe und Handwerk (81,4 Prozent) sowie Transport und Verkehr (74,1 Prozent) dominieren.
Auch in Osttirol trotzen junge Frauen dem Klischee und erobern die Welt der vermeintlichen „Männerberufe“. „Auf Baustellen begegnen mir immer öfter Elektrikerinnen, Malerinnen oder Tischlerinnen, die einen Türstock setzen“, erzählt Luisa Amort. Sie ist als Hochbauerin auf Baustellen unterwegs.
Luisas Arbeitstag beginnt um 7.00 Uhr. Das ist der einzige Fixpunkt im Alltag, denn nach Arbeitsbeginn gleicht kein Tag dem anderen, wie Luisa verrät: „Manchmal muss ich schalen, ein anderes Mal bin ich bei einem Abbruch dabei, habe im Innenbereich etwas zu tun oder mauere Zwischenwände.“ Neben dieser Abwechslung und dem Arbeiten mit verschiedenen Materialien gefällt der Tristacherin der tägliche Fortschritt auf den Baustellen: „Am Ende des Tages sieht man, wie viel man geschafft hat.“
Vor ihrer Lehre bei Frey hat die 20-Jährige am BORG Lienz maturiert. Anstatt zu studieren wollte sie zuerst Erfahrungen im Baugewerbe sammeln. Die Umstellung vom Klassenzimmer auf die Baustelle war groß, erinnert sie sich zurück: „Am Anfang muss man sehr motiviert sein, es ist sehr anstrengend und brutal kräftezehrend. Aber mit der Zeit kommen die Muckis.“
Auf einen weniger kräftezehrenden Job fährt Madeleine Ebner wortwörtlich ab. Die 24-Jährige ist Lokführerin bei den ÖBB in Lienz. Nach Innichen, Villach oder über die Tauernstrecke bis Schwarzach kutschiert die Osttirolerin in ihrem Alltag Fahrgäste und Güter. „Man hat schon sehr viel Verantwortung bei einem vollen Zug“, erzählt Madeleine.
Nach ihrer Lehre zur Betriebselektrikerin hat sie sich für eine Karriere im Führerstand entschieden. Vor fast einem Jahr hat sie sich weibliche Verstärkung ins männerdominierte Team geholt. Ausgerechnet Madeleines beste Freundin, Carmen Mietschnig, ist auf den Zug aufgesprungen. „Madeleine hat mir von ihrem Job erzählt und als ich dann mit einer Mitfahrgenehmigung zu ihr in die Lok durfte, war ich überzeugt“, sagt Carmen.
Ihr Job sei fordernd: „Die Leute denken oft, dass man nur Hebel vor und zurück bewegt. Da steckt viel mehr dahinter.“ Carmen befindet sich noch in Ausbildung zur Triebfahrzeugführerin und ist in Villach stationiert. Zuvor war die Osttirolerin Frisörin: „Wenn man immer von Menschen umgeben ist, schätzt man die Ruhe im Führerstand“, lacht Carmen.
Jetzt steuert sie tonnenschwere Railjets, Cityjets und Güterzüge durch Kärnten, Osttirol und die Steiermark. Im Mai legt sie ihre praktische Prüfung ab und sitzt künftig alleine in der Lok. Noch begleiten sie sogenannte Fahrtrainer, zu denen auch Madeleine zählt. Gemeinsam sind sie am heutigen Frauentag nach Innichen unterwegs. Carmen erzählt, wie sie sich in ihren Job eingelebt hat:
Auch Katharina Forster haben es starke Motoren angetan. Die angehende Kfz-Mechanikerin aus Irschen hat schon als Mädchen zu Hause an Landmaschinen geschraubt. Nach ihrem Abschluss an der Landwirtschaftsschule Litzlhof machte sie ihr Hobby zum Beruf. Mittlerweile absolviert Katharina das zweite Lehrjahr im Autohaus Pontiller.
„Schrauben und dabei dreckig zu werden“, das gefalle der Kärntnerin nach wie vor. Für manche Kunden sei das nur schwer vorstellbar. Vor allem ältere Männer würden die Mechanikerin hin und wieder unterschätzen. Dann muss sie sich Fragen wie „Kannst du das?“ anhören. Das gute Arbeitsklima in der Werkstatt macht solche Kommentare jedoch wett: „Wir helfen uns untereinander und von meinen Kolleg:innen werde ich gleich behandelt wie die männlichen Lehrlinge.“
Dass man sich als Frau immer wieder beweisen muss, kennt Jennifer Mattersberger nur zu gut: „Als Frau zieht man viele Blicke auf sich und setzt sich dann oft selber unter Druck.“ Die 25-Jährige arbeitet als Berufskraftfahrerin und hat sich damit ihren Kindheitstraum erfüllt. Seit rund zwei Jahren ist sie als eine von vier Frauen Teil des Teams der „Oberdrautaler Transporte“. Auch im Fernverkehr sitzt Jennifer hinterm Steuer.
In einem Produktionsbetrieb hat die gelernte Köchin beim Be- und Entladen erste Erfahrungen mit schweren Brummis gesammelt. Was ihr an ihrem Beruf gefällt? „Die Freiheit. Man kommt viel herum und sieht viel. In Deutschland und Italien gibt es viele schöne Ecken, das ist dann wie Urlaub.“
„Können sich deine männlichen Kollegen etwas von dir abschauen?“, lautete die abschließende Frage an alle fünf Frauen und Jennifer hat es auf den Punkt gebracht:
2 Postings
"It's a man's wörld.." dennoch verstehe ich das Wort "Männerberufe" nicht. Im Krieg haben Frauen alle Berufe geführt während der Mann an der Front war. Krankenschwestern wurden durch Männer ergänzt. Machen diese dann "Frauenberufe"?
Ich habe nichts wenn Frauen in Männer Berufen arbeiten. Voraussetzung ist das Sie dafür geeignet ist. Natürlich muss die Frau den Job machen wollen. Ich würde mich freuen Frauen als Busfahrer als Lokführerin oder als Techniker in Autowerkstätten arbeiten wollen und hier auch den Hochvoltschein machen. Liebe Damen traut Euch ruhig auch in Männer Berufen
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