Einmal mehr wurde im Matreier Gemeinderat über das geplante Garni Hotel, das im aufgelassenen Gasthof Panzl entstehen soll, diskutiert. Seit 2022 ist das Vorhaben der Sonnberg Projekt GmbH aus Mittersill in der Tauerngemeinde ein Politikum. Bereits bei der ersten Präsentation im Rathaus kritisierte die Opposition, dass der geplante Umbau die Bestandshöhe des Gebäudes wesentlich überschreite. Das werde die Silhouette von Matrei prägen, hieß es damals. Man fürchtet noch heute einen Präzedenzfall für die künftige Bauhöhe im Ortszentrum.
Der erste Bebauungsplan wurde mit 9:8 Stimmen knapp abgesegnet, auch Mandatare der Bürgermeister-Fraktion „Matreier Liste“ stimmten dagegen. Der Denkmalschutz wurde bei der Planung einbezogen. „Bei der Höhe ist man schon vier Meter zurückgefahren“, erklärte damals Bürgermeister Raimund Steiner.
Der Gemeinschaftsliste, die fünf der 17 Mandatar:innen im Matreier Gemeinderat stellt, war das zu wenig. Die Fraktion um Elisabeth Mattersberger hat daraufhin eine Aufsichtsbeschwerde an die Bezirkshauptmannschaft Lienz übermittelt. Die Behörde forderte anschließend einen überarbeiteten Bebauungsplan für das Hotel.
Dieser wurde von der Gemeinde ausgearbeitet und stand in der jüngsten Gemeinderatssitzung am 5. März zum Beschluss an. Der Bau wird um einen Meter niedriger. Geplant sind nun fünf statt bisher sechs oberirdische Stockwerke mit 38 Einheiten, darunter acht Freizeitwohnsitze. Neu ist eine zweite Zufahrt über die Honiggasse. Diesmal stimmte die Matreier Liste mit Ausnahme von Lukas Wibmer geschlossen für den Bebauungsplan. Ausgearbeitet wurde dieser vom neuen Bauamtsleiter der Gemeinde, Wolfgang Mayr. „Der alte Bebauungsplan wurde aufgehoben und konkretisiert. Jetzt ist die Sache rund“, betont Steiner.
Die Sitzung am Dienstagabend verlief jedoch nicht weniger emotional als die bisherigen zu diesem Thema. So forderte die Opposition vor der Abstimmung, dass der anwesende Initiator einer Petition gegen das Projekt, Peter Raneburger, sich zum Vorhaben äußern darf. Der Bürgermeister lehnte das zunächst ab, bei einer Abstimmung votierte mit 10:7 Stimmen aber die Mehrheit für einen Auftritt Raneburgers. In seinen Ausführungen warnte der Künstler, Matrei gehe durch das „Hochhaus“ der Charme verloren. Er hinterfragte auch die zweistöckige Garage mit Autolift.
„Springt der Projektwerber ab, bleibt das Panzl-Objekt eine Ruine.“
Lukas Brugger, Vizebürgermeister Matrei
Vizebürgermeister Lukas Brugger warf ein, dass das Panzl-Objekt „eine Ruine“ bleibe, sollte der Projektwerber abspringen. Sein Listenkollege Christoph Köll schob hinterher, dass ihm „ein florierender Betrieb lieber als eine Ruine“ sei. Die Oppositionsliste stört sich vor allem an drei Faktoren.
„Das Gebäude bleibt für Einheimische verschlossen, beeinträchtigt das Ortsbild wesentlich und erzeugt Verkehr über den Rauterplatz“, erklärt Elisabeth Mattersberger. „Aus unserer Sicht ist dieser Bebauungsplan genauso im Widerspruch zum örtlichen Raumordnungskonzept und daher gesetzwidrig. Wir wollen keinen überdimensionierten Freizeitwohnsitzturm.“
Der beschlossene Bebauungsplan liegt nun vier Wochen zur Einsichtnahme auf, bis eine Woche danach können von Matreier Gemeindebürger:innen Stellungnahmen abgegeben werden. Anschließend wird der Gemeinderat einen endgültigen Beschluss fassen, der Bürgermeister den Bebauungsplan als Verordnung kundmachen und damit den Weg für ein Bauansuchen des Projektbetreibers ebnen.
Die Opposition will auch diesmal eine Stellungnahme abgeben. Auch eine neuerliche Aufsichtsbeschwerde ist nicht ausgeschlossen. „Wir hoffen, dass diesmal die Raumordnungsabteilung des Landes schon früher eingebunden wird und eine Aufsichtsbeschwerde als letztes Mittel nicht notwendig sein wird.“
9 Postings
Architekturpreis wird die Hütte eher keinen gewinnen, was den Investoren aber wuarscht sein wird. Denen geht es um Rendite und sonst nix, was auch ihr gutes Recht ist. (Das nennt sich Wiiirtschaft)
Lieber im schon lange verbauten Bereich ein wenig mehr in die Höhe, als immer wieder frisch in die grüne Wiese bauen. Und dort gibts dann sogar wieder Leerstand, wenn sich eine gewisse Lebensmittelkette nach ein paar Jahren wieder verabschiedet. Was passiert dann mit diesen hässlichen Verbauungen am Ortseingang, wenn Leerstand entsteht? Matrei hat doch seinen Flair schon lange verloren, zuletzt durch das Parkhaus der IDM, solche Projekte werden einfach durchgewunken....
so ein Supermarkt ist schnell wieder eingeebnet, die allgemeine Verhüttelung nicht. Geprossegg drinne kinnet min unten ah auf 8 Stock gian, statt den ganzn Roan, vi da Bruggn bis zin Kirchlen auchn, züehittln.
... wenigstens sind dort die Gemeinderäte und Bürgermeister auch gleich beschränkt wie hier im hässlichsten Talboden Österreichs ...
noch nie in KB ("Stadt" + Bezirk) gewesen?
habe ich oben richtig gelesen, dass Herr LW, als Mitarbeiter des Restaurant Alte Mühle der Aplenparks Gruppe, als Mitglied des Gemeinderats-Ausschuss "für" Wirtschaft und Tourismus und als Mitglied des TVB-Ortsauschuss Matrei in Osttirol als EINZIGER der Bürgermeister-Fraktion "Matreier Liste" GEGEN den überarbeiteten Bebauungsplan und somit auch GEGEN eine touristische und wirtschaftliche Entwicklung der Tauerngemeinde gestimmt hat!
Gott sei Dank sind die Zeiten vorbei wo alle Fraktionsmitglieder die selbe Meinung wie der Bürgermeister haben MUSSTEN !!!
@athona, da bin ich absolut deiner Meinung, nur trotzdem bedenklich, wenn eine Person aus Wirtschaft und Tourismus kommend, dann im GR gegen zukünftige Projekt im Bereich Wirtschaft und Tourismus stimmt! Das oder die Argumente von LW wären spannend zu erfahren?
Auszug aus dem öffentlichen Protokoll der GR-Sitzung vom 05. März 2024:
18.4 GR Lukas Wibmer gibt eine Begründung zu seinem Abstimmungsverhalten zu Punkt 4.1) – Bebauungsplan für das Gst. 884, KG. Matrei i.O.-Markt – ab: Seine Gegenstimme erscheine vielleicht etwas widersprüchlich, zumal er selbst in einem Gastronomiebetrieb angestellt sei. Er glaube sich daran zu erinnern, dass er bei der ursprünglichen Abstimmung über einen Bebauungsplan – damals noch unter Vorsitz von Alt-Bgm. Dr. Andreas Köll - für das gegenständliche Grundstück sogar für die Erlassung gestimmt habe. Damals habe es sich allerdings um ein völlig anderes Projekt gehandelt, als jenes, welches nunmehr umgesetzt werden soll. In den letzten 20 Jahren seien die Nächtigungen in der Marktgemeinde Matrei zurückgegangen. Er habe jetzt zwar keine Informationen, ob auch die Bettenanzahl in diesem Zeitraum gesunken sei, jedoch könne er sich nicht vorstellen, dass es mit einem neuen Beherbergungsbetrieb mit 60 Betten möglich sei, die Nächtigungszahlen wieder auf das Niveau von vor 20 Jahren zu heben. Seiner Meinung seien nicht nur Hotels für die Entwicklung der Nächtigungszahlen verantwortlich, sondern auch andere touristische Infrastruktureinrichtungen, wie z.B. Bergbahnen. Er traue sich zu behaupten, dass keines der Matreier Hotels während der Saisonen durchgehend voll sei. Deshalb müsste man schauen, leere Betten während der Saisonen zu füllen. Außerdem sei es Ziel jedes Hoteliers, die Saisonen zu verlängern. Er könne sich aber nicht vorstellen, dass ein „neuer Panzlwirt“ die Saisonzeiten drastisch verlängern könne. Eine Wiederbelebung des „Panzlwirtes“ sei grundsätzlich ein erstrebenswertes Ziel. Er sehe idZ auch die einmalige Chance, eine Tiefgarage im Marktbereich zu errichten, womit man wieder einen „richtigen Ortskern“ bekommen könnte und nicht nur Parkplätze. „Alles in allem ein absolutes Ja zu Hotelbetten – auch Qualitätsbetten – aber nicht in dieser Form.“ Aus diesen Gründen habe er heute auch gegen die Erlassung des Bebauungsplanes und „gegen seine Liste“ gestimmt.
LG, LW
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