Nach drei Jahren des pandemiebedingten Exils kehrte die Versteigerung der Bilder des Lienzer Adventkalenders heuer wieder an ihren traditionellen Ort zurück. Nach dem Sommertermin im Heizhaus der Eisenbahnfreunde 2021 und den beiden Auktionen in der Lienzer Spitalskirche begrüßten BM Elisabeth Blanik und Round Table-Präsident Tristan Tschojer am Freitag rund fünfzig Gäste im Ratssaal der Liebburg, darunter etliche Künstlerinnen und Künstler, die ihre Werke dem guten Zweck zur Verfügung gestellt hatten.
Auktionator Stefan Taferner fühlte sich ausgesprochen wohl im überschaubaren Ambiente und zog die Veranstaltung sachlich und routiniert durch. Er wurde von Christine Brugger flankiert, die in kurzen, abwechslungsreich vorgetragenen Kommentaren jedes Objekt vorstellte, bevor es unter den Hammer kam. Einzig Bild Nr. 21 bedurfte – vielleicht bedingt durch eine vorübergehende Ermüdung der Bieter:innen nach der Pause – eines zweiten Anlaufs.
„Kunst liegt im Auge des Betrachters. Werke, die für sich alleinstehen und unabhängig vom Künstler existieren, sind selten.“ Mit diesen Worten entlarvten die Veranstalter ihre Einstellung zur bildenden Kunst, die in den letzten Jahren immer wieder Stoff für Diskussionen geliefert hat, und wohl auch die Einsicht, dass Kunst vielleicht doch vom Können und weit weniger von prominenten Namen, unter denen sich in der Vergangenheit immer wieder auch Fußballstars oder Starköche befanden, herkommt. „Unsere Absicht ist es, die Kunst in ihrer reinen Form zu feiern und sie von äußeren Einflüssen zu befreien, um so ihre wahre Schönheit und Aussagekraft zu befreien.“
Das klingt verdächtig nach den Theoretikern der spezifisch amerikanischen Avantgarde der 1950er und 1960er Jahre und ein Dreiviertel Jahrhundert später offenbar immer noch gut genug, einen Paradigmenwechsel im Osttiroler Kunstverständnis zu proben. Das solcherart kommentierte und vorerst anonym angebotene Gemälde wurde von vier Mitgliedern des Service-Clubs selbst hergestellt, unter der Regie des einstigen Assistenten von Hermann Nitsch, Heinz Aschenbrenner, der seit seiner Ausstellung, 2018 in der Gallery 9900, in Lienz kein Unbekannter mehr ist. Immerhin wechselte das Objekt schon vor der Bekanntgabe seines Geheimnisses um beinahe den dreifachen Ausrufpreis seinen Besitzer.
Und dann war da noch die großformatige Grafik „LIKE“ von Andreas Quella Gratze, Buchautor, Bühnenbildner und seit 1994 Artdirector von Zotter-Schokolade. Das Bild wurde am 8. Dezember an der Rathausfassade enthüllt, kurz nach der Premiere des Films GenDefekt im Lienzer CineX. Der Film von Niko Mylonas und Kuno Büsel beschäftigt sich mit einer kaum noch erforschten und äußerst seltenen Krankheit, dem Kat6A Syndrom, das mitunter schwere motorische, kognitive und sprachliche Einschränkungen bedingt. Ein Teil des Gesamterlöses von immerhin 37.500 Euro des 26. Round Table Kunstkalenders kommt der 2019 von betroffenen Familien gegründeten KAT6A Foundation Austria zugute.
Ein Posting
" Kunst liegt im Auge des Betrachters, Werke die für sich alleine stehen und unabhängig vom Künstler existieren sind selten " ( ? ) . Ich sehe da schon R.Inguber seine Stirne runzeln. Ein Kunstwerk existiert nur als Gestaltetes, Visionen und der ästhetischen Idee des Gestalters folgend und durch dessen Vermögen diese in eine Formensprache umzusetzen, mit dem Anspruch einen Betrachter zu " verrücken " . Ein entsprechendes Sensorium bei dem vorrausgesetzt.
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