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Der Umgang mit zugewanderten Menschen ist vor allem dort entspannt, wo man sich kennt und an gemeinsamen Projekten arbeitet. Foto: iStock/Alvarez

Der Umgang mit zugewanderten Menschen ist vor allem dort entspannt, wo man sich kennt und an gemeinsamen Projekten arbeitet. Foto: iStock/Alvarez

Ist Migration nicht länger das „Aufregerthema“?

Der „Integrationsmonitor“ deutet darauf hin. Eine Spaltung der Gesellschaft ist nicht nachweisbar.

Der wegen seiner Aussagen zum Stopp von Zuwanderung auch in den eigenen Reihen in die Kritik geratene SPÖ-Landeshauptmann-Stellvertreter Georg Dornauer präsentierte am 1. März gemeinsam mit Meinungsforscher Christoph Hofinger vom Institut Forsight (ehem. SORA) den Integrationsmonitor 2023. 701 Tirolerinnen und Tiroler wurden im Oktober des vergangenen Jahres umfangreich zum Thema Asyl, Migration und Integration, sowie zu ihrer allgemeinen Stimmungslage befragt. Während die aktuellen Krisen wie die Teuerung, steigende Wohnpreise und Kriege die Bevölkerung belasten, sind die Befragten mit der Zuwanderung, vor allem da, wo Berührungspunkte bestehen, mehrheitlich zufrieden.

Christoph Hofinger über die Bedeutung eigener Erfahrungen mit Geflüchteten:

Der Meinungsforscher Christoph Hofinger machte im Rahmen der Studien-Präsentation darauf aufmerksam, dass die Befragten dann, wenn sie auf eigene Erfahrungen zurückgreifen, Zuwanderung positiver betrachten, als wenn sie von Politik und Medien darüber informiert werden. So sehen rund 60 Prozent der Tiroler:innen das Zusammenleben mit Zugewanderten in der eigenen Gemeinde positiv und auch das Zusammenleben mit Geflüchteten wird mehrheitlich positiv betrachtet. Mit Blick auf das gesamte Bundesland nimmt diese Wahrnehmung ab.

Christoph Hofinger rückt auf Basis des Integrationsmonitors manche Wahrnehmung vor allem in sozialen Medien gerade. Foto: Land Tirol/Hörmann

Laut Hofinger ein Effekt, der nicht neu ist: „Je kleinräumiger die Ebene des Zusammenlebens wird, desto besser wird dieses auch bewertet.“ Hofinger betonte zudem, dass Extremmeinungen in den Ergebnissen keine gewichtige Rolle einnehmen würden. Von einer zunehmenden Spaltung in der Gesellschaft sei, anders als von Parteien oft postuliert, nichts in den Daten zu sehen. Hofinger erklärt, dass soziale Medien ein schlechter Kompass für die Politik seien, da nur wenige Menschen in einem Wahlkampf für eine Vielzahl von Postings verantwortlich sind. Er spricht hier von einem Anteil im Promillebereich.

Christoph Hofinger über Extreme, soziale Medien und die Bedeutung gemeinsamer Aufgaben:

LH Stv. Dornauer machte im Rahmen der Pressekonferenz darauf aufmerksam, dass die Mehrheit der Tiroler:innen auf einen offenen Zugang zum Arbeitsmarkt für Asylwerbende drängen. Demnach sind vier von fünf der Befragten der Meinung, dass der offene Zugang zum Arbeitsmarkt entscheidend für die Integration von Asylwerbenden ist.

Georg Dornauer will mit Arbeitsminister Kocher über die Öffnung des Arbeitsmarktes für Migrant:innen sprechen. Foto: Land Tirol/Hörmann

„Mit dem Integrationsmonitor helfen die Tiroler Sozialen Dienste jährlich 1.000 Personen auf dem Weg in den Arbeitsmarkt“, betonte Dornauer. Am 4. Juni will er mit Arbeitsminister Kocher über die Tiroler Forderung nach der Öffnung des Arbeitsmarktes sprechen.

„Das eine ist, wozu brauchen wir Zugewanderte? Das andere ist, was bringen diese Menschen mit und wie wollen sie sich selbst verwirklichen? Gelungene Integration führt beides zusammen.“ 

Christoph Hofinger, Meinungsforscher

Im Gespräch mit Dolomitenstadt betont Meinungsforscher Hofinger, dass es künftig auch wichtig ist, die Interessen von Asylwerbenden zu erheben. So wurde im Rahmen der Studie mit Bezug auf mögliche Arbeitsfelder lediglich abgefragt, ob diese in Mangelberufsbranchen wie dem Tourismus oder der Pflege ausgebildet werden sollten. Die Frage, ob Migrant:innen in jenen Bereichen beruflich tätig werden sollten, in denen sie bereits ausgebildet sind, fehlte bisher in jedem Integrationsmonitor.

Christoph Hofinger über den Hintergrund des Monitorings und den Blickwinkel von Umfragen:

Überrascht zeigte sich der Meinungsforscher hingegen über den rasant angestiegenen allgemeinen Pessimismus unter den Befragten. Waren 2021 jene, die eine Verbesserung bzw. eine Verschlechterung in ihrer Erwartung in die Zukunft ausmachten, gleich verteilt, erwarten mittlerweile mehr als die Hälfte der Tiroler:innen eine Verschlechterung in die Zukunft. Der Ärger über die Teuerung und fehlenden leistbaren Wohnraum hat laut Meinungsforschung ein nie dagewesenes Niveau angenommen. Demnach seien vier von zehn Tiroler:innen über den Grad der Sorge bereits hinaus und verspürten nur mehr Ärger über hohe Preise.

Christoph Hofinger über Aufregerthemen und eine diskussionsbereite Mehrheit der Gesellschaft:

Auch die innerparteiliche Kritik am Parteivorsitzenden Georg Dornauer war am Rande der Pressekonferenz weiterhin ein Thema. Vorfeldorganisationen und die Innsbrucker SP-Stadträtin hatten sich zuletzt von Dornauers Aussage zu einem möglichen Aufnahemstopp von Asylwerbenden distanziert. Die Parteijugend skandierte „So sind wir nicht.“ Dornauer versuchte die Wogen zu glätten und berief sich auf die Geografie: „Um das klarzustellen, ich wurde von einem Wiener Medium (Anm. Der Standard) gefragt, in Tirol bin ich in der Medienlandschaft bekannt dafür, ohne erhobenen Zeigefinger zu diskutieren“. Auf Nachfrage meinte Dornauer, die Situation sei mittlerweile innerparteilich „selbstverständlich geklärt“.

Michael Steger hat Politikwissenschaft studiert und arbeitet als freier Journalist in Innsbruck. Der versierte Reporter berichtet für Dolomitenstadt über aktuelle Themen rund um die Stadt- und Landespolitik.

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Ein Posting

DSK
vor 10 Monaten

SORA heißt jetzt Forsight. Wie bei raider, der heißt jetzt nach dem Sommer wieder twix. Naja, sich SPÖNA(H) zu nennen, hätte ja auch nicht viel gebracht. Werden hier etwa schon Bablers Themen für den Wahlkampf vorbereitet? Weil beim Migrationsthema gibts nicht viel zu gewinnen, für die Roten. Zur Erinnerung, forsight sind/waren die da......

https://www.profil.at/oesterreich/was-im-geleakten-strategiepapier-fuer-die-spoe-steht/402609278

 
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