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„Ich komme gewöhnlich da an, wo ich hin will“

Wie Lebensentscheidungen mit positivem Grundvertrauen gelingen, schildert Philipp Strobl im Heimweh-Interview.

„Ob Abkürzung oder Umweg – ich komme gewöhnlich da an, wo ich hin will“, dieser Satz steht in Philipp Strobls WhatsApp-Status. Dass der Lebensweg nicht immer nur gerade ausgehen muss, um Ziele zu erreichen und seinen Platz in der Welt zu finden, beweist seine Geschichte eindrucksvoll. 

Aber von vorne: Als Philipp Strobl vor neun Jahren Linda Steiner beim Heimweh-Interview gegenübersaß, absolvierte der gebürtige Lienzer gerade eine Ausbildung zum Schauspieler in Wien. Zuvor hatte er eine Lehre als Tischler abgeschlossen und nebenbei die Berufsreifeprüfung gemeistert: „So etwas wie Lehre mit Matura gab es damals noch nicht so richtig, das war eine ziemlich stressige Zeit“, erinnert er sich zurück. 

Nach dem Grundwehrdienst beim Bundesheer beschloss er spontan, sich für einen Auslandseinsatz zu melden, gleichzeitig entdeckte er aber auch, dass seine Kindheitsträumereien, Schauspieler zu werden, durchaus in die Realität umgesetzt werden konnten: „So richtig am Plan stand das eigentlich nie, ich hab´ halt immer gerne Filme geschaut, mich in Rollen hineinversetzt. Mich hat es fasziniert, dass man alles spielen kann, alles sein kann.“ 

"Mich hat es fasziniert, dass man alles spielen kann, alles sein kann", meint der gebürtige Lienzer Philipp Strobl über die Schauspielerei. Fotos: Privat

Die Zeit in der Schauspielschule sei für ihn sowohl in seiner schauspielerischen, aber noch mehr in seiner persönlichen Entwicklung ein wichtiger Wegpunkt gewesen: „Jede Minute und jede Sekunde war richtig spannend und ereignisreich“, schildert er. „Man lernt so viel über sich selbst, weil man sich bei jedem einzelnen Charakter überlegen muss, ob man das selbst ist oder ob man sich in der Rolle befindet, die man zu verkörpern versucht. Das war eine tolle Erfahrung.“    

Dennoch würde er mit seinem heutigen Erfahrungsstand versuchen, einen anderen Weg in der Schauspielwelt einzuschlagen. Der Schauspielschule kehrte er nach zwei Jahren den Rücken, mit der Erkenntnis, sich selbst eher in der Filmwelt als auf der Theaterbühne zu sehen. „Um Filmeschauspieler zu werden, brauchte ich den Abschluss an der Schule nicht“, erklärt er. Er nahm an Workshops teil, bewarb sich bei einer Agentur, spielte in ein paar Kurzfilmen mit und stand auch für die österreichischen Fernsehserien SOKO Donau und SOKO Kitzbühel vor der Kamera. 

„Besonders die Arbeit am Set für SOKO Kitzbühel hat mir total viel Spaß gemacht, weil ich mich mit dem Team so gut verstanden habe“, meint er. „Bis zu dem Zeitpunkt hab´ ich gedacht, dass ruhige und liebevolle Rollen zu mir passen, das entspricht auch mehr mir als Person. Der Regisseur hat dann aber gemeint, dass mir Bösewicht-Rollen viel besser liegen könnten“. Das seien in Wirklichkeit auch viel spannendere Rollen, „Mörderrollen oder Rollen von Psychopathen sind wahnsinnig facettenreich, weil es immer eine Geschichte gibt, warum sie so geworden sind wie sie sind. Da ist die Hintergrundarbeit halt immens. Aber ich hab´ mich schon immer gern in solche Sachen hineingegraben und frage mich, warum die Person so ist wie sie ist.“ Nach einiger Zeit in der Filmbranche hat Philipp Strobl – in der Welt der Kameras und Leinwände übrigens als Philipp Karlsbader bekannt – schließlich beschlossen, sich noch ein weiteres Mal neu zu orientieren. 

Ich hab’ schon so viele Dinge erlebt und für mich auch abgehakt, hab‘ mich persönlich gefunden und Erfahrungen gesammelt, dass ich bereit war, ein weiteres Standbein aufzumachen.

Philipp Strobl

„Ich hab´ mir damals gedacht, ich hab‘ schon so viele Dinge erlebt und für mich auch abgehakt, hab‘ mich persönlich gefunden und Erfahrungen gesammelt, dass ich bereit war, ein weiteres Standbein aufzumachen“, erklärt er schmunzelnd. Die Wahl fiel auf ein Studium an der KPH in Wien, mit dem Ziel, in der Volksschule unterrichten. Tatsächlich sei es mit dieser Entscheidung so ähnlich gewesen, wie mit der Vorstellung als Kind, Schauspieler zu werden: „Ich hatte auch da keine konkreten Pläne, aber für mich hab´ ich immer schon gewusst, dass ich irgendwann etwas im sozialen Bereich machen will“, meint er lachend. Ob als Street-Worker, Lehrer oder in einem anderen Setting, vorstellen habe er sich alles können, doch mit dem Volksschullehramt habe er auf jeden Fall die richtige Entscheidung getroffen. 

Heute unterrichtet Philipp Strobl in einer Volksschule und lebt mit seiner kleinen Familie in der Steiermark. Foto: privat

Während der fünfjährigen Studienzeit absolvierte er ein Auslandssemester in Deutschland, spezialisierte sich auf den Bereich Inklusion und half nebenbei an einer Schule für Kinder mit Hörbeeinträchtigung in Wien aus. „Dort hätte ich auch mit Abschluss des Bachelorstudiums direkt eine Stelle angeboten bekommen, welche ich jedoch schweren Herzens absagen musste“, meint er - schließlich zog ihn die Liebe in das grüne Herz Österreichs: die Steiermark. 

Dort arbeitet er seit mittlerweile drei Jahren in einer Volksschule in Judenburg, unterrichtet eine erste Schulstufe und bietet nachmittags Kletterkurse für Kinder an. Zum Unterrichten meint er: „Ich finde es wahnsinnig schön, erfüllend und mache es einfach richtig gern.“ Gleichzeitig könne er auch viele seiner bereits gesammelten Erfahrungen in den Unterricht miteinfließen lassen, etwa sein tischlerisches Geschick im Werkunterricht. Wenn Phillip Strobl nicht gerade unterrichtet, dann hält ihn seine kleine Tochter auf Trab: Vor acht Monaten sind seine Lebensgefährtin und er zum ersten Mal Eltern geworden. 

Für sich hat er auf jeden Fall seinen Platz im Leben gefunden: „Alles, was ich gemacht habe, waren immer Interessensachen, bei welchen ich in der Zeit, in der ich dabei war, mit Leidenschaft dabei war. Jetzt hab´ ich einen Weg gefunden, wo ich sage, da bleibe ich länger.“ Wenn er seinem Ich aus dem ersten Heimweh-Interview etwas mit auf den Weg geben könnte, dann wäre seine Antwort: „Mach weiter so.“ 


Zwischen 2014 und 2016 befragten die Künstlerin Linda Steiner und das Redaktionsteam von Dolomitenstadt mehr als hundert Studierende mit Osttiroler Wurzeln nach ihren Zukunftsplänen und -träumen. Wir nannten die Interviewserie „Heimweh“. Jahre später laden wir die Gesprächspartner:innen von damals in der zweiten Staffel Heimweh 2.0 erneut zum Interview. Was hat sich seither getan in dieser besonders spannenden Phase des Lebens?

Anna Maria Huber schreibt als freie Autorin nicht nur für dolomitenstadt.at sondern auch für die Straßenzeitung 20er. Annas Stärken sind penible Recherchen und die Fähigkeit, komplexe Inhalte in klare und verständliche Artikel zu verwandeln.

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3 Postings

Muehle
vor 9 Monaten

Schön zu lesen Philipp! Alles Gute!

 
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sonnenstadtlienz
vor 9 Monaten

Total interessanter Bericht und Philipp, du bist das beste Beispiel dafür, dass man nicht sein ganzes Leben lang das Gleiche machen muss! Weiterhin alles Gute und genieß das Glück mit deiner kleinen Familie 💖!

 
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lia
vor 9 Monaten

alles gute philip. tarumba.

 
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