Der Machtkampf um die Führung im Tiroler ÖVP-Wirtschaftsbund ist entschieden: Wirtschaftskammerpräsidentin Barbara Thaler setzte sich Freitagnachmittag bei einer „Landesgruppenhauptversammlung“ im Congresspark Igls im gleichnamigen Innsbrucker Stadtteil mit 58,2 Prozent von 290 Delegiertenstimmen deutlich gegen Wirtschaftslandesrat Mario Gerber durch und wurde damit zur neuen Obfrau gewählt. Die 41-Jährige tritt damit die Nachfolge von Nationalratsabgeordnetem Franz Hörl an.
Dieser hatte sie im Vorfeld unterstützt und auf eine eigene Kandidatur verzichtet. Der nunmehrigen Wahl vorausgegangen war ein fast halbjähriges „Hauen und Stechen“, das im vergangenen September mit der überraschenden Ankündigung Gerbers, kandidieren zu wollen, seinen Ausgang genommen hatte. Damals warf der Wirtschaftslandesrat seinen Hut noch gegen den wortgewaltigen Zillertaler Seilbahnen-Chef Hörl in den Ring. Ein „Generationenwechsel“ müsse her und Hörl wie von ihm ursprünglich angeblich selbst angekündigt anderen Platz machen, meinte der 43-jährige Gerber in Richtung des Nationalratsabgeordneten. Dieser war darob sehr erbost, ortete Verrat bzw. ein hinterlistiges Spiel und sprach gegenüber der APA davon, „überfallen“ worden zu sein.
Im Jänner schließlich die Wende: Hörl, der heuer wieder in den Nationalrat einziehen will, verzichtete auf eine Kandidatur zugunsten Thalers. Die erst seit kurzem als Kammerpräsidentin amtierende 41-jährige Noch-EU-Abgeordnete will mit einem möglichen Sieg auch wieder die vor der Hörl-Ära bestandene „Personalunion“ aus Kammerchefin und Wirtschaftsbundobfrau herbeiführen, die „ein Vorteil“ wäre. Thaler wurde auf ihrem Wahlvorschlag unter anderem von einflussreichen Granden wie dem Wirtschaftskammervizepräsidenten, Landesinnungsmeister und Bauunternehmer Anton Rieder, der als ihr Stellvertreter kandidiert, unterstützt.
Gerber wiederum wartete unter anderem mit seiner Regierungskollegin, ÖVP-Landesrätin Cornelia Hagele, sowie einer Mehrheit der Bezirks-Wirtschaftskammer- und Wirtschaftsbundchefs auf. Der Wirtschaftslandesrat und Touristiker - seit 2022 in der Landesregierung - wandte sich gegen eine „One-Woman-Show“ sowie jene erwähnte „Personalunion“ und warb stattdessen mit seinem Landesratsposten als „Asset“.
Tirols Landeshauptmann und ÖVP-Landesparteichef Anton Mattle, selbst Wirtschaftsbündler, hielt sich übrigens aus dem schwarzen Wettrennen, das sich immer mehr zur Zerreißprobe entwickelte, wohlweislich heraus. Dem Landeschef seien beide an der Bund-Spitze recht, verlautete es sinngemäß.
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