59 Saves in fünf Spielen – mit dieser beeindruckenden Statistik hält Constantin Möstl in diesen Tagen die rot-weiß-roten Hoffnungen in Deutschland fest. Möstl ist mit der österreichischen Nationalmannschaft die Überraschung der Handball-EM. Er ließ im Turnier die Weltstars von Deutschland, Kroatien und Ungarn an seinen Paraden verzweifeln.
Spiel für Spiel surfen Österreichs Handballer auf der Euphoriewelle durch die EM. Nach den sensationellen Leistungen gegen mehrere Topteams schrammte das Team auch gegen Topfavorit Frankreich nur knapp an einem Punktgewinn vorbei. Trotz der knappen Niederlage lebt vor dem morgigen Showdown gegen Island die Chance auf das Halbfinale. Wir haben Möstl vor dem wichtigen Spiel zum Interview gebeten. Der 23-Jährige hat Osttiroler Wurzeln, seine Mutter stammt aus St. Jakob in Defereggen. In der Fraktion „Rinderschinken“ hat der Teamgoalie in der Kindheit und Jugend viel Zeit verbracht. Morgen spielt er um seinen bisher größten Moment als Handballer.
Constantin, mit dem österreichischen Handball-Nationalteam erlebst du gerade bei der Euromeisterschaft ein wahres Wintermärchen. Um euch ist in der Heimat ein regelrechter Hype entstanden. Wie nimmst du das wahr?
Ja, das ist schon extrem (lacht). Handball ist in Österreich ja eine Randsportart, da hast du ab und zu mal ein Interview. Jetzt bekomme ich viele Nachrichten auf Social Media, Leute sagen mir, dass sie durch unseren Lauf das Interesse an diesem Sport gefunden hätten. Und derzeit laufe ich von Interview zu Interview.
„Wir sind zwar kein Top-Team, haben aber richtig gute Spieler in unseren Reihen.“
Ihr habt in nur wenigen Spielen der Handballelite das Fürchten gelehrt und großen Nationen Punkte abgenommen. Wie erklärst du dir diesen Lauf?
Das lässt sich nicht wirklich erklären, wir holen mit Wille und Teamgeist Punkte. Wir sind zwar kein Top-Team, haben aber richtig gute Spieler in unseren Reihen. Dieser Höhenflug hat uns beflügelt und irgendwann kommst du in einen Rhythmus.
Nach der knappen Niederlage gegen Vize-Weltmeister Frankreich muss für den Traum vom Halbfinale morgen im letzten Spiel gegen Island ein Sieg her. Wie realistisch schätzt du eure Chancen ein?
Die Chance lebt definitiv, wir gehen aber wie in fast allen Matches bei dieser EM wieder als Außenseiter ins Spiel. Es wird richtig hart, angesichts unserer Leistungen bin ich aber guter Dinge.
Du fällst im Überraschungsteam mit grandiosen Rettungstaten im Tor auf. Mit 59 Saves in fünf Matches bist du bis dato der Tormann des Turniers...
Das war so auch für mich nicht zu erwarten. Es ist sehr cool, dass es so funktioniert. Wenn wir morgen gewinnen, kann ich guten Gewissens sagen, dass ich meinen Beitrag dazu geleistet habe.
Wer genau hinsieht, erkennt, dass du momentan mit geklebten Schuhen spielst. Was steckt dahinter?
Die Schuhe sind kaputt, ich musste sie zusammenkleben, damit sie halten (lacht). Mein zweites Paar habe ich daheim vergessen.
Im Spiel am Samstag bist du gegen die Torstange gelaufen, das sah übel aus. Hast du noch Schmerzen?
Mittlerweile ist alles wieder gut, gestern hatte ich noch ziemliche Schmerzen. So ein Zusammenprall kommt selten vor.
Wie gefährlich lebt man als Handball-Tormann generell? Du stehst ja unter ständigem Beschuss...
Ich weiß ja, was auf mich zukommt. Ich habe mir diese Rolle bewusst ausgesucht. Von außen sieht es recht brutal aus, doch wenn man einmal im Tor steht, ist es wirklich cool. Man muss es einfach machen.
Wie bist du denn zu dieser Sportart gekommen?
Als ich sieben Jahre alt war, hat mich mein Vater, der ebenfalls Teamtorwart war, zum Probetraining von Union West Wien mitgenommen. Das hat mir zuerst gar nicht gefallen. Papa hat es dann nach zwei Wochen nochmal versucht und da hat es dann Klick gemacht. Mit 16 Jahren habe ich dann darüber nachgedacht, Torwart zu werden. Der damalige Trainer des Jugend-Nationalteams brauchte zu dieser Zeit einen Goalie und hat mir diese Entscheidung quasi abgenommen.
Du hast Osttiroler Wurzeln. Wie oft kommst du noch ins Defereggental?
Ich bin regelmäßig zum Skifahren in Osttirol. Bis ich 18 Jahre alt war, bin ich dort quasi aufgewachsen. Ich habe viel Zeit in Rinderschinken verbracht (lacht).
Aktuell spielst du in Vorarlberg für Hard, stehst Gerüchten zufolge aber kurz vor einem Wechsel zu Lemgo ins deutsche Oberhaus. Ist da etwas dran?
Solange nichts offiziell ist, kann ich mich dazu nicht äußern. Ich freue mich aber auf alles, was noch kommt.
Wie lauten deine Ziele als Handballer?
Ich möchte als Profi im Ausland Fuß fassen. Ein großer Traum ist die Champions League, doch das ist Zukunftsmusik. Fürs Erste will ich einfach dranbleiben.
2 Postings
Ich drücke dem Constantin beide Daumen, dass er den Sprung in die Handball Bundesliga schafft. Vielleicht wird er ja sogar mal ein grün-roter und wird CL spielen. Mit einem Sieg gegen die Isländer wäre Halbfinale für die rot-weiß-roten drin und die Isländer und Deutschen spielen ja gerade nicht ihr bestes Turnier.
Den Sprung nach Deutschland, wie die meisten seiner Nationalteam-Kollegen, schafft er auf jeden Fall und ich wünsche ihm viel Erfolg!
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