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Von der Luftfahrt zur Motorrad-Entwicklung und wieder zurück – Salim Michor berichtet über seine vielfältigen Leidenschaften. Alle Fotos: Privat

Von der Luftfahrt zur Motorrad-Entwicklung und wieder zurück – Salim Michor berichtet über seine vielfältigen Leidenschaften. Alle Fotos: Privat

Wo sich neue Türen öffnen, schließen sich alte

Von Motorrädern, der Luftfahrt und großen Träumen: Salim Michor im Heimweh-Interview.

„Du hast mich gerade in einer sehr spannenden Phase erwischt, da bei mir einiges an Veränderung ansteht!“, erklärt Salim Michor und lächelt über den Zoom-Bildschirm. Was er im Heimweh-Interview vor neun Jahren angekündigt hat, wird in den kommenden zwei Jahren in die Tat umgesetzt.

Salim ist mit zwei älteren und einer jüngeren Schwester in Dölsach aufgewachsen. Nach der Matura am BG/BRG Lienz zog es ihn weg aus Osttirol und hin nach Graz. Als kurzfristiges Ziel stand dort der erfolgreiche Abschluss des Bachelorstudiums in Luftfahrt an der FH Joanneum am Plan. Nach dessen Abschluss 2015 führte ihn der Weg aber nicht direkt hin zu seinem Lebenstraum, der Luftfahrt. Im Gegenteil: „Nach dem Studium habe ich den Gleitschirm-Schein gemacht, Mathe-Nachhilfe gegeben und auch kurz bei der Post gearbeitet. Dann war ich dreieinhalb Monate in Neuseeland, um Gleitschirm zu fliegen.“

Nach seiner Rückkehr in die Heimat und einer kurzen Tätigkeit als Mathe-Nachhilfelehrer wechselte Salim 2017 direkt zu dem österreichischen Motoradhersteller KTM in Mattighofen, Oberösterreich. „Ich habe dort auch direkt in der Position gestartet, in der ich jetzt sieben Jahre gewerkelt habe – die Firma ist wie eine große, verrückte Familie.“ Genau gesagt war der junge Osttiroler in der Reifen- und Räderentwicklung tätig. „Für das Superduke Modelljahr 2020, das auch in meiner Garage steht, haben wir beispielsweise gemeinsam mit der Firma Bridgestone einen speziellen Reifen entwickelt.“

Der Osttiroler fungierte bei verschiedensten Prozessen als Schnittstelle, wie unter anderem verschiedenen Partnerfirmen, dem Einkauf und dem Qualitätsmanagement. Dazugekommen sind dann andere Projekte wie die Speichenradentwicklung. Neben seinen Hauptaufgaben im Unternehmen ergaben sich für Salim immer wieder Weiterbildungsmöglichkeiten: „Ich habe sehr gut Motorradfahren gelernt und war viel mit Jeremy McWilliams unterwegs, einem MotoGP Piloten, der jetzt mit fast 60 Jahren auch immer noch aktiv Rennen in Amerika fährt und als Test-Fahrer im Einsatz ist.“

Beruflich und privat eine große Leidenschaft Salims': Das Motorradfahren.

Auf die Frage, ob seine größte Leidenschaft, die Luftfahrt, mit Motorrädern zusammenhängt, antwortet er gelassen: „Ich habe als Jugendlicher auch schon viel an Mopeds herumgeschraubt, also immer ein Interesse für die Thematik gehabt. Engineering ist Engineering. Ob das jetzt Flugzeuge oder Motorräder sind – die Physik ist dieselbe.“ Während eines Studiums wird selten so tief in ein Thema eingetaucht, wie es beispielsweise in der Reifenentwicklung bei KTM der Fall wäre. Die dementsprechenden Fähigkeiten eignete sich Salim direkt im Job an. Immer mit seinem technischen Know-How im Kopf: „Den technischen Abschluss braucht man für diesen Arbeitsbereich auf jeden Fall, um alles gut zu verstehen.“

Meine größte Leidenschaft war immer die Fliegerei und je mehr ich mich mit der Luftfahrt beschäftige, desto mehr bestätigt sich mein Kindheitstraum.

Salim Michor

Der Traum vom Fliegen hat Salim nie wirklich losgelassen, so hat er vor drei Jahren die Privatpilotenlizenz und vergangenes Jahr die Kunstfluglizenz abgeschlossen. „Jetzt kann ich Rollen usw. fliegen. Schon ein cooles Gefühl, wenn man aus einem Looping mit 4G herauskommt!“ Als nächstes steht eine Nachtsicht-Flugberechtigung auf Salims Plan und mit Januar diesen Jahres setzt der Dölsacher seinen Traum vom Fliegen mit dem Beginn der umfassenden Berufspilotenausbildung fort.

Wo sich neue Türen öffnen, schließen sich alte, so wird er mit Ende Januar KTM verlassen. Ein paar Reisen während seiner Ausbildung kann sich Salim ebenfalls vorstellen – auch, wenn diese mit Theorie-Lerneinheiten gespickt sein werden. „Allein die Theorieausbildung kommt auf 650 Stunden. Das kann man teilweise auch im Distance-Learning machen, für den Großteil muss ich aber vor Ort sein.“ Salims Ziel, die ATPL (Air Transfer Pilot License), ist die höchste Stufe, um Linienflugzeuge fliegen zu dürfen.

Mit Januar diesen Jahres beginnt Salim die Ausbildung zum Berufspiloten.

Um die Berufspilotenlizenz zu erhalten, benötigt man einerseits ideale physische Voraussetzungen und andererseits finanzielle Mittel. Beides ist nicht selbstverständlich, wie Salim erklärt. „Eine leichte Farbsehschwäche bereitete bei einer früheren Begutachtung Probleme, einen aktuellen Test eines Augenarztes habe ich jetzt Gott sei Dank bestanden.“ Im Januar folgt ein sogenanntes „Medical Klasse 1“, als Privatpilot benötigt man lediglich die weniger strenge Variante des „Medical Klasse 2“. Grundvoraussetzung ist also körperliche Fitness – eine Zuckerkrankheit wäre beispielsweise bereits ein Grund für Untauglichkeit.

Follow your dream! Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt für mich.

Salim Michor

Abgesehen von physischen Voraussetzungen darf man auch den hohen Kostenaufwand nicht außer Acht lassen. Einen Teil der Gesamtsumme hat Salim bereits in Flugstunden für Privatpilotenlizenz und Co. gesteckt – diese werden ihm angerechnet. „Ich habe Berufserfahrung, eine gute Ausbildung und schon einen Teil der restlichen Kosten gespart. Ob ich jetzt nebenbei wieder arbeite oder mir einen Kredit aufnehme, um mir die Ausbildung zu finanzieren, weiß ich noch nicht.“ Es gäbe auch die Möglichkeit, sich die Ausbildung von Airlines vorfinanzieren zu lassen und sich danach an diese zu binden.

In seiner Freizeit ist Salim einem etwas leichteren Fluggerät treu geblieben: dem Gleitschirm. „Den habe ich oft dabei, das ist momentan mein größtes Hobby. Zum Wandern und Skifahren trifft man mich immer wieder auf den Bergen, aktuell widme ich mich auch wieder ein bisschen dem Kraftsport.“ Aufgrund seiner bereits erwähnten Privatpilotenlizenz bietet Salim auch für Freunde und Familie Rundflüge über den Dachstein und den Großglockner an.

Von den Bergen Österreichs bis zur weitläufigen Landschaft Neuseelands – die schönste Vogelperspektive erhält man mit Gleitschirm.

Wenn er die Zeit findet, ist der gebürtige Dölsacher einmal pro Monat in der Heimat zu Besuch. „Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern und meiner Familie und generell starke, positive Wurzeln in Osttirol, dort ist es für mich einfach wunderschön.“ Nachhause zurückzukehren ist für Salim nicht ausgeschlossen – wenn auch aufgrund seiner aktuellen beruflichen Laufbahn eher in der Pension. „Falls die Fliegerei wirklich was wird, wäre es egal, wo meine Basis ist, auch wenn ein großer Flughafen in der Nähe praktisch ist.“

Rückblickend auf die vergangenen acht Jahre gibt es für Salim mehrere private und berufliche Dinge, die ihn geprägt haben – sowohl im positiven als auch im negativen Sinn. „Ich habe von daheim über die Jahre aber ein gewisses Grundvertrauen mitbekommen und weiß, dass man immer einen Weg findet, etwas zu tun, für das man wirklich brennt. Wenn man sich etwas (zu-)traut, haut es schon hin. Der Job bei KTM war ein Glückstreffer und ein sehr cooler Job, für den ich extrem dankbar bin.“

Seinem 23-jährigen Ich würde er raten, ein wenig früher mit der Berufspilotenausbildung zu beginnen. „Für mich war die leichte Farb-Sehschwäche damals ein Grund, nicht weiterzumachen, weil ich dachte, dass ich das notwendige Medical so nie bekommen würde. Ich war jetzt einfach nochmal bei einem anderen Arzt mit einem anderen, wissenschaftlich anerkannten Test – jetzt passt es doch.“ Man darf sich nicht entmutigen lassen, ist sich der Wahl-Salzburger sicher. In der heutigen Welt sei es nicht selbstverständlich, etwas zu finden, für das man brennt. „Ich glaube, dass die Welt anders wäre, wenn die Menschen mehr auf ihre Leidenschaften und weniger auf die Vernunft hören würden.“ So möchte Salim den Leser:innen mitgeben: „Macht das, was euch wirklich interessiert – das funktioniert irgendwann!“


Zwischen 2014 und 2016 befragten die Künstlerin Linda Steiner und das Redaktionsteam von Dolomitenstadt mehr als hundert Studierende mit Osttiroler Wurzeln nach ihren Zukunftsplänen und -träumen. Wir nannten die Interviewserie „Heimweh“. Jahre später laden wir die Gesprächspartner:innen von damals in der zweiten Staffel Heimweh 2.0 erneut zum Interview. Was hat sich seither getan in dieser besonders spannenden Phase des Lebens?

Elena Einhauer hat Marketing & Kommunikation studiert und lebt in Innsbruck. Als freie Journalistin berichtet sie für dolomitenstadt.at über aktuelle Events und stellt spannende Persönlichkeiten vor, mit einem Blick für das Besondere, den auch ihre Fotoreportagen widerspiegeln.

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