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Wlazny will mit der Bierpartei in den Nationalrat

Der „längstdienende Parteichef Österreichs“ positioniert sich links der Mitte und hat laut Umfragen Chancen.

Die Bierpartei will bei der kommenden Nationalratswahl antreten. Das kündigte Parteichef Dominik Wlazny - auch bekannt unter seinem Künstlernamen Marco Pogo - bei einer Pressekonferenz am Donnerstag an. Zuerst müsse man aber die Finanzierung der Partei und der Wahlkampagne sicherstellen und das selbst gesetzte Ziel von 20.000 Mitgliedern erreichen. Schafft man das bis Ende April, werde man kandidieren. „Es geht darum, die Bierpartei fit fürs Parlament zu machen“, so Wlazny.

„Ja, wir sind bereit - vorerst“, sagte Wlazny. In den letzten Monaten habe man am Aufbau von Strukturen gearbeitet. Das sei in etwa wie „den FC Simmering fit für die Bundesliga zu machen.“ Sollte man an der Finanzierung scheitern, werde die Partei „dieses Mal nicht dabei sein.“ Wichtig sei ihm dabei die Unterstützung vieler, Großspender wolle man nicht. „Die Bierpartei ist unabhängig, unverbraucht und frei von Eigeninteresse“ denn „Großspendertum schafft Abhängigkeit.“ Sollte es zu vorgezogenen Neuwahlen kommen, werde man „alles dafür tun, dass sich das ausgeht.“

Dominik Wlazny will die Bierpartei auf eine solide Basis stellen und 20.000 Mitglieder um sich versammeln. Foto: APA/Jäger

Derzeit habe man in etwa 1.300 Mitglieder, ob darunter prominente Namen sind, wollte Wlazny nicht beantworten. Auf der Suche nach einer „Bierpartei-Stammwählerschaft“ solle man sich aber weniger an den Mitgliedern und mehr am Ergebnis der Wahl zum Bundespräsidenten 2022 orientieren, wo Wlazny mit 8,3 Prozent der Stimmen Dritter wurde. Eine Mitgliedschaft bei der Bierpartei kostet 59 Euro. Bleiben werde jedenfalls der Name, versicherte Wlazny, der die Bierpartei 2015 gründete und damit „längstdienender Parteichef Österreichs“ sei.

Mit der Themensetzung fischt die Partei im Wählerpool links der Mitte. Chancengleichheit, Bildung als Schlüssel zur Integration, Geschlechtergerechtigkeit und mehr Kinderbetreuung waren die Themen, die Wlazny anschnitt. Eine zentrale Forderung seiner Partei seien nach wie vor Eignungstests bzw. öffentliche Hearings für Ministerposten. Die Jugend müsse man mitgestalten lassen und eine „goldene Kreditkarte“ dürfe nicht die Tür zu einer besseren medizinischen Versorgung öffnen. Entscheidungen wolle man „auf Basis von Fakten und nicht Ideologien“ treffen.

„Die Bierpartei ist unabhängig, unverbraucht und frei von Eigeninteresse.“

Dominik Wlazny

Dass die Bierpartei mit ihrer Kandidatur die SPÖ Stimmen kosten und Herbert Kickl zum ersten Freiheitlichen Kanzler machen könne, hält Wlazny für „die alte Mär des Stimmenwegnehmens.“ Er sei „von niemandem bekniet worden“, antwortete Wlazny auf Spekulationen, wonach ihn die Sozialdemokraten gerne für sich gewonnen hätten. „Wenn mich wer auf einen Kaffee einladet, gehe ich aber hin“, sagte er in Bezug auf ein baldiges Treffen zwischen ihm und SPÖ-Chef Andreas Babler.

Voraussetzung für eine bundesweite Kandidatur sind zumindest 2600 Unterschriften. Davon, dass die Bierpartei diese Hürde nehmen würde, ist wohl auszugehen. Bei der Wahl zum Bundespräsidenten 2022 war Wlazny der erste Bewerber, der die dafür nötigen 6000 Stimmen der Wahlbehörde vorlegte.

Die Bierpartei stellte sich bereits 2019 der Wahl zum Nationalrat, allerdings nur in Wien, und verfehlte damals den Einzug ins Parlament deutlich. Diesmal könnte das anders aussehen: Laut Umfragen stünden die Chancen der Bierpartei nicht schlecht. Bei sporadischen Abfragen im vergangenen Jahr lag die Bierpartei mitunter sogar bei bis zu 12 Prozent, wie ein Blick auf den APA-Wahltrend zeigt. In jener Umfrage lag sie somit sogar vor den NEOS und der grünen Regierungspartei. Zuletzt - bei Sonntagsfragen von Ende Oktober und Ende November - pendelte sich die Bierpartei bei etwa drei bis vier Prozent ein. Demnach würde sie an der Hürde von vier Prozent für den Einzug in den Nationalrat kratzen.

Dominik Wlazny - besser bekannt als „Marco Pogo“, Sänger der Punkrock-Band „Turbobier“, gründete die Bierpartei 2015 aufgrund eines gleichnamigen Songs. Was als Spaß begann, wurde 2019 mit der Kandidatur bei der Nationalratswahl ernst. Damals stellte sich die Partei nur in Wien der Wahl und erreichte knapp 5000 Stimmen. Seit der Wiener Gemeinderatswahl 2020 ist der 37-Jährige Bezirksrat in Simmering, die Bierpartei stellt derzeit elf Bezirksräte in der Bundeshauptstadt, verpasste mit 1,8 Prozent der Stimmen jedoch den Einzug in den Landtag.

Der nicht praktizierende Arzt impfte während der Covid-19-Pandemie sowohl in Wiener Impfstraßen als auch medienwirksam vor seinem Konzert in der Arena. Das Medizinstudium in Wien hat er 2012 abgeschlossen. Einen ersten politischen Achtungserfolg erreichte Wlazny 2022, als er als jüngster jemals angetretener Bundespräsidentschaftskandidat auf Platz drei landete.

10 Postings

MVP
vor 5 Monaten

ehrlich... alles besser als der bimaz-zwerg aus redenthein

 
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Chronos
vor 5 Monaten

Einen Sprung vorwärts in Seriosität, ein anderer Name… ja dann! Warum nicht? Die Themensetzung klingt gut

 
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    BettinaHuber
    vor 5 Monaten

    Name und Äußerliches sind für mich zweitrangig ... Die Kernthemen wie Chancengleichheit, Bildung, usw. klingen aber danach, um näher hinzuhören. Bin gespannt, was da im Vorfeld der Nationalratswahl (hoffentlich) Kluges und Verwertbares kommt. Ist natürlich schwierig, gute Ideen und Absichten realpolitisch hinüber zu bringen, ganz zu schweigen von den Hürden, die eine kleine Partei zu bewältigen hat. Aber ja, prinzipiell müssen Inhalt und gute Leute im Team überzeugen - dann könnt's schon was werden ... Aber demokratiepolitisch extrem wichtig, dass es noch motivierte, engagierte Leute neben den altbekannten Gesichtern gibt!

     
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wolfgangwien
vor 5 Monaten

Ist da sonst auch noch wer, ausser dem Herrn Wlazny? Gibt es überhaupt ein Parteiprogramm? Die Dinge die ich bisher gelesen habe, können die anderen Parteien auch. Wahrscheinlich besser! Wenn er die 4 Prozent Hürde nicht schafft, sind das alles verlorene Stimmen. Für mich ist das ein Schmähtandler.

 
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    steuerzahler
    vor 5 Monaten

    Schmähtandler sind sie wohl alle. Erst wenn die Einhaltung von Wahlversprechen mit einer Pönale oder persönlichen Konsequenzen verbunden ist, wird Ernsthaftigkeit einziehen. Derzeit gibt es nur lockende Sprüche und leere Versprechungen. Nach der Wahl versucht jede Partei ihre Vormachtstellung zu betonieren. Die Wahlversprechen sind vergessen, Hauptsache ihre Günstlinge werden gut versorgt und die Taschen gefüllt. Meinung und Wünsche der Bürger werden ignoriert. Das gilt für alle, die ans Ruder gelangen. Wenn dieses System beibehalten wird, steigt die Politikverdrossenheit weiter. Daher direkte Demokratie (auch wenn das dem Schwarzer wieder missfallen wird...).

     
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      Hannes Schwarzer
      vor 5 Monaten

      @steuerzahler: nehme den Ball gerne auf und spiele ihn wieder zurück: Was verstehst Du unter 'direkter' Demokratie? Leider verhältst Du Dich wie die von Dir kritisierten Politiker: es kommt keine Antwort!! Also versuche ich's nochmal!

       
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      steuerzahler
      vor 5 Monaten

      ja lieber Schwarzer, wir könnten schön langsam das Schweizer Modell einführen und nach Eingewöhnung verbessern. Das wäre allemal besser als das derzeitige bereits tote System, dem die Mehrheit ihr Vertrauen längst entzogen hat.

       
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      Hannes Schwarzer
      vor 5 Monaten

      &steuerzahler: Das habe ich erwartet: Was bitte ist in der Schweiz anders? Zwei Kammernsystem wie bei uns (indirekte, gewählte Demokratie), Föderalismus ( wird oft von Dir kritisiert) ist noch viel ausgeprägter (Kantone, Sprachen, Ethnien und auch Religionen, daher sicherlich auch notwendig), ok der Präsident wird als gewähltes Organ eingespart? Einziger Unterschied sind die Volksabstimmungen, deren Ergebnis bindend ist. Allerdings: wer entscheidet, zu welchem Thema eine abgehalten wird - ausser bei Gesetzesvorlagen im Verfassungsrang?? Dazu brauchst auch wieder Initiativen, aus der Politik, aus der Zivilgesellschaft, glaubst wirklich, dass das für Österreich gut wäre, bzw. unsere Parteien und Wähler fit dafür wären??

       
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      steuerzahler
      vor 5 Monaten

      @ schwarzer: ja, ich glaube, dass es für Österreich und die EU gut wäre. Fit sind wir dafür nicht, das müssten wir erst lernen. Es ist aber kein Wunder, bisher wurde ja nur unser System als das Bestmögliche propagiert. Aber woher kommt denn die Politikverdrossenheit? Es wäre längst an der Zeit die Demokratie weiter zu entwickeln. Das Festhalten an alten Strukturen bedeutet letztlich nur Rückschritt.

       
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    Franz Brugger
    vor 5 Monaten

    Es ist leider so, dass Programme vor der Wahl im Falle einer Koalition fast nichts mehr wert sind, weil da ein Regierungsprogramm verhandelt wird. Da setzt sich der Stärkere zumeist durch. Dann heißt es: DIese Sache/Idee können wir nicht angehen, weil dies steht nicht im Regierungsprogramm, oder im Sideletter. Wer ist dann wohl der Schmähtandler????

    Bevor man ungültig wählt sollte man es sich doch überlegen, einen "Aussenseiter" wie Wlazny zu wählen. Ungültig wählen stärkt vor allem die etablierten Parteien. So eine Gruppe agiert eer wie eine Bewegung, nicht wie eine Partei, man erinnere sich an den Start der Grünen.

     
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