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Warum Second Hand, wenn es Fast Fashion gibt?

In Österreich landen pro Jahr 75.000 Tonnen Textilien im Müll. BORG Lienz hält mit Kleidertauschaktion dagegen.

„10 Euro für fünf Paar Ohrringe.“ Scroll. „Trendige Sneaker für den Frühling um nur 49,99 Euro“. Scroll. „Mit diesem Rabattcode erhaltet ihr 20 Prozent auf alle Kleider.“ Ich schaue von meinem Handy auf und sehe in meinen Kleiderschrank. Er ist voll. Trotzdem habe ich das Gefühl, ich habe nichts anzuziehen. Zurück an meinem Handy öffne ich eine Fashion-App. Ein T-Shirt liegt schon im Warenkorb für 9,99 Euro. Für die gleiche Summe hab ich mir zu Mittag eine Jause mit einem Getränk gekauft. Aber es geht noch billiger. Ich setze mich an meinen Laptop und google. Keine Minute und ein weißes Damen-Shirt wird mir für 2,98 Euro vorgeschlagen.

„Es ist nur ein billiges T-Shirt...sagten 8 Milliarden Menschen.“ Foto: Dolomitenstadt/Hassler

Bereits in den 1960er Jahren wurde die Nachfrage nach billiger Kleidung häufiger. Das Konzept von Fast Fashion, sprich schneller Produktion, entstand. Designerschnitte wurden erstmals mithilfe von billigen Stoffen imitiert. Außerdem begannen Modeketten die Stückzahlen gering zu halten, damit die Artikel nicht lang verfügbar sind und öfter nacheinander Kollektionen platziert werden können. Mit Verlagerung der Herstellung in Länder mit niedrigen Arbeitskosten, sanken die Verkaufspreise weiter. Den wahren Preis aber zahlt nicht der Endverbraucher, sondern die Millionen Billigarbeitskräfte am anderen Ende der Welt.

Je niedriger also der Preis desto mehr Einkäufe - Fast Fashion erlebt seit Jahrzehnten ein exponentielles Wachstum. Jährlich werden rund 80 Milliarden Kleidungsstücke weltweit gekauft. Der Durchschnittsösterreicher leistet sich pro Jahr 60 Anziehsachen. Getragen werden diese im Schnitt fünf bis sieben Mal. Dann landen sie im Müll. 75.000 Tonnen Textilien werden in Österreich in einem Jahr in den Restmüll geworfen. Neben 72 Millionen ungetragenen T-Shirts, Hosen und Jacken allein in den Kleiderschränken in unserem Land wirkt sich dieses Konsumverhalten massiv auf die Umwelt aus. 

Die Schüler:innen des BORG Lienz möchten auf die Probleme von Fast Fashion aufmerksam machen und bieten zugleich eine Lösung. Am Freitag und Samstag, 12. und 13. Jänner, organisierten die Jugendlichen einen Kleidertausch. In den Räumen stehen Kleiderstangen für Hosen, T-Shirts und Kleider die neue Besitzer suchen und Plakate hängen an den Wänden mit erschreckenden Fakten über den Wasserverbrauch bei der Herstellung eines einzigen T-Shirts oder über den Lohn einer Billigarbeitskraft. Außerdem können beschädigte Artikel in der Nähwerkstatt repariert oder einfach verschönert und umgeändert werden.


Die BORG-Schüler:innen der 8B und 8K starten nachhaltig ins neue Jahr und laden zur Veranstaltung „Second Hand Second Chance“, die am Freitag, 12. Jänner, von 12.30 bis 18.00 Uhr und am Samstag, 13. Jänner, von 9.30 bis 12.00 Uhr stattfindet.

Alexandra Hassler stammt aus Irschen, hat die HAK Lienz absolviert und ist als junge Redakteurin auf lebendige, multimediale Reportagen und Videos spezialisiert.

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