Marlene Engelhorn (Jahrgang 1992) hat von ihrer Großmutter ein sehr großes Vermögen geerbt und schon länger angekündigt, den Großteil davon „rückzuverteilen“. Nun macht die Wienerin mit der Verteilung dieses Vermögens ernst. Wie sie am Dienstag in einer Pressekonferenz bekannt gab, wird ein auf ihre Initiative gegründetes Gremium namens „Guter Rat für Rückverteilung“ darüber entscheiden, was mit 25 Mio. Euro geschehen soll. Sie selbst habe dabei keinerlei Mitsprache, betonte Engelhorn. Verfassungswidrige, lebensfeindliche, menschenverachtende und profitorientierte Zwecke seien ausgeschlossen.
„Ich habe immer gesagt, ich möchte mindestens 90 Prozent rückverteilen, und jetzt geht es endlich um diese Rückverteilung“, sagte Engelhorn und zeigte sich „wahnsinnig aufgeregt“. Vermögen sei in Österreich klar ungleich verteilt, und das sei ungerecht. Das reichste Prozent der Bevölkerung besitze knapp 50 Prozent aller Vermögen, mit allen negativen Auswirkungen auf das soziale Gefüge, das politische System oder auch die Medienlandschaft. „Das sorgt dafür, dass die Demokratie gefährdet wird durch diesen überproportional großen Einfluss einiger reicher Menschen.“
Der Staat tue aber nichts dagegen und komme seinem Auftrag nicht nach, Steuern auf Vermögen und Erbschaften einzuheben. Deshalb sei sie der Idee eines Bürger:innenrats nahegetreten, nach dem Vorbild etwa des Klimarats: „Wenn man auf die Menschen hört, kommen wirklich unglaubliche Dinge dabei heraus.“
Finanziert von Engelhorn, geht ein solches Gremium nun an den Start. 10.000 Einladungsbriefe werden dieser Tage versandt. Aus diesen zufällig Ausgewählten sollen in einem zweistufigen Verfahren 50 Personen und 15 Ersatzmitglieder repräsentativ für die Menschen über 16 Jahren in Österreich ausgewählt werden, schilderte Christoph Hofinger vom Foresight Institut (vormals Sora). Von März bis Juni soll dieser „Gute Rat“ dann - begleitet von einem Moderatorenteam und Experten - Ideen für den Umgang mit der Vermögensverteilung entwickeln und über die Rückverteilung der 25 Millionen Euro entscheiden. Getagt wird an sechs Wochenenden in Salzburg, pro Wochenende gibt es 1.200 Euro Aufwandsentschädigung pro Person.
Dass sie diesen Weg gewählt habe und das Geld nicht einfach selbst verteilt, hat laut Engelhorn einen guten Grund: Es wäre dann weiter ihre Entscheidung, und die Macht bliebe bei ihr. „Ich denke, wenn man die Demokratie ernst nimmt, muss man ihr eine richtige Chance geben.“ Mit einem Bürgerrat bitte sie ganz normale Menschen, eine Entscheidung zu treffen, ohne sie dabei allein zu lassen: „Dieses Vertrauen ist mir wichtiger, als die Macht bei mir zu bunkern.“
„Wenn überreiche Menschen die Welt retten wollten, dann hätten sie es gemacht.“
Marlene Engelhorn
Mit dem Geld, das ihr übrig bleibe, wolle sie die Übergangszeit finanzieren, bis sie dann selbst ins Erwerbsleben einsteige. Angst, dass sie diese Lebensentscheidung später bereuen könnte, habe sie nicht; vielmehr freue sie sich, diese Macht abzugeben. „Wenn überreiche Menschen die Welt retten wollten, dann hätten sie es gemacht“, erteilte Engelhorn auch der Idee philanthropischer Millionäre eine Absage.
Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl zollte Engelhorn in einer Aussendung „großen Respekt“ für ihre Entscheidung. „Medien, Parlament und Bundesregierung sollten dieses starke Signal ernst und zum Anlass nehmen, über Millionärssteuern sachlich zu diskutieren und diese zu realisieren“, forderte sie. Unterstützung kam auch von den Grünen, die sich für eine Millionärssteuer für Millionenerben aussprachen. Die Arbeiterkammer verwies - ebenso wie das Momentum Institut - auch auf die aktuellen Zahlen der Europäischen Zentralbank (EZB), wonach Österreich die zweithöchste Vermögenskonzentration der Eurozone aufweist.
Ein klares Nein zu Vermögens- und Erbschaftssteuer kam hingegen einmal mehr von der Industriellenvereinigung (IV). Rufe nach einer „willkürlichen Besteuerung von hart erarbeitetem und bereits besteuertem Vermögen“ wurden als realitätsfremd bezeichnet. Es brauche keine weiteren standortschädigenden Debatten, wurde in einer Aussendung erklärt.
20 Postings
Angenommen, die großzügigen deitschen Steuerzahler würden nicht bloß einem einzigen Tiroler bedingungslos 680 Millionen Euro schenken, sondern diese Summe auf alle 53.833 Bewohner Osttirols (Stand: 2022) gleichmäßig verteilen. Jeder Osttiroler könnte dann stolze 12.633 Euro sein Eigen nennen. Wenn man diese großzügige Geste auf zwölf Monate aufteilt, kommt jeder in den Genuss eines zusätzlichen Monatsgehalts in Höhe von 1.515,96 Euro.
Ein wahrlich bescheidener Betrag, damit wir uns bewusst werden, dass normale Sterbliche mit solchen Millionenzahlen ja kaum umgehen können.
Wow, sehr beeindruckend die Aktion dieser Frau. Sie hat absoluten Respekt verdient und ich ziehe sprichwörtlich meinen Hut vor ihr.
Marlene Engelhorn ist 32 Jahre alt, studiert seit 2013 Germanistik, hat noch nie gearbeitet und verschenkt Geld für das sie nichts getan hat. Das ist alles sehr beeindruckend, sie hat allergrößten Respekt verdient und man muss vor ihr wirklich alle verfügbaren Hüte ziehen. So wahnsinnig beeindruckend diese Frau!!
''... pro Wochenende gibt es 1.200 Euro Aufwandsentschädigung pro Person.'' contra ''Es brauche keine weiteren standortschädigenden Debatten, wurde in einer Aussendung erklärt.'' ... Steuern werden genug bezahlt, die Regierenden übersehen halt bloß die Armut, und deswegen feiern wir die Konjunktur der Sozialmärkte ...
Für mich eine reine PR-Aktion! Wenn die Frau ein gutes Werk tun möchte, gäbe es viele Organisationen und Projekte, die über finanzielle Hilfe froh wären! So ist sie zwei Tage in allen Medien (im ORF z. B. bei allen ZiB), nach der Auswertung der Fragebögen wieder und bei den Aktionen dann jeweils wieder! Wie sie sich eine generelle Vermögens- oder Erbschaftssteuer vorstellt, habe ich nicht gehört! Nur "keine Vermögenssteuer gefährdet die Demokratie (?!)" - diese Aussage genügt mir .....
Genügsam :_(
@beobachter52, ob PR Aktion oder nicht immerhin verteilt sie 25 Millionen an bedürftige. Nur weils unseren Politikern jetzt peinlich ist und jemand aufzeigt was die Politik nicht schafft oder nicht schaffen will weils womöglich dem eigenen Geldbeutel nicht gut tut!
Und ja die steigende Ungleichheit gefährdet die Demokratie und unsere Gesellschaft. In anderen Ländern hat genau dieses soziale Ungleichgewicht zu Bürgerkriegen geführt.
@beobachter52, Marlene Engelhorn tritt für soziale Gerechtigkeit, eine Reform von Steuerpolitiken und Erbschaftsteuern ein. Mit ihrem Anliegen, dass Reiche auf der Welt, insbesondere in Österreich und in Deutschland mehr Steuern zahlen sollen, ist sie seit ca. 2 Jahren in der Öffentlichkeit und in Medien wahrnehmbar, gell @beobachter52. JA! Sie ist Aktivistin und will mit ihrer Aktion Aufmerksamkeit erregen, nämlich, dass in Ö/BRD Multimillionäre kaum oder keine Steuern zahlen und dass dies sozial nicht gerecht ist. Ihr Herzensanliegen ist äußerst bewundernswert!!!
Es ärgert mich, wenn Menschen wie Sie, @beobachter52, ihre Aktion als "reine PR-Aktion" abtun. Zeigen Sie mir Menschen, welche von ihrem geerbten Vermögen - Marlene Engelhorn hat geschätzte 28 Millionen Euro von ihrer Familie erhalten - 90% bzw. 25 Millionen Euro so einfach verschenken. Würde ein Großteil der reichsten Menschen auf der Welt (Multimilliardäre u. Multimillionäre) so denken wie sie, Engelhorn, und einen großen Teil ihrer Milliarden an die ärmere Gesellschaft verteilen, dann hätten wir eine bessere Welt!
Rene Benko u. Siegfried Wolf (nur 2 österr. Bsp) sind genau gegengesteuert. Beide sind/waren Sebastian Kurz-Freunde und ÖVP-nah, deshalb, weil sie vermutlich (-muss ich so schreiben!) steuerschonend behandelt wurden und damit viele Millionen Euro, welche dem Staat gehören, also uns allen - auch Ihnen @beobachter52 - nicht abgeliefert haben sollen. Verfahren diesbezüglich laufen.
@beobachter52, natürlich kann ich nicht wissen, ob Sie möglicherweise auch Multimillionär sind und deshalb so erbittert gegen Marlene Engelhorn auftreten – man möchte meinen… Aber, eines geht aus vielen Ihrer Postings hervor, dass Sie zumindest ÖVP-nah sind oder eine ÖVP-Funktion innehaben. Und falls Sie in diesem Ausmaß fanatisch die Ideologien der ÖVP vertreten, dann sind Sie blind auf beiden Augen und haben die Zusammenhänge einer sozial gerechteren Gesellschaft nicht verstanden. Beziehungsweise, wollen das einfach nicht verstehen, zugunsten Ihrer ÖVP-Ideologie und sind deshalb blind!
Man sollte, zumindest in diesem Fall (- 25 Millionen Euro verschenkt Engelhorn an die Allgemeinheit/sozial Schwache und es wird sich herausstellen, an wen genau) über den politischen Schatten springen, Ideologien beiseitelassen, ihre Aktionen nicht bekritteln, sondern dankend erkennen, dass auch solche vermögenden Menschen in unserer Gesellschaft gibt! Immerhin verteilt sie 90% ihres Vermögens an die Allgemeinheit. Ich zolle ihr vollen Respekt!!!
... genaugenommen verteilt der 'gute Rat' das Geld; ein Vorbild für direkte Demokratie, und gut bezahlt ... das ist sehr nahe den kommunistischen Funktionären in Graz und Salzburg, und daher den sogenannten christlichen und sozialdemokratischen Idealisten ein Dorn im Auge; von den blauschimmelnden und grünen Dogmen auch weit entfernt; die 'Leistungsgesellschaft' und der neoliberale IV-Kapitalismus wird durch dieses Beispiel der 'Kleider' beraubt, und steht somit nackt vor dem Spiegel ...
@chronos, dass sich Engelhorn mit ihrer Aktion nicht nur Freunde schafft, und einige auf die Barrikaden steigen und mit allen möglichen Vermutungen aufwarten, wusste sie ganz sicher. Ich denke wie du, dass das keine PR-Aktion, sondern ein ehrlich gemeinter Anstoss ist, über die immer weiter öffnende Schere zwischen arm und reich politisch und auch wirtschaftlich nachzudenken, bevor wir die Gesellschaft an die Wand fahren.
Die vollen Bäuche werden merken, dass sie nicht gegen die leeren Bäuche aufkommen und letztlich dann die Verlierer sind. Wo Hunger und Not herrscht, gibt es Unruhen und mit jeder weiteren Scherenöffnung werden sie unkontrollierbarer, wie man ja längst in aller Welt feststellen kann. Die junge Frau Engelhorn hat es längst geknissen, andere brauchen den Tritt in den Hintern um zu kapieren, dass ihre Millionen nicht verdaulich sind.
Es ist seltsam, dass jede von jungen Menschen in den letzten 60 Jahren bevorzugte Politik völlig richtig und moralisch war. Als wäre es unheimlich. Und der Konsens der indigenen Entscheidungsträger die noch im Jahr 1950 leben, ist, immer noch „diese verrückten naiven Kinder“.
Bei der NR-Wahl 2019 haben Personen bis 29 Jahre folgendermaßen gewählt: ÖVP: 27%, SPÖ: 14%, FPÖ: 20%, Grüne: 27%, NEOS: 8%, JETZT: 3%
Was genau war da in Ihren Augen die „von jungen Menschen bevorzugte, völlig richtige und moralische“ Politik?
@Village Pizza, unter den zahlreichen Errungenschaften, die mit einer durchschnittlichen Allgemeinbildung vertraut sein sollten, möchte ich einen Aspekt hervorheben, der allgemein verständlich ist. In den 60er Jahren erlebten wir einen tiefgreifenden Wandel, der die Abkehr von traditionellen moralischen Werten wie "Anstand", "Enthaltsamkeit bis zur Ehe" und "Monogamie" beinhaltete, die noch in den 50er Jahren prägend waren. Warum Sie die Wahlbeteiligung in Österreich als Gegenbeweis heranziehen, liegt möglicherweise daran, dass Sie Parteipolitik mit gesellschaftlichem Wandel verwechseln.
Bravo! Einfach nur Bravo! Und ein großes Lob an diese aussergewöhnliche Frau! Sie redet nicht nur, sondern lässt Taten ihren Worten folgen. Leider wird ihr soziales Vorgehen einzigartig bleiben unter den Millionären und Großverdienern in diesem Land. Auch deshalb gehört endlich die sogenannte Millionärssteuer und Erbschaftssteuer her, auch wenn gewisse politische Parteien sich dagegen seit langem wehren. Wundert's? Sie wollen es sich nicht mit ihren Unterstützern und Geldgebern verscherzen!
Seltsame Aktion, wo wir doch erst gelernt haben, dass die Lohnnebenkosten bzw. die hohe Besteuerung von Arbeit standortschädigend seien, und wie viel manche "Reiche" zu spenden bereit sind, damit alles so bleibt.
Verstehe ich nicht ? Ich dachte, sie will ihr Geld loswerden, weil sie das große Erbe nicht als gerechtfertigt empfindet und sich lieber ihr eigenes Geld verdienen will. Habe ich da was missverstanden??
Du hast nichts missverstanden, außer mein Posting.
r.ingruber@, das ist tatsächlich eine seltsame Haltung. Mit dem Taler im Mund verspricht man sich einer Zukunft, die sich des Ausspuckens verwehrt, und auf der sprichwörtlich "anderen Seite" wird das gute Eselchen dann wieder auf Biegen und Strecken bedient, um die guten Dukaten zu liefern. Volkswirtschaft hat irgendwie doch eine wohlwollend und akzeptierte digestive Komponente...
@maron - Argos, König von Argos?
Seltsam! Ich kann erahnen, aber bin nicht sicher, was Sie uns sagen wollen!?
"das" – auf was beziehen Sie "das"? Was wollen Sie uns mit "das ist tatsächlich eine seltsame Haltung" sagen? Ebenso mit dem Rest…
"Digestive" (Biscuits/Kekse aus UK) ein "Digestif" (Verdauungsschnaps)? Oder doch das englische Adjektiv "digestive" (warum verwenden Sie das engl. Wort?) - verdauungsfördernd
ein satz fehlt: ...wie wir doch erst gelernt haben, sämtliche managerjobs in staatlichen unternehmen und verwaltungen durch familienmitglieder derselben ideologie schleichend zu besetzen und danach die millionen tanzen zu lassen ...
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