Mausoleum einer sterbenden Naturlandschaft
Die geplante „Gletschererlebniswelt“ in Prägraten ist trauriger Beleg für die Realitätsverweigerung im Tourismus.
Die geplante „Gletschererlebniswelt“ in Prägraten ist trauriger Beleg für die Realitätsverweigerung im Tourismus.
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Wieder einmal von Herrn Pirkner sehr gut auf den Punkt gebracht! Anstatt mit vereinten Kräften, soweit es uns möglich ist, die Biotop- und Artenvielfalt zu bewahren, stellen wir stolz zur Schau, was wir alles in den Sand gesetzt haben und schlachten das auch noch finanziell aus! Chapeau!
Im Naturhistorischen Museum gibt es gerade eine Ausstellung "Arktis - Polare Welt im Wandel". Nachhaltigkeit und Klimawandel sind allgegenwärtig. Mit dem Trigger-Begriff Nachhaltigkeit pflastert sich die Tirol Werbung gerade ihren "Tiroler Weg", die Tourismus-Strategie. Der Tourismus in Osttirol scheint mir der nachhaltigste im gesamten Bundeland zu sein. Nennt mir nie wieder das Zillertal in einem Satz mit Osttirol. Die Gratwanderung von "nachhaltigem Tourismus" über "mehr Wertschöpfung" bis hin zum "Overtourism" ist sicher eine Herausforderung. Der Iseltrail ist ein Paradebeispiel. So geht das. Auch ein Theurl Projekt. Fakt: Theurls Idealismus für den Tourismus in Osttirol nützt diesem ungemein. Die Gletschererlebniswelt in Prägraten passt zur Region, mit allen Für und Wider. Dass unsere in Innsbruck vorgeschriebenen Tourismusbeiträge zumindest in ein bleibendes Bauwerk in Osttirol fließen, das einer Gemeinde Wertschöpfung bringt: von mir aus ein klares Ja. Dass ein Tourismusverband ein solches Projekt umsetzt und dafür Fördergelder nach Osttirol fließen: liegt für mich nahe. Förderungen hat uns Franz Theurl übrigens schon einige in Innsbruck abgeholt. Fingers Crossed für dieses Projekt.
@zuguterletz wäre es irgendwie auch fair gewesen, auch den naturfotograf und pr-mann mathias schickhofer anzuführen: ehre, wem ehre gebührt!
Ein leiser Unterschied, Kommentar oder Leitartikel? Egal, beides passt. Und wie die meisten Poster bemerken, handelt es sich ohne Zweifel zum Teil um eine/n zynische/n Meinung/Kommentar des Chefredakteurs.
Und beim Thema TVBO und dessen Obmann Franz Theurl will ich hinweisen, den mag man oder eben nicht, wie man beim Herausgeber von "dolostadt" klar erkenne kann. Ohne belegen zu können, stelle ich die Behauptung auf, dass über FT neben Andreas Köll und Elisabeth Blanik in den lokalen Medien in den letzten zwei Jahrzehnten mit Abstand am Meisten berichtet wurde. Auch negativ. Vielfach! Wobei bei dieser Rangliste AK selbst FT weit übertrifft. Verdienste gibt es von FT um den Osttiroler Tourismus – ohne hier aufzuzählen – jedenfalls.
Das Gletscherhaus, Gletschermuseum oder wie immer man dieses Gebäude nennen will – Mausoleum wahrscheinlich nicht – wird zwar nicht vergleichbar sein mit dem Biathlonzentrum in Obertilliach (ua. auch Theurls Verdienst!), welches Spitzen- u. Breitensportler anzieht, jedoch ist es ein Versuch, den Tourismus in Prägraten anzukurbeln. Bei Investitionen von 5 Millionen Euro sollten die Besucher schon einiges geboten bekommen. Und wenn die Felbertauernstraßen AG, Millionen beisteuert, warum nicht. Die FelberAG hat über die Tochter, der OIG, schon schlechter investiert! Die oben genannte Summe hat die OIG in den "Sand" gesetzt. Da sind wir wieder bei AK, bei Schultz und bei den Kalser Bergbahnen. Und wenn der wackere Tristacher Wolfsjäger Totschnig als BM f. Landwirtschaft, tatsächlich ein paar Millionen für dieses Projekt aus Wien organisieren kann, dann Hut ab. Jedoch will ich das nicht glauben. Zuvor kommen die NR-Wahlen und Totschnig wird wieder an seinem Beamtensessel platz nehmen - mit "alles (ÖVP) Familie", vielleicht etwas höher. Also denke ich, wird das Projekt genau deshalb nicht umgesetzt werden können.
Und zum Schluss möchte ich einen bemerkenswerten Satz des Chefredakteurs herausstreichen: "Verantwortlich für die Ausrottung zigtausender Arten und das Fieber des Planeten sind nämlich vorwiegend die von kapitalistischer Gier getriebenen reichen Gesellschaften dieser Erde, die auf Kosten von Armen und Ärmsten Rohstoffe und Energie konsumieren als gäb´s kein Morgen." 100% Zustimmung!!!
die lobenden worte für franz mögen ihm wohltun. natürlich hat sich der rad- und langlauffex über die jahre doch einige verdienste für den bezirk erworben, sie werden zeitgerecht anerkennung finden. man muss ihn über seine jahrzehnte im tourismus miterlebt haben um zu wissen, dass er sein portrait doch des öfteren verwackelt hat. als obm des ehem. tvb lienzer dolomiten, der osttirolwerbung und später als alleiniger hausmeister im tvb osttirol, wo er seine betriebsführungskünste nach gutdünken fluktuierend ausleben konnte. sogar die töne seines einzigen widersachers verstummten nach wenigen blas(tz)konzerten.
klar, als bankexperte hat war er bei der fussionierung der ehemaligen, oder besser der verschuldeten talschaften sicher am richtigen platz und in seiner aufgabe als (ungelernter) touristiker ist es ihm auf zauberhafte und seltsame weise immer wieder gelungen, sein klientell immer bei guter laune zu halten. die regionen kitzbühler alpen, ötztaltourismus und das kaisergebirge hatten da selbstverständlich das nachsehen, denn osttirol wurde gerne zur touristischen hochburg im land gelobt.
als angeblicher "vater" des iseltrail geniesst der franz heute ein wenig respekt bei naturliebhabern - sogar bei den wenigen der iselregion. aus dieser verpflichtung heraus betreibt nun der tvb osttirol angeblich das von der dolo-redaktion beschriebene projekt einer gletschererlebniswelt und man fragt sich, was eigentlich die planungsraumleute dazu meinen.
aber wäre es nicht besser, vor ort mit den gletschern touristisch auf tuchfühlung zu gehen, solange es die kümmerlichen reste des "ewigen eises" noch gibt und gleichzeitig etwas prägratenspezifisches zur schau zu stellen?
@senf: der Franz war nie Obmann des TVB Lienzer Dolomiten, das war bis zum Schluss Reinhard Tiefenbacher. (er war im Vorstand znd für Finanzen zuständig).
@hannes, danke, da hab ich mich leider um einen sessel vertan. zu tiefenbachers zeiten wurde auch die neue schlossbergbahn errichtet.
prägraten, heiligenblut und kals haben eine großen anteil an der alpingeschichte der alpen insgesamt. hierher kamen die ersten forscher. aus neugier und um die natur zu erkunden, daraus ist ja der alpintourismus entstanden, der sich bis heute großer beliebtheit erfreut.
nachdem mit ausnahme des venedigerdorfes alle orte museale treffpunkte und ausstellungen mit heimat- oder naturkundlichen sammlungen anbieten können, wäre es vielleicht für prägraten gar nicht so abwägig, den alpinismus und seine geschichte in allen facetten mittels moderner präsentation den leuten zu vermitteln. die vermutlich zeitlich begrenzte gletscherwelt, hoch oben in der natur, die geologie, das klima bis hin zu gesundheitsaspekte des bergsteigens oder wanderns könnte ja zum bestandteil eines solchen besucher- oder dokumentationszentrums werden. hiefür sollte man alle kräfte ideeller und finanzieller art beiziehen und nutzen. einen gletscher in pappe oder aus der kühltruhe interessiert wohl die wenigsten.
die frage, ob der tvb als koordinatior oder treibende kraft für ein solches infrastrukturvorhaben mit regionsbedeutung geeignet ist, stellt sich gegenwärtig nicht, gefragt sind gute, attraktive konzepte und vor allem identifikation in der region.
Ein Museum im Sinne der ICOM - Definition würde nichtpassend sein, es hat weitaus größere und dauerhafte aufgaben.
Die Feder des Chefredakteurs ist in diesem Beitrag anständig gespitzt. Zu spitzig? Zum Nachdenken regt der Beitrag auf alle Fälle an. Aber: Es darf auch in der Peripherie Attraktionen geben, denke ich. "De Calce" hat es vorgezeigt.
Das Prägraten-Bashing in den letzten beiden Absätzen ist allerdings schon - zumindest - fragwürdig.
Ja, wohl wahr, ein zynischer Artikel der mehr als "nur" seine Berechtigung hat. Der Tourismus in Osttirol scheint offensichtlich zu neuen Höhenflügen auszuholen und mit Prunkbauten glänzen zu wollen. Im Zillertal haben sie es längst begriffen das es so nicht weitergeht und die schauen neidvoll auf unsere teils unberührte Natur. Wir aber wollen asphaltierte Wanderwege, Großbettenbunker und Prachtbauten die nicht in die Zeit und nicht in die Region passen. Es gäbe so viel zu tun im Tourismus - z.b. An Rad- und Wanderwegen Bänke aufstellen, öffentliche Trinkstellen und WC's einrichten,Betriebe bei der Personalsuche unterstützen, nur um ein paar Dinge aufzuzeigen. Aber das ist halt nicht soooo Sexy wie sich ein Denkmal bauen. Ich bin mir sicher das dieses Vorhaben nicht mal Betriebskostendeckend betrieben wird bzw. werden kann. Ich rede da noch gar nicht von den Errichtungskosten. Es wird schon seinen Grund haben das es 15!!!!!!!! Jahre gebraucht hat.
Oh wie wahr!! Ein schöner Beitrag zum Jahresbeginn!!
Ein zynischer Artikel! Mit der Logik des Herrn Pirkner müsste man alle Museen zusperren, weil meist wird dort ausgestellt, was es früher einmal gegeben hat (in der Umwelt, im Alltag, in der Kunst...). Kein Zweifel, der Klimawandel ist da, kein Zweifel, er ist von "der Menschheit" verstärkt, aber keineswegs allein von "den von kapitalistischer Gier getriebenen reichen Gesellschaften dieser Erde, die auf Kosten von Armen und Ärmsten Rohstoffe und Energie konsumieren als gäb´s kein Morgen" verursacht. Es gab immer Auf und Ab im Klima .... Die E-Biker als Umweltsünder hinzustellen, einen engagierten Touristiker als "typischen Banker dem das Herz hüpft , wenn er das Geld anderer Leute in einen wuchtigen Tempel der Selbstbeweihräucherung verwandeln kann" zu bezeichnen und den Landwirtschaftsminister als "Wolfsjäger aus Tristach" abzuqualifizieren, ist wohl mehr als Zynismus pur! Dieser Artikel hat mit objektiver und fairer, durchaus kritisch sein sollender Betrachtungsweise nichts mehr zu tun!
Davon, dass es nicht sehr originell ist, einem Leitartikel mangelnde Objektivität vorzuwerfen, einmal abgesehen: Auch die Argumente, auf die Sie sich stützen, sind falsch! So sind Museen keineswegs Orte, wo das ausgestellt wird, „was es früher einmal gegeben hat“, die Formulierung im Präsens allein sollte bereits grammatikalisch klarstellen, dass es das immer noch gibt. Wollte man die Exponate in der Vergangenheit belassen, dann hingen sie immer noch in den Kirchen, in Privatsammlungen oder gar im Atelier ihres Schöpfers. In der Regel handelt es sich bei Kunstwerken um Artefakte, also um von Menschenhand Gemachtes. Und hier existiert tatsächlich eine Parallele zum Klimawandel.
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