Die EU-Kommission schlägt vor, den Status des Wolfes von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabzustufen. Die Kommission hatte in den vergangenen Monaten Daten aus den Mitgliedstaaten gesammelt, um den Schutzstatus neu zu bewerten. Die Rückkehr des Beutegreifers in EU-Regionen, in denen er seit langem nicht mehr anzutreffen war, habe ebenso wie die Zunahme seiner Populationen in neuen Gebieten zu Schwierigkeiten und Konflikten geführt, begründet die Kommission ihre Entscheidung.
Da die Vertragsparteien die EU und ihre Mitgliedstaaten sind, kann ohne eine Änderung des Schutzstatus im Rahmen des Berner Übereinkommens der Status auf EU-Ebene nicht geändert werden. Die Zustimmung der EU-Mitgliedstaaten und anderer Vertragsparteien des Berner Übereinkommens ist zudem erforderlich.
„Die Dichte der Wolfsrudel ist in einigen europäischen Regionen zu einer echten Gefahr geworden, insbesondere für die Nutztierhaltung.“
Ursula Von der Leyen, EU-Kommissionspräsidentin
„Die Rückkehr des Wolfes ist eine gute Nachricht für die Artenvielfalt in Europa. Die Dichte der Wolfsrudel in einigen europäischen Regionen ist inzwischen jedoch zu einer echten Gefahr geworden, insbesondere für die Nutztierhaltung“, so EU-Kommissionspräsidentin Ursula Von der Leyen. Die lokalen Behörden forderten „größere Flexibilität für das aktive Management kritischer Wolfspopulationen“. Dies sollte auf europäischer Ebene erleichtert werden, der von der Kommission am Mittwoch eingeleitete Prozess sei ein wichtiger Schritt dahin.
Österreichs Landwirtschaftsminister, Norbert Totschnig (ÖVP), sprach gegenüber der APA von einem „ersten großen Meilenstein“ und verwies auf eigene Initiativen mit dieser Stoßrichtung. Er fordert nun die Mitgliedsstaaten auf, sich „klar zu positionieren und einer Änderung zuzustimmen. Fakt ist, dass der Wolf ist in Europa nicht mehr vom Aussterben bedroht ist und sich mittlerweile pro Jahr um bis zu 30 Prozent vermehrt.“
Die aktuellen europäischen Regeln zum Schutz von gefährdeten Tieren in der EU seien aus Sicht des Klimaschutzministeriums „ausgewogen. Sie sind ein passender Rahmen für den Erhalt unserer Tierwelt und für eine funktionierende Almwirtschaft. Sie ermöglichen schon jetzt die Entnahme von einzelnen Tieren, wenn andere Maßnahmen nicht wirken.“ Es gehe nun darum, die Bedürfnisse der Landwirtschaft genauso ernst zu nehmen wie den Schutz gefährdeter Arten.
Große Freude löste die Ankündigung der EU-Kommission erwartungsgemäß in Tirol aus. So etwa bei Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP), in dessen Bundesland dieses Jahr der Druck auf den Wolf mit einer rechtlich umstrittenen Verordnungs-Regelung erhöht worden war. „Der Druck und die Argumente aus Tirol zeigen Wirkung, die Europäische Union lenkt bei den großen Beutegreifern endlich ein“, erklärte Mattle gegenüber der APA.
Tirol habe sich „auf europäischer Ebene enorm eingebracht und mit der Novelle des Tiroler Jagdgesetzes die Grundlage für die Entnahme gelegt“, so der Landeshauptmann. Er sieht den „Tiroler Weg“ als „endgültig abgesichert“. „Wir werden durch das Vorgehen auf europäischer Ebene bestätigt“, pflichtete der rote Landeshauptmannstellvertreter, Georg Dornauer, bei.
„Der Wolf ist keine Bedrohung für Kinder am Schulweg oder gar die Großmutter im Wald.“
Thomas Waitz, EU-Abgeordneter (Grüne)
Agrarlandesrat Josef Geisler (ÖVP) sieht einen „ersten wichtigen und richtigen Schritt“, man sei jedoch „bei Weitem noch nicht am Ziel“. Bis zur tatsächlichen Änderung der FFH-Richtlinie sei es noch ein weiter Weg, hier dürfe man nun „nicht lockerlassen“. Thomas Waitz, EU-Abgeordneter der Grünen und Vorsitzender der Europäischen Grünen Partei, fordert hingegen, dass der Schutzstatus des Wolfes nicht herabgestuft wird. Der Wolf sei keine Bedrohung „für Kinder am Schulweg oder gar die Großmutter im Wald“.
„Die Konservativen führen eine komplett faktenbefreite Diskussion. Statt billigem Populismus nachzugeben, sollte die Kommission lieber an Lösungen arbeiten, den Bäuer:innen dabei zu helfen, sich auf eine friedliche Ko-Existenz einzustellen“, so Waitz. „Das ist ein populistischer Angriff auf den Artenschutz und widerspricht den wissenschaftlichen Fakten“, kritisiert auch Artenschutz-Experte Christian Pichler vom WWF Österreich. Der WWF fordert alle EU-Mitglieder dazu auf, Von der Leyens „Attacke“ nicht zu unterstützen: „Wölfe sind ein wichtiger Faktor für gesunde Wälder und unterstützen damit auch das Erreichen der EU-Naturschutzziele.“
2 Postings
Ob es für die Entscheidung auch einen Anlassfall gibt? Hmmm, mal googlen: Schafe, Osttirol... nein, nichts. ...Von der Leyen... Pony...
Bravo, richtige Entscheidung
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