Eine deutliche Reduktion des Kinderwunsches offenbart eine wissenschaftliche Studie unter mehr als 8.000 Österreicher:innen, die Forscher:innen der Unis Wien und Salzburg sowie der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) durchgeführt haben. Pro befragter Frau liegt der Wert nun bei 1,68 Kindern. Das ist ein klarer Abfall im Vergleich zu einer Erhebung 2009, als sich Frauen im Schnitt noch 2,1 Kinder wünschten. Die Gründe liegen unter anderem in der Teuerung und multiplen Krisen.
Die Analysen wurden im Rahmen des „Generations and Gender Programme“ (GGP) von einem Team um Isabella Buber-Ennser vom Vienna Institute of Demography (VID) der ÖAW sowie Norbert Neuwirth und Wolfgang Mazal vom Österreichischen Institut für Familienforschung (ÖIF) an der Uni Wien durchgeführt.
Nach der Befragung 2008/2009 mit 5.000 Teilnehmer:innen gab es eine Folgeerhebung 2012/2013 und die nunmehrige Auflage mit mehr als 8.000 Befragten zwischen Oktober 2022 und März 2023. Der Fokus beim Thema Kinderwunsch lag auf Personen zwischen 18 und 45 Jahren. „Zwischen 2009 und 2023 ist der erhobene Kinderwunsch von 2,1 auf 1,7 Kinder pro Frau zurückgegangen“, betont Neuwirth am Dienstag in einer Aussendung.
Fragten die Forscher danach, ob man sich innerhalb der nächsten drei Jahre „definitiv“ oder „wahrscheinlich“ ein Kind wünscht, zeigte sich dieser Trend eindrücklich: In der Gruppe der 18- bis 29-jährigen Frauen gaben dies 2009 noch 36 Prozent der Befragten an. 2023 waren es zehn Prozentpunkte weniger. Bei den Männern dieser Alterskohorte sank die Zustimmung sogar von 30 (2009) auf 14 Prozent (2023).
Weniger deutlich ging die Zustimmung in der Gruppe der 30- bis 39-Jährigen zurück: Unter den Männern fiel sie von 40 auf 32 Prozent, bei den Frauen von 32 auf 30. Die größte Gruppe unter den Frauen in Österreich ist mit rund 40 Prozent jene mit zwei Kindern. Rund ein Viertel hat ein Kind.
Beide Werte seien über die Zeit hinweg „recht konstant“ geblieben, wie Buber-Ennser im Gespräch mit der APA erklärte: „Der Anteil der kinderlosen Frauen nimmt aber konstant zu.“ Aufgrund der Vielzahl an Daten, die die Befragungen erbrachten, haben Wissenschafter abgeschätzt, wie hoch der Anteil der Kinderlosen in den Alterskohorten mit Geburtsjahr ab 1990 sein könnte. Die Analyse lasse auf einen Wert von 23 bis 24 Prozent schließen.
„Letztlich kommen bei so einem Trend in Zukunft weniger potenzielle Mütter nach.“
Isabella Buber-Ennser, VID
Vergleicht man dies mit früheren Jahrzehnten, in denen der Kinderlosen-Anteil teils auch groß war, aber relativ viele Frauen in Österreich auch drei oder mehr Kinder hatten, schlage das heutzutage stärker durch. Letztlich kommen bei so einem Trend „auch weniger potenzielle Mütter in Zukunft nach“, so die Demographin. In Frankreich wird der „Abwärtstrend“ noch von vielen vielköpfigen Familien gebremst. Das war in Skandinavien ähnlich, wobei zuletzt auch hier die Geburtenraten gesunken seien. Woran das liegt, sei noch nicht klar, so Buber-Ennser.
Auf der Suche nach möglichen Gründen hierzulande wurde man in der jüngsten Untersuchung neben den „klassischen“ Faktoren wie längere Ausbildungszeiten, Schwierigkeiten bei Partnerfindung oder mangelnder Vereinbarkeit von Familie und Beruf fündig: Gefragt nach den aktuellen Krisen – der Teuerung, dem Ukraine-Krieg und der Covid-19-Pandemie – zeigte sich laut Buber-Ennser „ganz klar“, dass viele Menschen ihren Kinderwunsch angesichts dessen verändert haben.
Knapp ein Drittel der Befragten bezeichnete sich als davon negativ beeinflusst. Am stärksten belaste laut den Forscher:innen die Preisentwicklung die Menschen. In solchen krisenhaften Zeiten werde das Vorhaben, Kinder zu bekommen, oft aufgeschoben.
„Freilich gibt es dann einen Teil derer, die das dann später nicht verwirklichen“, betonte Buber-Ennser. Das gelte in Österreich erstaunlicherweise sehr stark für Frauen mit höheren Bildungsabschlüssen. Wie sich das entwickelt, wollen die Forscher:innen mit einer Folgeerhebung in vier Jahren herausarbeiten.
„Wenn man die Herausforderungen für die Eltern bedenkt, versteht man, warum sie offenbar dreimal überlegen, Kinder in die Welt zu setzen“, so Mazal zu den neuen Ergebnissen, die der GGP-Verbund in der Broschüre „Familien in Österreich. Partnerschaft, Kinderwunsch und ökonomische Situation in herausfordernden Zeiten“ zusammenfasst. Diese soll laut dem ÖIF-Leiter als „Anstoß zur Reflexion über gesellschaftliche Verhältnisse“ genutzt werden.
4 Postings
... endlich eine gute Nachricht für 'steuerzahler' ...
nein, aber für mutter erde!
... doch eine gute Nachricht für -steuerzahler-, weil er ja findet dass zuviele Menschen da sind ... und -steuerzahler- könnte als gutes Beispiel bei sich selber anfangen ...
... soll er sich umbringen? tss ...
jetz hasch sie aber wirklich nimmer alle ...
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