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Forscher:innen erkunden die Auswirkungen des Gletscherrückgangs auf Nahrungsnetze alpiner Fließgewässer. Foto: Institut für Ökologie/UIBK

Forscher:innen erkunden die Auswirkungen des Gletscherrückgangs auf Nahrungsnetze alpiner Fließgewässer. Foto: Institut für Ökologie/UIBK

„Das Problem haben eigentlich wir Menschen“

Georg H. Niedrist erforscht den Einfluss der Klimaerwärmung auf Fließgewässer und ihre Lebenswelt im Alpenraum.

„Restoring mountain ecosystems“ – Bergökosysteme wiederherstellen. Unter diesem Motto findet der Internationale Tag der Berge, der von den Vereinten Nationen jedes Jahr am 11. Dezember begangen wird, heuer statt. „Eine Gelegenheit, das Bewusstsein für die Bedeutung von Bergökosystemen zu schärfen und naturbasierte Lösungen, bewährte Verfahren und Investitionen zu fordern, die die Widerstandsfähigkeit stärken, die Anfälligkeit verringern und die Fähigkeit der Berge zur Anpassung an tägliche Bedrohungen und extreme Klimaereignisse verbessern“, heißt es auf der offiziellen Webseite.

Mit seiner Forschung trägt Georg H. Niedrist genau dazu bei. Der Ökologe am Institut für Ökologie der Universität Innsbruck erhielt Ende November mit anderen Nachwuchsforschenden den Preis für wissenschaftliche Forschung der Stadt Innsbruck.

Niedrists Arbeiten zum Einfluss der Klimaerwärmung auf Fließgewässer und ihre Lebenswelt im Alpenraum „zeigen eindringlich, wie schnell der Klimawandel Alpenflüsse verändert und inwiefern dadurch die Artenvielfalt des Alpenraums beeinträchtigt wird“, so die Begründung für die Auszeichnung. Wie aber beeinflusst der Klimawandel die Gebirgsregionen konkret – und was kann der Mensch tun, um auch seine eigene Zukunft zu sichern?

Georg H. Niedrist forscht am Institut für Ökologie der Universität Innsbruck. Foto: Niedrist

Herr Niedrist, erwärmte Ozeane, steigender Meeresspiegel, verschwindende Küstenlandschaften – beim Stichwort „Klimawandel“ denkt man meist gleich daran, wie er die großen Salzgewässer der Erde beeinflusst – und weniger, dass sich der globale Anstieg der Lufttemperaturen genauso auf die Gewässer direkt vor unserer Haustür auswirkt. Dabei ist auch in den Alpen sehr wohl etwas im Gange?

Die menschengemachte Erderhitzung zeigt sich auch hier, ja. Weil wir bei alpinen Fließgewässern gleich an eigentlich kalte Gewässer denken, wurde das Klimaproblem in den Alpen lange ignoriert, es wurde nicht beachtet oder zumindest nicht als Problem gesehen. Ja, es sind Ökosysteme in einer Region, in der es das halbe Jahr über kalt ist. Deshalb wird es auch immer wieder kalte Phasen geben. Dennoch gibt es Veränderungen. 

Sie haben sich im Zuge mehrerer Forschungsarbeiten mit dem Einfluss der Klimaerwärmung auf Fließgewässer und ihre Lebewelt im Alpenraum befasst. Welche Veränderungen sind zu beobachten?

Es gibt schleichende und plötzliche Veränderungen. In einer Publikation zeigen wir auf, dass sich die Wassertemperaturen von Alpenflüssen im Tiefland schon längst verändern. Seit Beginn der Datenaufzeichnungen vor vier, fünf Jahrzehnten gibt es einen Anstieg der mittleren Temperatur. Zugleich häufen sich aber auch die Temperaturextreme: Wie in den Städten nimmt in höheren Lagen die Anzahl der Hitzetage zu und das wirkt sich auf Gewässer aus.

Erstens erwärmt sich also die mittlere Wassertemperatur, zweitens schlagen die Extremtemperaturen immer wieder Rekorde mit jährlich ansteigenden höchsten und niedrigsten Wassertemperaturen. Drittens haben wir festgestellt, dass die sommerlichen Warmphasen im Wasser länger werden. Die Großache in Tirol erreichte 1990 bereits an 28 Tagen Wassertemperaturen von 15 Grad Celsius, in den 2020ern ist das bereits an mehr als 60 Tagen der Fall. Was die Daten auch zeigen, ist eine verstärkte Erwärmung der winterlichen Wassertemperaturen von Alpenflüssen. Sie folgen damit dem Milderwerden der winterlichen Lufttemperaturen. 

Dämpft das kalte Wasser, das von alpinen Gletschern abfließt, diese Effekte nicht ab?

Gletschergespeiste Alpenflüsse wie der Inn in Nord- oder der Tauernbach in Osttirol erwärmen sich weniger, aber die Erwärmung findet auch dort statt. Die Analysen haben gezeigt: Die Wassertemperaturen von Inn oder Großache – zwei typische große Tiroler Alpenflüsse – waren früher im Winter zum kältesten Zeitpunkt noch bei 0 Grad Celsius. Jetzt erreichen sie gerade einmal 2 Grad. 

Was passiert in den Gewässern, wenn die Temperatur um – scheinbar – wenige Grad steigt?

Das sind vielleicht kleine Unterschiede, die aber dann eine Rolle spielen, wenn es zum Beispiel um das Überleben von Parasiten oder Schädlingen geht, die unsere Lebewelt, also die Gesamtheit der Tier- und Pflanzenwelt, beeinträchtigen können. Wenn es keine oder immer kürzere Phasen gibt, bei denen Schädlinge oder Krankheitserreger im Wasser durch die Kälte abgetötet werden, können sich diese ausbreiten. Die Bestände der Bachforelle Tirols wurden beispielsweise durch einen solchen Schädling, ein Nesseltier, drastisch reduziert. Dieser Parasit, der die so genannte „Proliferative Nierenkrankheit“ auslöst, tritt wegen steigender Wassertemperaturen häufiger auf. 

Welche Daten ziehen Sie für Ihre Forschung heran?

Für eine wissenschaftliche Arbeit, die es Anfang des Jahres breit in die Medien geschafft hat, haben wir historische Zeitreihen analysiert, basierend auf den Daten des hydrologischen Dienstes des Landes Tirol, der seit Langem an bestimmten Wasserstellen die Temperaturen aufzeichnet. Bis dahin gab es abseits der standardmäßigen Mittelwerte keinerlei tiefergehende Analysen der Daten dazu. Ein weiteres Projekt unter der Leitung von Prof. Leopold Füreder von der Uni Innsbruck gab es im Nationalpark Hohe Tauern, auch im Osttiroler Teil. Dort wurden 18 hochalpine Bäche – also Bäche, die über der Waldgrenze liegen – über zehn Jahre beobachtet und analysiert. Unter anderem wurden die Wassertemperaturen mittels installierten Temperaturloggern stündlich gemessen. Diese Daten haben wir jedes Jahr vor Ort abgeholt und analysiert.


Abflussmessungen im Gletscherbach Rotmoosache, Obergurgl, Tirol.

Besammlung des Makrozoobenthos im Gebirgsbach Verwallbach, Obergurgl. Fotos: Georg Niedrist

Sind alpine Flüsse besonders vulnerabel für den Klimawandel?

Ja, wobei es verschiedene Anfälligkeiten gibt. Mit Blick auf das Klima ist zu sagen, dass der Klimawandel verstärkt in den Gebirgsregionen stattfindet und sich die Lufttemperatur dort schneller erwärmt als im globalen Durchschnitt. Dazu kommt, dass die Gewässer in der Höhe im Winter zwar kalt sind – viele sind nach wie vor gefroren –, aber sich im Sommer ziemlich stark erhitzen. Besonders schnell findet die sommerliche Erwärmung in kleinen Gewässern statt, das ist vergleichbar mit einer kleinen Wasserpfütze, die sich schneller aufheizt als eine große Badewanne. Gletschergespeiste Gewässer mögen zwar generell etwas kälter sein, erwärmen sich aber gleich schnell wie nicht-gletschergespeiste Bäche. Und dann gibt es noch die erhöhte Vulnerabilität der Lebewelt in den Gewässerregionen. 

Haben Sie auch dazu Erkenntnisse?

Wir haben uns die Arteigenschaften aller europäischen Kleintiere, die in Gewässern leben, angeschaut und sämtliche verwertbaren Daten ausgewertet. Der Vergleich der in den Alpen lebenden Organismen mit allen anderen hat gezeigt, dass die Vulnerabilität der Tiere im Alpenraum höher zu sein scheint. Weil viele Arten  kälteangepasst sind, vermehrt in höhergelegenen Gewässern vorkommen oder auch längere Entwicklungszeiten aufweisen, gilt das Arteninventar generell als überdurchschnittlich vulnerabel für die Folgen des Klimawandels. Die Erwärmung der alpinen Fließgewässer betrifft demnach auch das Fortbestehen vieler Arten.

Die Biodiversität wird auch im Gebirge schwinden?

Vor allem wird sich die Lebewelt verändern, während die lokale Biodiversität dabei nicht unbedingt geringer wird. Spezifische Lebensraumtypen wie jene der kalten Gewässer oder der Gletscherbäche, die in Zukunft wegfallen werden, werden mitsamt ihren Spezialisten durch eine andere Lebewelt ersetzt. Das bedeutet aber, dass der regionale Artenpool kleiner und die regionale Vielfalt abnehmen wird. Das führt dazu, dass die verbleibenden Ökosysteme generell anfälliger für Störungen wie Schädlinge, Krankheiten, Klimawandel, oder extreme Wetterereignisse werden.

Kriegt neben dem Ökosystem auch der Mensch die Klimaveränderungen im Gebirge mit?

Der Alpenraum wird das Wasserschloss Europas genannt. Insofern sind wir ziemlich verwöhnt wenn es um die Wasserverfügbarkeit geht: Wir haben genügend Wasserressourcen und es wird immer wieder Niederschläge in den Alpen geben. Aber in Forschungsarbeiten hat sich gezeigt, dass die Wasserressourcen in einzelnen Einzugsgebieten kleiner Bergbäche, die nicht gletschergespeist sind, im Hochsommer trockenfallen. Das ist nicht überall der Fall, wird aber in Zukunft sicher vermehrt eine Rolle spielen. Und die Trockenheit betrifft natürlich nicht nur die Wassertiere, sondern genauso die Wiesen in diesen Einzugsgebieten. In hohen Lagen wird es im Spätsommer mehr trockene kleine Einzugsgebiete geben – das wird sicher auch der Mensch spüren. Wenn dann auch die meisten Gletscher als Wasserspeicher wegfallen, wird das Wasser vermehrt in Regionen mit hohem Wasserverbrauch knapp werden.

Gibt es eine Möglichkeit für den Menschen, diese Entwicklung, wenn sie schon nicht aufzuhalten ist, zumindest zu mindern?

Die Gangart wäre grundsätzlich klar: Raus aus den fossilen Energieträgern. Eine simple Aussage, aber die fossilen Energieträger sind im Hinblick auf den Klimawandel der Grund allen Übels. Für die Ökosysteme im Alpenraum oder in Fließgewässern kann man allgemein sagen, dass die Effekte des Klimawandels nur einer der vielen Einflussgrößen ist.

Im letzten Jahrhundert haben wir zum Beispiel unsere Flusssysteme derart verbaut wie noch nie zuvor und dadurch Lebensräume degradiert und verloren.

Im letzten Jahrhundert haben wir zum Beispiel unsere Flusssysteme derart verbaut wie noch nie zuvor und dadurch Lebensräume degradiert und verloren. Und der Klimawandel ist eben ein zusätzlicher Stressfaktor, der diesem geschwächten System zusetzt. Um die aquatische Lebewelt möglichst zu bewahren, sollte vermehrt versucht werden, sie anderweitig zu stützen und zu stärken – sie wieder zu stärken. Der Klimawandel spielt also schon eine Rolle für Gewässerökosysteme, aber derzeit keine dominierende. 

Wie kann eine Stärkung konkret gelingen – mit der Renaturierung von Flussgebieten?

Renaturierungen wäre immer ein Zurück zur Natur – und das schaffen wir in unserer menschengesteuerten Welt eh nicht mehr. Revitalisierung wäre der passende Begriff.

Was ist damit gemeint?

Maßnahmen, um die Lebewelt wieder herzustellen. Kehren wir zur Bachforelle und dem Nesseltier zurück: Unsere Gewässer wurden degradiert, Habitate sind verloren gegangen, und mit ihnen die Arten und Populationen, die dort einmal vorgekommen sind. Deshalb fällt so ein Fall wie der des Nesseltiers extrem auf – weil auf einmal die wichtigste Fischart, die übrig geblieben ist, wegfällt. Wenn aber unsere Gewässer vielfältig und widerstandsfähig sind, also vielfältige Lebensräume mit unterschiedlichsten Arten beheimaten, stabile Populationen und mehrere Fressfeinde von unterschiedlichen Erregern oder Schädlingen da sind, dann stärken wir das System derart, dass solche Ausfälle nicht mehr auffallen. 


Georg Niedrist und Doktoratstudentin Maria Chiara Vulcano beim Beproben des Aufwuchses am Verwallbach, Obergurgl.

Eine Steinfliegenlarve, entdeckt am Königsbach in Obergurgl. Fotos: Georg Niedrist.

Früher hat man meist darauf gesetzt, auf ein Problem mit einer Lösung zu reagieren. Es gab Überflutungen – also wurden Dämme errichtet oder höher gezogen und die Bäche und Flüsse oft an die Talränder geschoben. Ein Problem wurde also mit einer Maßnahme bekämpft. Mittlerweile weiß man, dass es auch anders geht. Das eigentliche Ziel wäre, eine nachhaltige Flusslandschaft zu gestalten.

Wie kann so eine nachhaltige Flusslandschafts-Gestaltung aussehen?

Das Aufweiten verbauter Flüsse schafft einerseits vielzählige Naturräume mit Totarmen, Sandbänken, diversen Ufergehölzen, Teichen, und ermöglicht zusätzlich eine bessere Vernetzung mit dem Umland. Neben dieser vielfältigen Lebensraum-Aufwertung wird zugleich Hochwasserschutz betrieben. Denn man gibt dem Gewässer Raum: Wenn viel Wasser da ist, kann es sich in der Fläche ausbreiten. Der Wasserspiegel wird zwar steigen, aber durch die größere Möglichkeit zur Ausbreitung tritt das Wasser viel seltener über die Ufer. Das heißt, man hätte hier mehrere Probleme mit einer Maßnahme, einer gezielten Gewässer-Vitalisierung, erledigt. Das wäre das Ziel, wo wir hinrücken sollten.

Flüssen Raum zurückgeben – das bedeutet, dass der Mensch Raum wieder hergeben, auf ihn verzichten muss. Das Konfliktpotenzial liegt auf der Hand?

Ja, es ist extrem schwierig. Von Südtirol und Nordtirol weiß ich, dass solchen Maßnahmen immer schwierige Verhandlungen voraus gehen. Landwirte lassen sich letztendlich Grundstücke im gewässernahen Bereich abkaufen, die für Aufweitungen hergenommen werden. Aber es gibt gelungene Beispiele wie etwa die Verlängerung der Start- und Landebahn am Flughafen Innsbruck oder das Life Projekt am Tiroler Lech. Die Verlängerung der Landebahn in Innsbruck war eine technisch notwendige Maßnahme, für die der Inn verlegt werden musste. Im Zuge dieser Verlegung wurde der Fluss in dem betroffenen Bereich auch aufgeweitet und aufgewertet. Es wurden eine Insel angelegt, seichte Ufer mit Kiesbänken ermöglicht und das Flussbett verbreitert. Trotz erster Vorzeigeprojekte bleibt es ein schwieriges Thema, es ist eine Frage von Geben und Nehmen. Dennoch soll bedacht werden, dass diese Flächen ursprünglich Flusslandschaften waren, die dem Gewässer genommen wurden. 

Umso schwieriger in Gebieten wie dem Alpenraum, wo der besiedelbare und wirtschaftlich nutzbare Raum ohnehin sehr begrenzt ist.

Das ist sicher mit ein Grund, warum es so schleppend voran geht. Die gewissen Landesämter haben ihre Ziele, man weiß eigentlich, was getan werden muss. Nur es scheitert an vielen Hürden – die Landnutzung ist eine davon.

Sie haben im August bei einer Exkursion Umwelt- und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) Einblicke in Ihre Forschungsarbeit gegeben. Sind Bewusstsein und Sensibilität für die Herausforderungen, vor die der Klimawandel Flüsse, Ökosysteme und Menschen stellt, in der Politik da?

Ministerin Gewessler hat mich eingeladen, ja. Sie wollte sich auf einer Bundesländer-Reise in Tirol über die Klimawandel-Effekte im Alpenraum informieren. Es mag an der Parteizugehörigkeit liegen, aber sie war äußerst an den Themen interessiert. Bei der Gelegenheit sprachen wir auch darüber, dass wir nicht nur eine Klimakrise haben, sondern auch ein Biodiversitätskrise, und dass diese das noch viel größere Problem für uns werden wird. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass viele Entscheidungsträger:innen zum Beispiel nicht einmal die Klimaberichte des IPCC oder die wenigen Seiten Zusammenfassung für Politiker:innen lesen. Das Problem ist oft nicht erkannt oder bekannt – absichtlich oder unabsichtlich. 

Was ist zu tun?

Ein Weg muss mehr Umweltbildung in den Schulen sein. Aber auch die Uni ist gefragt und muss weiterkommen. Erkenntnisse dürfen nicht universitär und wissenschaftlich bleiben, sondern müssen in die Breite getragen werden. Vor Kurzem gab es zum Beispiel eine integrative Flussraumplanung im Revital Ingenieurbüro in Nußdorf, Osttirol. Planende und Forschende aus dem gesamten Alpenraum sind zusammengekommen, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Es wurden verschiedene Vorzeigeprojekte besprochen – die jetzt vielleicht von anderen nachgeahmt werden. Generell ist jedoch noch zu wenig Vernetzung zwischen Forschung und Umsetzung da. Die Forschung soll nicht nur in der Forschung tätig bleiben, sondern auch dort mitmischen, wo die tatsächlichen Maßnahmen passieren.

Maßnahmen, die am Ende ja dafür sorgen, dass Lebensräume für die nächsten Generationen erhalten bleiben, um ein Leben und Überleben möglich zu machen – schließlich bedrohen Klima- und Biodiversitätskrise zuallererst die Menschheit und nicht den Planeten.

Zumindest sind die Prognosen und Szenarien bezüglich Klimawandel klar: Wenn es so weiter geht, steuern wir auf 2,9 Grad mittleren globalen Temperaturanstieg hin. Doch schon ab 2 Grad beginnen die Probleme in der Nahrungsversorgung und damit die Probleme für die Zivilisation wie wir sie kennen. Ja, es muss uns klar sein: Das Problem haben eigentlich wir Menschen. So wie vom Klima sind wir genauso von der Biodiversität und der Widerstandsfähigkeit unserer Ökosysteme abhängig, wir sind ja schließlich Teil davon. Man kann die Biodiversität mit einem starken Netz vergleichen, an dem wir hängen. Jeder Knoten dieses Netzes ist eine Art, es gibt dickere und dünnere Knoten. Je mehr Arten wegsterben, desto fragiler wird das Netz. Und wenn genug wichtige Knoten verschwinden, hält das Netz nicht mehr und reißt. Es muss uns wirklich bewusst sein: Wir hängen davon ab, wie es weiter geht.

Lisa Maria Gasser schreibt als freie Journalistin unter anderem für salto.bz und Die Zeit. Auf dolomitenstadt.at berichtet sie über aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen in Südtirol.

2 Postings

isnitwahr
vor 11 Monaten

"Die Stadt Lienz sitzt auf einem Schatz", wurde von unseren Politikern vor einigen Jahren hocherfreut verkündet. "Unter dem gesamten Talboden sammelt sich in wenigen Dutzend Metern Wasser aus den beiden Osttiroler Haupttälern in einem riesigen, natürlichen Grundwasserspeicher!" Wenn man sich nur ganz wenig - und ich meine wirklich nur ganz, ganz wenig mit Grundwasser beschäftigt dann sollte man wissen, dass Grundwasser überwiegend vom einsickerden Wasser aus Niederschlägen und nur zu einem kleineren Teil von den Gletschern gespeist wird. Immer häufiger entsteht mir allerdings der Eindruck, dass die bürgermeister (beider Geschlechter) entweder vollkomm unwissend sind oder ihnen die langfristige Zukunft der Bürgerinnen und Bürger vollkommen egal ist, anders kann die unsägliche Zubetoniererei und somit das absichtliche Abschneiden unseres "Schatzes" vom Nachschub nicht erklärt werden. So lange es diesen Unsinn der Kommunalsteuer weiter gibt oder es zumindest ein uneingeschränktes Verbot gibt, in die Breite zu bauen, wird sich dran auch nichts ändern.

 
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so ist es vielleicht
vor 11 Monaten

Zum Thema Flussaufweitung könnte z.B. die Gemeinde Assling ihr (mit Gewalt zugeschottertes) neues "Gewerbegebiet Mittewald" (das vlt. mal in 10 Jahren jemanden anlocken soll) an die Drau zurück geben.

Das wäre ein Weg zurück zur Biodiversität, was hier passiert ist, ist doch wohl an Gewalt an der Natur nicht zu übertreffen. Und das Land Tirol stimmt solchen Wahnsinnstaten immer wieder zu. Einfach unverständlich in dieser Zeit... 😢

 
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