Billi Bierling: „Ich hab ein Rad in Kathmandu“

Eine Frau radelt durch die staubigen Straßen von Kathmandu. Sie hat sechs der vierzehn Achttausender dieser Erde bestiegen und erklärt bescheiden: „Aber nur drei davon ohne Flaschensauerstoff.“ Die Rede ist von Billi Bierling, Beobachterin und Chronistin einer Welt, die sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten massiv verändert hat. Nach Jahren als Übersetzerin und Journalistin in London kam Bierling, die aus Garmisch-Partenkirchen stammt, 1998 zum ersten Mal nach Nepal.

Seither lassen sie die Himalaya-Gipfel und dieses Land nicht mehr los. Das liegt auch daran, dass sie 2004 in Kathmandu einer besonderen Frau begegnete: der legendären Himalaya-Chronistin Elizabeth „Liz“ Hawley. Die Amerikanerin notierte seit Anfang der sechziger Jahre in ihrer „Himalayan Database“ tausende Expeditionen und zigtausende Bergsteiger:innen, Bierling ging ihr zur Hand, hängte ihre Journalistenkarriere in der Schweiz an den Nagel und zog nach Kathmandu.

2016 übergab Hawley im Alter von 92 Jahren die Database vollständig an Billi Bierling, die heute zwischen Bern, Garmisch und Kathmandu pendelt. In der nepalesischen Hauptstadt ist sie meist auf zwei Rädern unterwegs. Daher der Titel ihres aktuellen Buches: „Ich hab ein Rad in Kathmandu“. Wie sie dort in einem winzigen Zimmer lebt, warum sie nach 20 Jahren endlich eine Waschmaschine gekauft hat, wohin ihre letzte Bergtour mit Gerlinde Kaltenbrunner führte und warum ihrer Meinung nach nur Gipfel zählen, die man ohne Flaschensauerstoff bestiegen hat - all das kommt im Podcastgespräch mit Anja Kofler zur Sprache.

Es geht um das Verlassen von Komfortzonen und um die Auswüchse des modernen Expeditionstourismus, aber auch um eine veränderte Rolle der Sherpas und die immer noch bittere Armut in einem Land, das für Billi Bierling zur zweiten Heimat wurde.

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