Ihr Dolo Plus Vorteil:
Diesen Artikel jetzt anhören

„Mein Studium war die absolut richtige Entscheidung.“

Wie die Musik das Leben prägt und Innsbruck zu einem zweiten Zuhause wurde: Elisabeth Kirchmair im Interview.

Ich treffe Elisabeth (von Freunden und Familie „Lissi“ genannt) an einem grauen, föhnigen Herbsttag in einem gemütlichen Café der Innsbrucker Altstadt. Die Tiroler Landeshauptstadt ist – wie auch vor sechs Jahren – die zweite Heimat der 26-jährigen Osttirolerin. Trotzdem fährt sie nach wie vor gerne heim nach Thal.

Der Titel des damaligen Interviews „Meine Geschwister machten es mir nicht leicht“ stimme nicht mehr ganz: „Der Älteste von uns hat zwar in Innsbruck studiert, lebt und arbeitet aber mittlerweile wieder in Osttirol. Eine meiner Schwestern studiert Architektur in Linz und ist derzeit für ein Uni-Projekt zwei Monate in Thailand. Eine andere Schwester studiert seit Oktober diesen Jahres in Wien. Dort gefällt es ihr sehr gut, auch wenn Wien als große Stadt für uns Osttiroler erst mal ungewohnt ist. Unsere Kleinste im Bunde ist Schülerin des Sport BORGs Lienz.“

Trotz der unterschiedlichen Wohnorte und Karrierewege zieht es die fünf Geschwister regelmäßig zurück nach Thal. Ein idealer Treffpunkt, um sich auszutauschen. „Wenn wir es mal nicht schaffen, regelmäßig zu telefonieren, freuen wir uns umso mehr darauf, über Feiertage und lange Wochenenden heimzufahren und dort ausführlich zu quatschen.“

Beruflich und privat ein gutes Team: Elisabeth und ihre Instrumente Saxophon und Klavier. Fotos: Privat

Gemeinsam unternehmen wir eine kleine Zeitreise durch die vergangenen sechs Jahre, als Lissi in den ersten Semestern der Haupt-Studienfächer Saxophon und Musikleitung war. „Von Musikleitung habe ich zu Klavier gewechselt. Diese Fächer darf ich dann an Musikschulen unterrichten. Zusätzlich habe ich Deutsch und Musikerziehung auf Lehramt studiert. Hier bin ich gerade im Masterstudium.“ In den finalen Zügen ihres Studiums unterrichtet die Thalerin mittlerweile unter anderem zehn Klavierschüler von sechs bis 18 Jahren im Einzelunterricht. Die kleinsten Schüler:innen üben mit Elisabeth am (kleineren) E-Piano, die größeren Musiker:innen beweisen sich am normalen Klavier. „Wir probieren viele Sachen aus, spielen Spiele usw. – die Kinder sind super.“

In ihrer Karrierewahl überwiegen die guten Aspekte. „Ich habe gerade den Luxus, alle Schüler:innen einzeln zu unterrichten, was eigentlich nicht der Norm entspricht. Ich habe Klavier auch schon für drei und vier Kinder gleichzeitig unterrichtet. Man lernt natürlich damit umzugehen, es ist aber trotzdem eine Challenge. Natürlich muss bzw. darf ich in meinem Beruf viel sprechen, was ich dann am Ende des Tages an meiner Stimme merke." Mit einem Augenzwinkern erzählt Elisabeth auch von den einen oder anderen übefaulen Schüler:innen. „Das ist aber alles okay – ich war ja früher oft auch nicht anders“, fügt sie hinzu. Wenn man am Ende des Semesters das Gelernte sehe und wisse, welche Fortschritte die Kinder gemeinsam mit einem selbst gemacht haben – das sei schön und motivierend.

Mein Studium war die absolut richtige Entscheidung für mich.

Elisabeth "Lissi" Kirchmair im Heimweh 2.0 Interview

Somit erklärt sich meine Frage, ob Elisabeth es wieder in dieser Form wählen würde, von selbst. Die Musik ist nicht nur beruflich sondern auch privat eine wichtige Konstante in ihrem Leben. Ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten in diversen Musikkapellen, Big Bands und Co. haben sich nicht verändert, wie sie mir erklärt. Bereits seit einigen Jahren ist Elisabeth Mitglied der Innseit’n BigBand, einem Projekt der Musikschule Innsbruck. Auch beim Symphonischen Blasorchester Tirol (SBT), das projektweise zusammen probt, ist sie mit dem Baritonsaxophon dabei. Bei der Innsbrucker Stadtmusikkapelle Wilten ist die Osttirolerin seit Januar 2022 aktives Mitglied. „Daheim bin ich meistens nur bei den Hauptkonzerten der Musikkapelle Assling und des Kirchenchores St. Justina dabei, da sich die regelmäßigen Proben oft mit anderen Terminen überschneiden.“ Ich frage Elisabeth, ob ihr dieses Proben-Pensum nicht oft zu viel sei: „Manchmal schon, aber das habe ich mir selbst ausgesucht und es passt so“, antwortet sie mit einem Lächeln.

Die spärlich gesäte Freizeit verbringt die Thalerin indirekt auch mit ihrer Leidenschaft. „Dadurch, dass ich mit meinen Musikkolleg:innen auch privat gut auskomme, verbringen wir nach den Proben oft Zeit gemeinsam. Natürlich treffen wir uns dann auch gerne mal zum Essen gehen, zu einem Filmabend oder auf ein Gläschen Wein. Man braucht nicht immer was Aufregendes. Einfach mal einen ruhigen Abend zu verbringen ist bei drei bis vier abendlichen Proben pro Woche außerdem richtig angenehm!“

Ich bin wunschlos glücklich. Das was ich mache, taugt mir.

Elisabeth Kirchmair

Das Musizieren soll, auch wenn es sehr zeitaufwändig ist, auf jeden Fall beibehalten werden. „Nach Studienabschluss möchte ich gerne an einer Schule Musik und Deutsch unterrichten und zusätzlich an einer Musikschule als Saxophon- und Deutschlehrerin tätig sein. Ich würde mich sehr freuen, wenn mir die Kombination aus diesen Sachen gelingt.“ Eine mögliche Rückkehr in ihre Heimat in Zukunft schließt Elisabeth dabei nicht aus.

Abschließend interessiert mich, ob es etwas gibt, das Elisabeth in ihrem Leben erreichen oder erleben möchte. Sie überlegt und beschließt: „Das klingt jetzt komisch, aber: Nein, nichts Bestimmtes! Einmal im Jahr fahre ich relativ spontan innerhalb Europas auf Urlaub. Das mag ich sehr. Ich bin wunschlos glücklich. Das was ich mache, taugt mir. Ich habe supernette Leute um mich herum, die immer für mich da sind. Mir geht nichts ab!“

Ihrem Ich vor sechs Jahren würde Elisabeth eine wichtige Botschaft mit auf den Weg geben: „Es ist okay, wenn man nicht alles schnell-schnell durchmacht. Wenn etwas länger dauert ist es okay, wenn es schneller geht ist das auch okay. Jeder geht seinen eigenen Weg. Man gibt ja immer sein Bestes und das passt! Höhen und Tiefen erlebt jeder von uns. Da darf man sich nicht zu viel reinreden lassen.“


Zwischen 2014 und 2016 befragten die Künstlerin Linda Steiner und das Redaktionsteam von Dolomitenstadt mehr als hundert Studierende mit Osttiroler Wurzeln nach ihren Zukunftsplänen und -träumen. Wir nannten die Interviewserie „Heimweh“. Jahre später laden wir die Gesprächspartner:innen von damals in der zweiten Staffel Heimweh 2.0 erneut zum Interview. Was hat sich seither getan in dieser besonders spannenden Phase des Lebens?

Elena Einhauer hat Marketing & Kommunikation studiert und lebt in Innsbruck. Als freie Journalistin berichtet sie für dolomitenstadt.at über aktuelle Events und stellt spannende Persönlichkeiten vor, mit einem Blick für das Besondere, den auch ihre Fotoreportagen widerspiegeln.

Das könnte Sie auch interessieren

„Meine Geschwister machten es mir nicht gerade einfach!“

Elisabeth Kirchmair aus Thal studiert Lehramt Musikerziehung und Deutsch in Innsbruck.

Keine Postings

Ein Posting verfassen

Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren