Ihr Dolo Plus Vorteil:
Diesen Artikel jetzt anhören

In Osttirol gibt es jährlich 40 bis 70 Betretungsverbote

Gewalt gegen Frauen ist nach wie vor allgegenwärtig. Frauenzentrum und Soroptimistinnen setzen Zeichen.

Der 25. November ist internationaler Gedenktag für alle Frauen und Mädchen, die Opfer von Gewalt wurden. Der 10. Dezember ist internationaler Tag der Menschenrechte. Zwischen diesen beiden Terminen wird alljährilich an 16 Tagen mit verschiedenen Aktionen auf das Thema Gewalt gegen Frauen aufmerksam gemacht. 

In Österreich ist jede fünfte Frau körperlicher und bzw. oder sexueller Gewalt ausgesetzt, so eine Auswertung der Autonomen Frauenhäuser Österreichs (AFÖ). Insgesamt 41 Mordversuche an Frauen und 27 erfolgte Frauenmorde wurden heuer bereits registriert. 25 Tötungen wertet die AFÖ als sogenannten „Femizid“. Damit ist Österreich Spitzenreiter bei Frauenmorden in Europa. 

Auch in Osttirol ist häusliche Gewalt ein Thema, drei von zehn Frauen sind betroffen.  „Im Schnitt gibt es zwischen 40 und 70 Wegweisungen und Betretungsverbote“, berichtete Bezirkshauptfrau Olga Reisner bei einem Pressegespräch gemeinsam mit den Beraterinnen des Frauenzentrums und dem Soroptimist-Club in der Lienzer Stadtbücherei. Auch das Frauenzentrum teilt Zahlen: 75 Prozent der 284 Beratungen im Jahr 2022 behandelten das Thema Gewalt. Betroffene können sich an das Frauenzentrum Osttirol wenden:

Während der 16 Aktionstage sind die Fahnen „Frei leben ohne Gewalt“ auf dem Johannesplatz und dem Egger Lienz-Platz gehisst. Das Frauenzentrum hat sich in diesem Jahr außerdem an dem Projekt „Roses against violence“ beteiligt. Mit selbstgehäkelten lila Rosen wird auf das Thema Gewalt gegen Frauen aufmerksam gemacht und ein Zeichen für das Recht auf ein gewaltfreies Leben gesetzt.

Besonders alarmierend ist, dass die Gewalt an Frauen trotz breiter Aufklärung in den letzten Jahren stark gestiegen ist. Im Jahr 2022 führte das Gewaltschutzzentrum Tirol insgesamt rund 6.300 Beratungsgespräche mit 1.650 Personen - über 80 Prozent davon waren Frauen. In diesem Jahr verzeichnet das Gewaltschutzzentrum Tirol mit Stand November 1.460 beratene Personen. Der Handlungsbedarf ist groß. Das Land Tirol beispielsweise macht mit der Kampagne „Gleiche Chancen für SIE“ auf strukturelle Gewalt aufmerksam. Diese ist Ursache ungleicher Lebenschancen von Frauen und Männern, wie beispielsweise unterschiedliche Machtverhältnisse und Möglichkeiten. 

„Es ist wichtig, dieses Thema in der Öffentlichkeit zu behandeln. Zu schauen, wie wir patriarchale Strukturen durchbrechen und verändern, wie können wir mehr Gleichberechtigung schaffen. Frauen verdienen in Österreich noch immer weniger und haben schlechtere Startbedingungen. Das muss alles berücksichtigt und darauf hingewiesen werden. Umso notwendiger ist es diesen schlimmen Situationen ein Ende zu setzten“, betont Brigitte Schieder vom Frauenzentrum. 

v.l.: Sabine Unterweger (Mädchenberatung), Annunziata Ortner (Soroptimist Club Lienz), Bezirkshauptfrau Olga Reisner, Brigitte Schieder (Frauenzentrum), Susanne Scheran (Soroptimist Club Lienz). Foto: Anja Kofler

Und der Blick in die Zukunft? Stimmt wenig optimistisch. In Deutschland  wurden junge Männer zum Thema Gewalt in der Partnerschaft befragt. Mehr als ein Drittel der befragten Männer gab an, dass sie gegenüber Frauen schon einmal handgreiflich werden, um ihnen Respekt einzuflößen. Für jeden dritten Mann ist es ebenfalls akzeptabel, wenn ihm bei einem Streit mit der Partnerin die Hand ausrutscht. Ergebnisse die erschrecken und zeigen, dass noch sehr viel Energie und Ressourcen in die Aufklärungs-, Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit gesteckt werden müssen, wie Mädchenberaterin Sabine Unterweger betont:


Frauenzentrum Osttirol, Beratung für Mädchen und Frauen
Schweizergasse 26, 9900 Lienz
Tel. +43 4852 67193
info@frauenzentrum-osttirol.at
Frauenhelpline gegen Gewalt: +43 800 222 555

Am 30. November 2023 zeigt das Frauenzentrum um 18.15 Uhr den Film „Feminism WTF“ von Katharina Mückstein im CineX Lienz.

Das könnte Sie auch interessieren

„Ist Luisa hier?“ Eine Frage schützt Frauen im Nachtleben

Der Luisa-Code soll auch in Osttirol bei sexuellen Belästigungen einen Ausweg bieten.

2 Postings

Senf
vor 11 Monaten

nur ein versuch es zu ergründen ...

... wohl oder doch nicht nicht ein spiegelbild der osttiroler christlich-sozialen parteienlandschaft, "die frau sei dem manne untertan" ...

1.Petrus 3:1 Desgleichen sollen die Weiber ihren Männern untertan sein, auf daß auch die, so nicht glauben an das Wort, durch der Weiber Wandel ohne Wort gewonnen werden (nach der biblischen schatzkammer, https://bibeltext.com/1_corinthians/14-34.htm)

?

 
0
0
Sie müssen angemeldet sein, um ihre Stimme für dieses Posting abzugeben.
Senf
vor 11 Monaten

Das Thema scheint in Oschttiol keinen Diskussionsanreiz zu haben. Warum wohl?

 
1
1
Sie müssen angemeldet sein, um ihre Stimme für dieses Posting abzugeben.
Ein Posting verfassen

Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren