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Nach dem Studium in Frank­reichs Lavendelfeldern wälzen

Paul Zinell erzählt wie er von Gesetzes- zu Theatertexten kam und vom Juristen zum Künstler wurde.

2015 haben wir Paul Zinell für die Heimweh-Serie zum ersten Mal interviewt. Damals stand er noch mitten im Jus-Studium und kurz vor seinem Erasmus Auslandsjahr in Bologna, Italien. In dieser Zeit begann er schon verstärkt, seine künstlerische Ader immer mehr in Poetry Slams, Theater-, Tanz oder Improvisationsgruppen auszuleben. 

Sein Studium hat er parallel dazu abgeschlossen, denn - so sagt der gebürtige Lienzer - lange Texte auswendig zu lernen, fiel und fällt ihm nicht schwer. Inzwischen sind es jedoch nicht mehr Gesetzesparagraphen, sondern vielmehr Theater-, Literatur- und Kabaretttexte mit denen er sich beschäftigt, denn „zur Rechtsgelehrsamkeit konnte ich mich nicht bequemen“, zitiert er aus Faust. So erschienen zum Beispiel im Jahr 2021 zwei seiner Gedichte „An die Flussstadt“ und „Stadt Land Fluss“ in dem Buch „Alles im Fluss“, in dem 26 Autor:innen insgesamt 42 Texte zum Thema Wasser verfassten.

Paul beschreibt sich selbst als gelernter Jurist und autodidaktischer Künstler. Foto: Silvia Ebner

Im gleichen Jahr leitete er in Lienz einen Workshop mit Lehrlingen der Firma Frey, die mit seiner Hilfe Wortspiele, Sketches, Choreographien und Poetry Slam Auftritte ausprobierten. Heuer waren es 22 Teilnehmer der Fachberufe Bürokauffrau bzw. -kaufmann sowie Sport- und Textilverkäufer:innen der Tiroler Fachberufsschule in Lienz, die in dem Workshop „Zwischen Streamen und Dreamen“ das Thema Rausch, Party und Weltflucht in verschiedenen Szenen künstlerisch bearbeiteten.

Er selbst schreibt, denkt und philosophiert permanent weiter, unter anderem in seinem eigenen Kabarett-Programm „Yoga und Yoghurt“, das er sicher irgendwann auch in Osttirol zeigen wird. Ein kleiner Vorgeschmack auf seine humoristischen Abhandlungen zeigt er im folgenden Video:

Zurzeit verbringt Paul Zinell allerdings noch ein Auslandsjahr als Sprachassistent in Arles im Süden von Frankreich, um sich dort „in Lavendelfeldern zu wälzen“ und sein deklariertes Lebensziel weiter zu verfolgen. Und dieses Ziel ist mehr eine Vision als nur ein Traum, nämlich, das Leben so zu gestalten und zu erleben, dass dabei immer „ein Gefühl der Lebendigkeit“ erhalten bleibt.


Zwischen 2014 und 2016 befragten die Künstlerin Linda Steiner und das Redaktionsteam von Dolomitenstadt mehr als hundert Studierende mit Osttiroler Wurzeln nach ihren Zukunftsplänen und -träumen. Wir nannten die Interviewserie „Heimweh“. Jahre später laden wir die Gesprächspartner:innen von damals in der zweiten Staffel Heimweh 2.0 erneut zum Interview. Was hat sich seither getan in dieser besonders spannenden Phase des Lebens?

Silvia Ebner ist eine Erzählerin mit Leib und Seele. Ihr erstes Buch „Vom Sterben. Und Leben“ erschien im Sommer 2018 im Dolomitenstadt-Verlag und wurde gleich zum Bestseller. Die Sprachlehrerin arbeitet auch als Journalistin, Theaterautorin und Podcasterin.

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