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Ab 9. November ist der Romanerfolg von Robert Seethaler im Kino zu sehen. Foto: epo-film/Tobis, Heinz Laab

Ab 9. November ist der Romanerfolg von Robert Seethaler im Kino zu sehen. Foto: epo-film/Tobis, Heinz Laab

Vorhang auf für „Ein ganzes Leben“ in Lienz

Der Romanerfolg von Robert Seethaler läuft ab 9. November im Kino – Eine schlichte Geschichte in prächtiger Kulisse.

Robert Seethaler ist ein Phänomen. Fast jedes Buch, das der 57-jährige Wiener veröffentlicht, stürmt in Deutschland und Österreich die Bestsellerlisten. Das war auch 2014 bei seinem fünften Roman "Ein ganzes Leben" so. Auf 150 Seiten erzählte er von einem dörflichen Hilfsarbeiterleben aus dem 20. Jahrhundert und zeigte, dass vermeintlich Unscheinbares doch erzählenswert ist. Den Beweis, dass es auch sehenswert ist, tritt Hans Steinbichler in seiner Verfilmung leider nicht an.

Seethalers Protagonist Andreas Egger wird nach dem Tod seiner Mutter als Vierjähriger von einem Verwandten aufgenommen, einem patriarchalisch herrschenden Großbauern, der den Buben bei einer der vielen Züchtigungen zum Krüppel schlägt. Als er dem Ziehvater eines Tages Gegenwehr androht, wird er davongejagt und bietet fortan seine Dienste für Gelegenheitsarbeiten an.

Er landet als Arbeiter beim Seilbahnbau und bezieht mit seiner großen Liebe Marie eine kleine Hütte. Das Leben scheint es trotz aller Widrigkeiten gut mit Egger zu meinen. Doch eine nächtliche Lawine raubt ihm Frau und Hof und Glück. Im Zweiten Weltkrieg gerät er in Kriegsgefangenschaft und ist bei seiner Rückkehr nach vielen Jahren erneut das, was er zu Anfang seines Lebens war: ein bloß geduldeter Habenichts und Außenseiter.

 Julia Franz Richter und Stefan Gorski in „Ein ganzes Leben“. Der Film ist eine Liebeserklärung an das Leben in den Bergen mit allen Höhen und Tiefen. Foto: epo-film/Tobis, Marie Egger

Der im Schweizer Solothurn geborene deutsche Filmregisseur Hans Steinbichler ("Hierankl", "Winterreise", "Das Tagebuch der Anne Frank" u.a.) setzt in seiner in Ost- und Südtirol und Oberbayern gedrehten Verfilmung des Buches, das in 40 Sprachen übersetzt wurde und sich im deutschen Original 1,1 Millionen Mal verkaufte, ganz auf prächtige Bergkulissen, strahlende Farben und eine noch unberührte Natur, die touristisch erst erschlossen wird. Dieses Postkarten-Paradies kontrastiert mit dem harten Leben, das jene führen müssen, die in der Hierarchie unten angesiedelt sind. Aufstieg ist in diesem sozialen System auch für jene nicht vorgesehen, die hart zu arbeiten gewillt sind und niemandem etwas zuleide tun.

Für Andreas Egger hat Steinbichler gleich drei Schauspieler aufgeboten. Der heute 12-jährige Ivan Gustafik spielt den Buben Andreas, dem gleich eingebläut wird, dass sein Platz ganz unten in der Rangordnung ist. Der 32-jährige Wiener Stefan Gorski, nach dem Reinhardt-Seminar an das Düsseldorfer Schauspielhaus engagiert, absolviert den Hauptpart und versucht, dem ebenso ent- wie verschlossenen Mann in der Beziehung zu Marie (Julia Franz Richter) eine weiche, liebende Seite zu geben.

Der profilierte Schauspieler August Zirner (67) hat die Rolle des alten Egger bekommen. Schon die Staffettenübergabe ist wenig überzeugend gelöst: Plötzlich taucht er hinter einem Heuballen als um Jahre gealterte Hauptfigur mit neuem Gesicht auf. Auch in weiterer Folge wirkt er wie ein urbaner Fremdkörper in diesem dörflichen Ambiente, in dem Robert Reinagl, Marianne Sägebrecht und Maria Hofstätter stimmigere Farben einbringen. Gegen Ende darf er jedoch die ergreifendsten Gesten setzen. Egger, zeit seines "ganzen Lebens" ein Mann der Tat, verweigert diese dabei zweimal: Die angebotene Liebesnacht mit der ihm zugetanen Lehrerin lehnt er ebenso ab wie die Chance, sich an seinem Ziehvater zu rächen.

So schlicht der Roman war, so groß in Bild und Ton wirkt nun der Film, der nach seiner Österreich-Premiere in Lienz am 9. November regulär in die heimischen Kinos kommt und den Bestseller zum Blockbuster machen will. Steinbichlers "Ein ganzes Leben" erinnert in Sujet und Erzählweise an Reinhold Bilgeris Film "Der Atem des Himmels". Der wurde, man muss es neidlos sagen, im Kino wie im Fernsehen ein großer Publikumserfolg.

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Ein Posting

Koal
vor einem Jahr

Die schauspielerische Leistung von Herrn Gorski .... einfach genial !!! Sehr sehenswerter Film !

 
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