Aktuell mehren sich auf der Meldeplattform www.naturbeobachtung.at Sichtungen der Südrussischen Tarantel. Die für den Menschen völlig ungefährliche Spinnenart verirrt sich derzeit verstärkt in Gärten oder Garagen, teilweise auch in Häuser. Der Naturschutzbund bittet, Sichtungen dieser vom Aussterben bedrohten Spinnenart auf der Plattform zu teilen, um mehr über die Verbreitung der seltenen Tiere zu erfahren.
Grund für die aktuell gehäuften Sichtungen sei, dass die Männchen momentan auf Partnersuche sind. Sie wandern – besonders an milden Herbsttagen – viel umher und verirren sich dabei auch in Garagen oder Gärten. Die Weibchen sind ebenfalls auf Wanderschaft, allerdings auf der Suche nach Winterquartieren. Diese bauen sie als Wohnröhren in sandige Böden. Bei der Suche nach geeigneten Quartieren ergeht es ihnen wie den Männchen: Sie verlaufen sich auch manchmal in menschliche Behausungen.
Mit bis zu vier Zentimetern Körperlänge ist die Südrussische Tarantel (Lycosa singoriensis) die größte Spinne Mitteleuropas. Sie kommt seit rund 100 Jahren in Österreich vor – von der ungarischen Grenze im Burgenland über Wien bis zur tschechischen Grenze im Niederösterreichischen Weinviertel. Als Lebensraum bevorzugt sie sandige Böden mit wenig Vegetation und einer hohen Umgebungstemperatur.
Diese Gegebenheiten findet die Steppenart häufig an Gewässerufern, an die die Südrussische Tarantel gut angepasst ist. Ihre Behaarung hält Wasser vom Körper fern, sodass die Spinne in der Lage ist, schnell über die Wasseroberfläche zu laufen und von einer Lufthülle umgeben auch einige Zeit unter Wasser verbringen kann. Die Südrussische Tarantel ist vom Aussterben bedroht. „Sollten Sie ein Tier im Haus finden, retten Sie dieses bitte am besten mit einem Glas oder ähnlichem Behältnis und bringen Sie es ins Freie zurück“, so der Appell des Naturschutzbundes. Die Onlineplattform „Naturbeobachtung“ und die gleichnamige App liefern seit 2006 wichtige Erkenntnisse über den Ist-Zustand der heimischen Natur und dokumentieren deren Entwicklung.
Über die Plattform können Sichtungen der Südrussischen Tarantel eingereicht und von Expert:innen bestimmt werden. Die Meldenden werden durch das Teilen ihrer Beobachtungen zu Hobbyforschern – sogenannten „Citizen Scientists“ – und liefern wertvolle Informationen als Datengrundlage für wissenschaftliche Analysen.
In Osttirol wird man die imposante Spinne allerdings wohl kaum antreffen. Biologe Oliver Stöhr, Mitglied der Naturkundlichen Arbeitsgemeinschaft Osttirol (NAGO) stellt klar: „Nachweise in Tirol gibt es meines Wissens (noch) nicht; ein Auftreten in Tirol beziehungsweise Osttirol ist derzeit aufgrund der Habitatansprüche sowie der aktuellen Verbreitung auch nicht zu erwarten.“
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