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„Osttirol für Mondikolok“ – Neues aus dem Südsudan

Konflikte zogen „Health Care Center“ in Mitleidenschaft. Osttiroler Team vermittelte Erste Hilfe in Uganda.

Seit 2011 engagiert sich der Sozialverein „Osttirol für Mondikolok“ – früher noch als „Osttirol für Jalimo“ – unter der Federführung von Arzt Franz Krösslhuber im Südsudan und den angrenzenden Regionen. Im Dorf Mondikolok hat der Verein ein „Health Care Center“ aufgebaut, musste dieses 2017 wegen Unruhen aber fluchtartig verlassen.

Im Oktober 2023 waren Krösslhuber und seine Mitstreiter abermals vor Ort. Über die Jahre hat die Armee der Regierung während der vorherrschenden Konflikte das Gebäude geplündert und teilweise zerstört. Die Photovoltaikanlage wurde abgebaut, der Generator abmontiert, Mauern wurden eingerissen und medizinische Geräte verkauft.

In der Zwischenzeit hat sich die Lage etwas entspannt, zwischen den Armeen der Regierung und der Opposition wurde ein Waffenstillstand vereinbart. Während der Unruhen wurden jedoch viele Bewohner aus ihrer Heimat vertrieben. Manche von ihnen kehren allmählich wieder zurück, andere harren in Uganda in Flüchtlingslagern aus.

V.l.: Andreas Stotter (OfM), Moses Lokonga (Mondikolok Health Care Center), Erich Fischnaller (Comboni-Missionar aus Südtirol), Annette Muding Turo (Managerin bei Comboni), Jakob Krösslhuber (Kinder- u. Notarzt Uni-Klinik Innsbruck), Franz Krösslhuber (Obmann OfM, Kinder- u.Notarzt) sowie Filmemacher Alexander Papsch-Musikar. Fotos: Osttirol für Mondikolok

„Einerseits wollten wir uns ein Bild von der Lage vor Ort machen, andererseits aber auch nicht mit leeren Händen ankommen“, erklärt Krösslhuber. Deshalb hat das Team aus Osttirol, dem diesmal auch der ehemalige Rotkreuz-Geschäftsführer Andreas Stotter angehörte, Menschen in Uganda Erste Hilfe beigebracht. Der Filmemacher Alexander Vittorio Papsch-Musikar war Teil des Reisetrosses. Er drehte 30 kurze Videos zum Thema mit den Menschen vor Ort.

„Das kann man kaum mit unseren Gegebenheiten vergleichen. Dort beginnt Erste Hilfe bei den Grundlagen. Sie hatten keine Tupfer, also nahmen sie zerrissene T-Shirts. Sie hatten keine sterilen Handschuhe, also nahmen sie Plastiktüten“, erzählt Stotter. Gemeinsam habe man den Einheimischen gelernt, wie man gebrochene Knochen schient, Verunglückte in die stabile Seitenlage bringt und Wunden verarztet.

Auch das medizinische Zentrum der Osttiroler im Südsudan bleibt mittlerweile von Angriffen verschont. Dort haben sich ein paar Familien eingerichtet. Grundvoraussetzungen für einen Wiederaufbau seien jedoch die Gewährleistung der Sicherheit sowie die Rückkehr der Geflüchteten. Sind diese Faktoren gegeben, so Krösslhuber, könne man das Gesundheitszentrum in wenigen Wochen wieder in Schuss bringen. Zu Spitzenzeiten wurden im Health Care Center bis zu 100 Menschen versorgt, unter den aktuellen Gegebenheiten schaffe man nur einen Bruchteil davon.

„Noch ist es zu unsicher, vor allem in der Region, in der das Zentrum steht“, sagt Krösslhuber. Deshalb kann er auch nicht sagen, wann der Wiederaufbau angegangen wird. Bevor es für ihn und seine Begleiter vergangene Woche aus Afrika zurück nach Osttirol ging, erlebte das Team „den emotionalen Höhepunkt der Reise“, wie Krösslhuber erzählt.

Josephine, ein Mädchen aus dem Südsudan, begegnete dem Arzt 2015 zum ersten Mal. Sie hatte ein geeitertes Bein samt Knochenbruch. Das hätte zur Amputation und schlimmstenfalls zum Tod des Mädchens führen können. Krösslhuber kümmerte sich damals darum, dass Josephine medizinisch versorgt wird.

Josephine im Jahr 2015. Sie überlebte dank Krösslhubers Hilfe.
Acht Jahre später sahen sie einander wieder.

„Als wir jetzt wieder dort waren, wollte ich unbedingt wissen, was aus ihr geworden ist“, so der Mediziner. Sie erzählte es ihm bei seiner Rückkehr nach Afrika im Oktober. Josephine ist heute 23 Jahre alt und studiert an der Universität. Über Umwege kam das emotionale Wiedersehen mit dem Mädchen zustande. Josephine dankte Krösslhuber von ganzem Herzen: „Du hast mir das Leben gerettet.“

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4 Postings

Paradiso
vor einem Jahr

Es ist schon beschämend, unter welchen Bedingungen ein Teil der Weltbevölkerung leben muss, während in anderen Teilen der Welt scheinbar unendlich viel Geld für Waffen zur Verfügung steht um Krieg zu führen.

...und wir wissen oft nicht zu schätzen wie gut es uns geht!

Große Hochachtung an Dr. Krösslhuber und sein Team für das unermüdliche Engagement und den "langen Atem", der immernoch unter Beweis gestellt wird trotz starkem Gegenwind.

 
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    Enrico Andreas Menozzi
    vor einem Jahr

    Die führen ja auch Krieg im Sudan , wo unterschiedliche Generäle die Macht inne haben wollen . Auch dort ist Russland involviert , zwar nur klein aber mit dabei . Wäre man in Europa ( Frankreich u Deutschland) nicht auf beide Augen blind gewesen , gäbe es keinen Krieg in der Ukraine .

    Auf jeden Fall super Leistung von der Organisation und das sie vor Ort helfen .

     
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    Nickname
    vor einem Jahr

    alle Mächte haben dort Interessen. wir haben nicht soviele Ressourcen wie Afrika, um so zu leben wie wir es gewonnt sind ;-)

     
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    Chronos
    vor einem Jahr

    Respekt und Hochachtung für das persönliche Engagement. Dr. Krösslhuber und sein Team leisten Großartiges und schließe mich Ihrer Meinung zu 100% an!

    Jedoch völliges Unverständnis und Kopfschütteln, warum Ihnen, @Paradiso, aus nichtverständlichen Gründen, 3 (drei) nicht zustimmen.

     
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