Sie ist gebürtige Klagenfurterin, hat Medizin studiert, 13 Monate in der Antarktis verbracht und ist Reserveastronautin der Europäischen Weltraumorganisation (esa) - Carmen Possnig lebt ihren Traum. Schon als Kind war sie vom Sternenhimmel fasziniert. Als Mädchen stellte sie sich Fragen wie „Was ist da draußen (gemeint Weltall)?“, und ließ sich von großen Namen der Wissenschaft ermutigen.
Robert Falcon Scott ist einer dieser Namen. Scott bereiste mehrmals die Antarktis bevor er 1912 den schweren Bedingungen des ewigen Eises erlag. Seine lebensgefährlichen Expeditionen beurteilte er als „viel besser als gemütlich zu Hause zu sitzen“. Ein Satz, der die Kärntnerin dazu inspirierte, sich kein Limit zu setzten. Gesagt getan: Carmen Possnig überwand Komfortzonen und Kontinentgrenzen. Im Rahmen des MINT-Festivals erzählte sie am Dienstag, 24. Oktober, Schülerinnen und Schülern von ihren Abenteuern und bestärkte die Jugendlichen mit den Worten „bleibt neugierig“.
2017 reiste Carmen als Forschungsärztin in die Antarktis. Als Mitglied einer 13-köpfigen Crew befasste sie sich in der „Station Dome Concordia“ im Auftrag der esa mit den Auswirkungen völliger Isolation und geringen Sauerstoffmangel auf den menschlichen Körper. Die Ausgangsfrage lautete: „Sind wir dazu bereit auf einem anderen Planeten (zum Beispiel Mars) zu leben?“
Gemeinsam mit elf Männern und einer Frau verbrachte die Medizinerin 13 Monate in einer Station, die gänzlich von der Außenwelt abgeschottet war. Neben sprachlichen Differenzen - ihre Kollegen waren hauptsächlich aus Frankreich und Italien - und der Kälte zählten die veränderten und beeinträchtigten Sinneswahrnehmungen zur größten Herausforderung.
Nichtsdestotrotz hat sie ihren Aufenthalt keine Sekunde bereut. Sie würde auch ein weiteres Mal an den Südpol reisen. „Ehrlich gesagt, vermisse ich die Zeit“, erzählte sie und lächelt. Zu einigen Kollegen hat sie immer noch Kontakt. Während der Monate hat die Crew zur Ablenkung eine Kletterwand aufgebaut, viel musiziert und Themen-Abende veranstaltet.
Bis vor mehr als 40 Jahren wäre es undenkbar gewesen, als Frau Teil solcher Forschungsstationen am Südpol zu sein. 1980 wurde es Dr. Louise Holliday, als erster Frau erlaubt, in der Antarktis für das australische Antarktisprogramm zu überwintern und als Ärztin an der „Davis Station“ zu fungieren. An der russischen Wostok-Station werden beispielsweise heutzutage immer noch keine weiblichen Mitglieder gestattet.
„Immer noch arbeiten wenige Frauen in den technischen Berufen, die für den Aufenthalt am Pol notwendig sind“, erläutert Carmen, die von 2017 bis 2018 nur eine weitere Frau als Teammitglied zählte. Neben Forscher:innen sind auch technische Berufe wie Elektriker und Mechaniker gefragt.
Die Forschungsmedizinerin und seit 2022 auch Reserveastronautin beantwortete nach ihrem Vortrag zahlreiche Fragen der anwesenden Schüler:innen. Mit „Wir leben in einer Zeit, in der wir Dinge schaffen können, die unseren nachfolgenden Generationen erzählt werden“ und „arbeitet mit Leidenschaft, dann zählt ihr immer zu den Besten“ ermutigte sie abschließend vor allem die jungen Mädchen, Träume zu haben und diese mit großen Schritten zu verfolgen.
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Der Vortrag war auch rhetorisch gesehen ein Hochgenuss.
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