Heftiger Sturm in Nordtirol fordert ein Todesopfer
Ein 86-Jähriger wurde auf einer Forststraße in Landeck von einem umfallenden Baum erschlagen.
Der stürmische Südföhn in Tirol mit Windspitzen von bis zu 200 km/h am Patscherkofel hat am Freitag ein Todesopfer gefordert. Ein 86-Jähriger wurde auf einer Forststraße in Landeck von einem umfallenden Baum erschlagen, bestätigte die Polizei der APA mehrere Medienberichte. Der Mann war aus dem Auto gestiegen, weil ein Baum auf der Fahrbahn lag. In dem Moment stürzten plötzlich zwei weitere Bäume um, einer davon traf den 86-Jährigen. Er verstarb noch an der Unfallstelle.
Geosphere Austria hatte am Freitag für das hintere Zillertal die höchste Warnstufe "Rot" ausgegeben, teils galt in Tirol weiter "Orange". Bäume knickten um, Dächer waren abgedeckt - auch Stromausfälle waren die Folge. Laut Angaben der Polizei ereigneten sich bis Freitagnachmittag außer dem tödlichen Unfall in Landeck keine weiteren schweren Unfälle. Bis Mittag mussten die Feuerwehren jedoch zu rund 100 Einsätzen ausrücken, besonders zwischen Innsbruck und Jenbach sowie im Wipptal. Hauptgrund für die Einsätze waren umgestürzte Bäume, die auch kurzzeitige Straßensperren zur Folge hatten. Die Brennerbahnstrecke wurde am Vormittag wegen Bäumen, die auf die Oberleitung gestürzt waren, gesperrt. Für den Regionalverkehr bis zum Brenner wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Laut ÖBB-Streckeninfo waren im Fernverkehr zwischen Steinach am Brenner und Bozen bis voraussichtlich 18.00 Uhr keine Fahrten möglich.
Doch auch in anderen Bundesländern blies der Föhn sehr stark. 171 km/h wurden in den Hohen Tauern bei der Rudolfshütte in Salzburg gemessen, 150 km/h beim Semmering in Niederösterreich. Geosphere berichtete am Freitag, dass es auf vielen Bergen orkanartige Böen über 120 km/h, teils auch deutlich über 150 km/h gab. In den Tälern waren verbreitet 60 bis 80 km/h zu erwarten, stellenweise auch bei 100 km/h und darüber. Speziell in den klassischen Föhnschneisen waren über 100 km/h möglich, zum Beispiel vom Wipptal in Tirol bis zu den Tälern der östlichen Tauern, wie dem Gasteinertal in Salzburg. Über 100 km/h gab es in den Tallagen mit 124 km/h Schmirn in Tirol, einem Seitental von Wipptal, 118 km/h Kolm Saigurn am Fuße des Sonnblicks in Salzburg, 104 km/h Achenkirch (Tirol) wie auch im Salzburger Abtenau. Am Tiroler Patscherkofel wurde mit 197 km/h der vierthöchste Wert überhaupt hier seit Wind-Messbeginn 1977 gemessen.
Der kräftige Föhn hielt am Vormittag auch die Einsatzkräfte in Vorarlberg auf Trab. Die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) verzeichnete bis zum Nachmittag 90 Einsätze, die sich vor allem auf den Großraum Feldkirch konzentrierten. Die Einsatzkräfte entfernten umgeknickte Bäume von Straßen und Stromleitungen, Dächer wurden abgedeckt. In Rankweil (Bez. Feldkirch) musste laut Medien eine Waldkindergarten-Gruppe in Sicherheit gebracht werden, weil neben dem Kindergarten ein Baum umstürzte. Die Gruppe blieb unversehrt. Auch aus Salzburg und Kärnten wurden Feuerwehreinsätze gemeldet.
In Dornbirn waren laut der Vorarlberger Energienetze GmbH 15.000 Haushalte kurzzeitig ohne Strom, ebenso rund 70 Kunden in Schoppernau (Bregenzerwald) und Satteins (Bez. Feldkirch). Stromausfälle gab es auch in Kärnten. Laut Kelag waren 3.000 bis 4.000 Haushalte betroffen im Mölltal, im oberen Drautal, im Rosental und in den Nockbergen. Sperren wegen umgestürzter Bäume gab es laut ÖAMTC unter anderem auf der Großglockner Hochalpenstraße (B107), der Katschberg Straße (B99) und Wurzenpass Straße (B109) zur slowenischen Grenze. Entspannung wurde erst in der Nacht auf Samstag erwartet.
Zu Behinderungen kam es außerdem im Zugverkehr. In Vorarlberg wurde die Bahnstrecke Feldkirch - Buchs unterbrochen, als Bäume auf die Oberleitung stürzten. Unwetterbedingt war auch die Strecke Bregenz-Lauterach blockiert, ebenso in Tirol die Brennerstrecke bei Steinach. Die Arbeiten werden bis in den Nachmittag hinein dauern, so ein ÖBB-Sprecher zu Mittag. Für die betroffenen Strecken wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Bis zum Abflauen des Föhnwinds müssten Fahrgäste jederzeit mit weiteren Störungen rechnen.
Im Süden Salzburgs kam es am Nachmittag zu erheblichen Störungen in der Stromversorgung. Bis zu 14.000 Haushalte waren ohne Strom, kurz nach 16.00 Uhr waren es noch 12.500 Haushalte im Lungau (Turrach), im Pinzgau (Uttendorf) und im Pongau (Gasteinertal). Im Gasteiner Heilstollen waren 200 Gäste von der Außenwelt abgeschnitten, weil die Straße zum Stollen wegen des Sturms gesperrt war.
Der Föhn wurde am Freitag im Laufe des Tages stärker, erreichte am Nachmittag seinen Höhepunkt und wurde am Abend dann allmählich schwächer. Laut Geosphere handelte es sich um eines der stärksten Föhnereignisse der vergangenen Jahre.
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