Anfang Dezember wird die Isel im Stadtgebiet von Lienz zur Großbaustelle. Auf einer Länge von 2,2 Kilometern und mit einem Gesamtaufwand von rund 14 Millionen Euro soll der Gletscherfluss durch eine Tieferlegung um bis zu zwei Meter und eine Reihe weiterer Baumaßnahmen hochwassersicher gemacht werden. Sicherheit bedeutet in diesem Fall, dass auch ein „hundertjährliches“ Hochwasserereignis zu keinen Überflutungen im Stadtgebiet führen darf.
Bei der Beschlussfassung und Budgetierung Ende des Vorjahres ging man in Lienz von einem Bauvolumen von insgesamt 10.440.000 Euro aus. Diese Summe wurde an den Bund übermittelt, der knapp 85 Prozent der Kosten übernehmen sollte und das auch zusagte. Nach einer Ausschreibung im Sommer dieses Jahres war aber schnell klar, dass Inflation und Baukostenexplosion auch an der Isel gravierend durchschlagen. Die Lienzer Baufirma Frey war mit 11.741.801 Euro günstigster unter fünf Bietern und erhielt den Zuschlag.
Rechnet man weitere Kosten, etwa für die Projektierung dazu, verteuert sich der Hochwasserschutz auf mittlerweile 12.960.000 Euro. Doch damit nicht genug. Weil nur bei niederem Wasserstand im Spätherbst und in den Wintermonaten gebaut werden kann, sind drei Jahre Bauzeit projektiert, mit dem Risiko weiterer Preissteigerungen durch die Indexierung. Dieses Risiko soll eine „Preisgleitung“ abfangen, im Prinzip eine Art Hochrechnung, die in die Kalkulation einfließt.
Laut Bürgermeisterin Elisabeth Blanik, die diese Zahlen bei einer Gemeinderatssitzung am 3. Oktober vortrug, summieren sich die so ermittelten Gesamtkosten für den Hochwasserschutz auf rund 13,9 Millionen Euro. Damit wurde eine neuerliche Anfrage beim Bund unumgänglich, der nun 11,8 Millionen Euro übernehmen soll. Das war auch der Grund für die außerordentlich einberufene Sitzung, die nur diesen einen Tagesordnungspunkt hatte. Auf die Stadt Lienz kommen neben den 2,1 Millionen Euro für die Verbauung noch Extrakosten von 115.000 Euro für die Ufergestaltung am Iselkai hinzu. Diesen Posten muss man alleine berappen, hier zahlt der Bund nicht mit.
Und es ist Eile geboten. Zum einen tagt das entscheidende Gremium im Landwirtschaftsministerium Ende November. Zum anderen soll die Niedrigwasser-Phase genutzt werden. Nickt das Ministerium auch die höheren Kosten ab – wovon man in Lienz ausgeht – könnte der Auftrag an Frey gleich anschließend erfolgen. Dann starten die Bauarbeiten im Dezember dieses Jahres.
Zur Sitzung eingeladen waren auch der neue Leiter des Baubezirksamtes, Johannes Nemmert, begleitet von Michael Konrad, Projekteiter für dieses Vorhaben beim Baubezirksamt und Walter Hopfgartner, Sachbereichsleiter Wasserwirtschaft. Die Experten erläuterten Details der Umsetzung und beantworteten Fragen, etwa jene von Team Lienz-Mandatar Franz Theurl, warum das Land bei diesem Projekt nicht mitzahle? Weil in Lienz – etwa im Gegensatz zur Verbauung in Sillian – nicht einfach Instandhaltung das Thema sei, sondern ein Neubau umgesetzt wird, erklärte Walter Hopfgartner.
Und dieser Neubau hat es in sich. 100.000 Kubikmeter Material werden aus dem Flussbett gebaggert und abtransportiert. Dazu werden zwei Rampen gebaut, eine bei der Schlossbrücke und eine bei der Hofgartenbrücke. Hier wird auf dem ehemaligen Molkereiareal, das der Wohnbaugesellschaft GHS gehört, auch Material vor dem Abtransport zwischengelagert. Die Geschiebe-Messstelle am Iselkai wird abgetragen und flussaufwärts zur Glanzer Brücke verlagert, der Iselsteg wird komplett abgetragen und ohne Stützpfeiler im Fluss neu gebaut. Das Glasgeländer des Stegs wird weiter verwendet. Stützpfeiler werden auf der gesamten Länge das Ufer sichern, das teilweise verbreitert wird. Bei der Schlossbrücke wird es zudem eine Aufweitung geben.
Mehrfach wurde im Lauf der Sitzung betont, dass die lange Planungsphase von rund 15 Jahren nicht unbedingt verschwendete Zeit war, weil das Projekt laufend optimiert und letztlich komplett neu konzipiert wurde. Zunächst dachte man an höhere Mauern auf beiden Seiten des Flusses. Einige Studien und viele Einsprüche später wurde daraus die nun beginnende Eintiefung, die auch an den Ufern Neues bringt. So wird es am rechten Iselweg einen durchgehenden Gehsteig mit Geländer geben und vis á vis am Iselkai einige Treppen als „Erlebnisraum“ am Flussufer.
Hier zeigte sich die Bürgermeisterin bei der Diskussion im Gemeinderat irritiert, als Walter Hopfgartner klarstellte, dass man aus Sicherheitsgründen keinen direkten Zugang zum Wasser plane. Blanik: „Das unterscheidet sich aber von dem, was wir hier herinnen beschlossen haben.“ Hopfgartner: „Das ist in Abstimmung mit der Stadt geschehen“. Blanik: „Gut, dass wir reden“.
23 Postings
Es erfüllt mich mit Freude und Stolz, dass wir hier in Osttirol noch so eine einmalige, naturbelassene Flusslandschaft haben! Nur ja nicht angreifen! Und die Deutsche Tamariske sollte man am besten unter eine Käseglocke stellen!
....ich dachte, es gibt eine neue Umfahrung. (LKW - Lueggbrücke - Sperre)
Artikel verfehlt ??
@Goldmarie wegzaubern wird man das Material nicht können - Projekt dient der Sicherheit der Allgemeinheit
@aktuell 🤦♂️ glaubst du die durften "tiefer" bauen als zulässig?
@MVP wär natürlich ein Hit - mit relativ geringen Mehrkosten - glaub ich aber nicht
Den letzten Absatz verstehe ich jetzt nicht...kommt ein Zugang zum Wasser jetzt oder nicht? Auf den Visualisierungen hat das alles soooo schön ausgeschaut, diese Terrassen bis zum Wasser hin
@mitreder: In der Visualusierung ist der Zugang zum Wasser vorgesehen, lt. Baubezirksamt jetzt nicht mehr. Blanik war selber erstaunt, '...das letzt Wort ist noch nicht gesprochen...' (Zitat)
Gut, dass man über diese Treppen als (betonierten) Erlebnisraum (direkt am Wasser) am Iselkay "redet".
Diese Unfugsidee wird ja hoffentlich wirklich nicht umgesetzt. Mich wunderte ja schon, dass dies sicherheitstechnisch überhaupt zulässig ist, was der Gemeinderat da mal wieder beschlossen hatte. Wer haftet z.B., wenn hier jemand reinfällt, event. Jugendliche, die dort leicht angeschwipst oder eingeraucht nächtlich feiern möchten? Zudem, wer säubert diesen Bereich, wenn er durch Hochwasser verschmutzt oder überhaupt mit Geschiebe oder Baumstämmen u.ä. verlegt wird? Am Wasserrain gibt es genug Stellen, wo man jetzt schon auf natürlichem Weg zur Isel runter kann, da brauchts keine weiteren (verteuernden) Maßnahmen innerhalb der Ufermauern mitten in der Stadt!
Das wird ja lustig. 100.000 m3 Material soll ausgebaggert werden. Das sind ca. 10000 LKW-Fuhren. Wo landet dieses Material und mit wie starker LKW Belastung ist im Stadtgebiet zu rechnen ?
@Goldmarie: Bitte beachte die Bauzeit: 3 (drei) Niedrigwasserperioden, d.h. 3 mal ca. 120 Arbeitstage, d.s. dann 20-25 Fuhren pro Tag! Teilweise wird das Material wiederverwendet, teilweise deponiert (wo, steht noch nicht fest, wird's die Pfister, muss die B 100 gequert werden, ansonsten keine weiteren Störungen ). Viel Aufregung um nichts! Allein die Post verursacht mit ihren ca. 40 Fahrzeugen mehr Fahrten durch Lienz! Und nicht vergessen, es geht um die Sicherheit von Lienz!! ( siehe Sommer 2023: Iselsteg gesperrt)
ist das jetzt echt Ihr Ernst?
Beteiligt sich auch das Grand Hotel an den Kosten? Schließlich werden durch die Verbauung die tief angelegten Terrassen auf der Südseite des Hotels geschützt.
@aktuell: Wie hoch ist Ihr Kostenbeitrag?
Aus Sicherheitsgründen wären wahscheinlich so tief am Flussbett keine privaten Hausterrassen genehmigt worden. Wenn ich mich richtig erinnere, wollte die Stadtgemeinde sogar für das Hotel einen Steg über die Isel bauen, damit die Gäste vom Hotel zu Fuß bequemer ins Stadtzentrum gelangen können. Wie hoch wäre dafür mein Kostenbeitrag ausgefallen?
@aktuell: Sie erinnern sich richtig, allerdings war der fussläufige Bahnhofanschluss und die Entlastung der Fischwirtbrücke der Hintergedanke ! Die Planungskosten beliefen sich auf ca. 38000.-! Das Projekt platzte, weil die neue Eigentümerin des Hofgartens (GsD) nein sagte! Der Bürgermeister hatte mit ihr schlichtweg nicht verhandelt, gesprochen. Wie hoch Ihr Beitrag gewesen wäre, kann ich nicht beziffern, Sie könnten aber mit einer namhaften Spende zur Entlastung des Stadtbudgets beitragen, Danke!!
Ich hoffe sehr, dass man eine stehende Welle zum sufen mitprojektiert hat! Lienz wäre ein Vorreiter in Österreich! Nein... in Mitteleuropa!!!
@MVP: Glaube nicht, dass dies Sinn macht. Bis zur Schmelze weit in den Juni hinein ist viel zu wenig Wasser (Pegel: +/- 200, d.s. beim Iselsteg ca. 50cm H2O), danach wird's gleich gefährlich (heuer fast 400, Steg gesperrt), bald danach, bis jetzt im Oktober +/-250, also blieben ein paar Wochen! Vom Problem der Kosten, Sicherheit und Haftung gar nicht zu reden ! Die Isel ist ein Gletscherfluss, der grossteils unverbaut ist und nach 50km in der Stadt kaum für diese Art von Wassersport geeignet ist; da geht die Sicherheit der Stadt vor!!
leider nein - gibts zb schon in münchen an der isar
eh... is halt nicht grad ums eck
es geht grad nur um die aussage : "Lienz wäre ein Vorreiter in Österreich! Nein... in Mitteleuropa!!!"
Eher nicht, da geht es ja um Sport, und für Sport hat die Sonnen- und Sportstadt Lienz relativ wenig übrig?
Welle gibts schon seid den 70 jahren in München am Eisbach......
Die Wassermenge in München an der Isar beträgt durchschnittlich 173 qm/sec, die der Isel gerade einmal 39 qm/sec....und das sehr stark schwankend (heuer: unter 200cm bis knapp 400 im Juli)
Frau Blanik hätte sowas gerne , sie hätte die perfekte Größe um gut aufs Bord zu kommen und Balance zu halten . Laut ihrer eigenen Aussage ,ist aber aus den schon erwähnten Gründen nicht machbar .
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